Achtung! So besteht man keine Prüfung
Im Internet kursieren mittlerweile etliche Inhaltsangaben zu ▪
Peter
Bichsels
▪
Kurzgeschichte
▪»Die Tochter«.
Manchmal springen einem die Mängel geradezu ins Auge, wie dies
beim obenstehenden Beispiel der Fall ist. Der Verfasser, der dies
als kurze inhaltliche Zusammenfassung des Textes deklariert, hat
offensichtlich den Unterschied zwischen Inhaltswiedergabe und
Interpretation nicht verstanden.
Wer diese Inhaltsangaben einfach per drag'nd drop kopiert und
plagiatiert, ist leicht zu überführen. Aber was eigentlich schwerer
wiegt, ist die Tatsache, dass jemand, der dies tut, offenbar nicht
in der Lage ist, die Qualität der Inhaltsangaben zu beurteilen.
Ansonsten müssten ihr / ihm die Fehler und Mängel auffallen. Alles
zusammen zeugt von mangelnder Fachkompetenz, Schreibkompetenz und
Medienkompetenz des Plagiateurs.
Darüber reflektieren, was den Inhalt der Kurzgeschichte ausmacht
Wer eine Inhaltsangabe zu ▪
Peter
Bichsels
▪
Kurzgeschichte
▪»Die Tochter«
verfassen will, sollte sich, bevor er/ sie diese niederschreibt, vor
allem damit auseinandersetzen, wie die Abfolge des dargebotenen
Geschehens, das nicht linear erzählt wird, in der Inhaltsangabe
verarbeitet werden soll. Schnell wird einem bewusst, dass man dabei
nicht einfach dem Wortlaut des Textes folgen kann.
Auszug aus einer Musterinhaltsangabe
Der nachfolgende Auszug ist einer Musterinhaltsangabe entnommen
und macht deutlich, wie ihr Verfasser bei der Konzipierung der
Inhaltsangabe vorgegangen ist.
[...]
Monika unterscheidet sich in ihrer äußeren Erscheinung von ihren
Eltern und hat einen anderen Lebensstil. Sie besitzt moderne
Konsumartikel wie einen Plattenspieler, hört Platten, die sie
sich aus der Stadt mitbringt und kennt die Interpreten. Dazu
besitzt sie einige Kosmetikartikel, benutzt Parfum, liest
Modejournale, hat einen marokkanischen Lederschemel und raucht,
auch wenn das von den Eltern nicht unbedingt gerne gesehen wird.
Ihren Eltern hat sie eine Vase aus blauem schwedischen Glas
geschenkt.
Sie selbst erzählt nichts, von dem was sie in der Stadt
erlebt und beantwortet die häufigen Fragen ihrer Eltern danach
nicht. Wie ihr Berufsleben als Büroangestellte aussieht, stellen
sich die Eltern daher selbst vor. Abgesehen von der Tatsache,
dass Monika ihre Mittagspause in einem Tearoom in der Stadt
verbringt, wo sie eine Kleinigkeit ist, erzählt sie ihren Eltern
nichts und auch ihre Bitte, ihnen einmal etwas auf Französisch
zu sagen, erfüllt sie nicht. Die Eltern wissen eigentlich nur,
dass die Tochter Stenografieren kann, was ihnen beiden viel zu
schwierig sei. [...]
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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