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Bausteine: John Berger

Äußerungen über John Berger

Aus der Pressemappe des Hanser-Verlags 2009

 
FAChbereich Deutsch
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1. Peter - Alexander Fiedler (1991)
Berger ist ein Fortschreibender, umkreist von Arbeit zu Arbeit variantenreich stets aufs neue zentrale Themen und Phänomene; die Entwurzelung von Menschen etwas, Kunst wie Kultur, Achtung der Natur, die Vergänglichkeit, das Erinnern, das Sichtbare und das dahinter Verborgene, das Böse und Zuneigung, Liebe, Vereinigung als der Menschen einzig mögliche Antwort darauf. Sätze von Ihm lauten; „Kunst ist eine wohlgeordnete Antwort auf das, was uns die Natur gelegentlich ganz kurz wahrzunehmen erlaubt.“ „Natur ist Energie und Kampf. Sie ist das, was Existiert, ohne jedes Versprechen.“. „Eine der Grundhaltungen des Bösen ist: gleichgültig über etwas hinwegzusehen, was man vor Augen hat.“ Berger sieht mit den unbestechlichen Augen des Engagierten, mit dem entdeckenden Auge des Malers, mit dem wissenden Auge des Intellektuellen. Keine dieser Seiten wird überbetont, keine aber auch vergessen. Er kann dem Leser Geschichten so anschaulich erzählen, da der sie zu erleben glaubt. Er kann in seinen Essays, Kunstwerke so hinterfragen, dass der Leser das Gefühl bekommt, darauf wäre er selbst gekommen. Bergers Arbeit liegt ein zentrales Motiv zugrunde: Widerspruch einzulegen. Indem er einer nur auf das Morgen orientierten Welt Erinnern entgegensetzt. Indem er das Scheitern seiner Figuren in fast märchenhaften Bildern widerspiegelt, indem er uns in kristallklaren Reflexionen an Kulturreichtum gemahnt, macht er uns zu Schauenden. Was der Poet uns vors Auge zaubert, macht, sehen, fühlen, hoffen.
(Peter - Alexander Fiedler in Thüringische Landeszeitung 15.6.1991 )

2. Verena Auffermann (1991)
In seinen vielen Kunstbetrachtungen stellt John Berger die Fragen an die Kunst, wie sie jeder Laie, käme er nur auf die Idee, stellen könnte. Weil Berger fragt, sieht er mehr. Und er erklärt sein Sehen so, dass es verdammt einfach klingt. Man könnte auch sagen, dass er von der Bescheidenheit lebt. Alles klingt einleuchtend und ist von vorne gedacht. [...]
Zur Zeit handelt man John Berger als Helden, und er eignet sich dazu. Er spielt mit, ganz in er Laune des Zauberers, dessen größtes Vergnügen es ist, sich selbst ein Vergnügen zu sein. Er gehört zu den wenigen Menschen desjenigen Schlags, die sich nicht im Fragmentarischen vervierteln John Berger profitiert vom Luxus, in vielen Künsten der tollkühne Liebhaber zu sein, und ist überhaupt eine störrische, romantische Spielernatur. Er doziert nicht, er lebt, was ein großer Unterschied.
Der Abenteurer ist ganz Mimik und Gestus, mit Locken, zum Auftritt parat. Alles ist groß, die Nase, das Lachen, die Füße. Auf fremder Straße schlägt er sicher, ohne den Weg zu kennen, die Richtung ein. [...]
Der Schriftsteller, der die Kehr- oder Vorderseite des Menschen Berger ist, fühlt sich von der Bürde des Subunternehmertums oder des Schmarotzers befreit und "schreibt" sich seine Bilder selbst. Wenn Goyas nachte Maya Bergers liegende Göttin ist, dann sitzt der Romancier Berger mit Walter Benjamins Büchern zusammen und ist wie er ein begeisterungsfähiger Passagier. Berger verdankt Benjamin ganz offenkundig gedankliches Terrain. Die gemeinsamen Wanderungen in den Welten des lakonischen Italieners Giacomo Leopardi seien nur des nachstehenden Zitats wegen erwähnt, das die Geduld die heldenhafteste aller Tugenden nennt, "eben weil nichts Heldenhaftes an ihr erscheint". Berger, der geduldige Beobachter, der durchs französische Gebirge als draufgängerischer Motorradfahrer saust, filtert das Leben von unten nach oben, wobei er die Schichten schürfend in seine Sinne taucht. Das Sichtbare war immer schon und bleibt die Hauptquelle für unsere Kenntnis von Welt, behauptet Berger, jeder These von ihrer unsichtbaren Verflüchtigung zum Trotz , ein Zeichen, dass Berger wahrscheinlich im Innersten kein Mensch unseres Jahrhunderts, sondern ein Entdecker, Schwärmer und mutiger Liebhaber nach Art des 19. Jahrhunderts ist.
(Verena Auffermann in Frankfurter Rundschau 25.5.1991)

3. Lothar Baier (1995)
Ein verlässlicher Schriftsteller, John Berger. Wäre das Wort nicht durch inflationären Gebrauch seines Sinns beraubt worden, müsste man ihn auch einen „engagierten“ Schriftsteller nennen. Verpflichtet ist sein Schreiben jedoch keiner Partei, keiner Richtung, auch nicht der „Kultur“, von der man um so mehr Aufhebens macht, je skrupelloser man ihren Ausverkauf betreibt. Es zeugt von einem Gefühl der Verpflichtung für die einzelnen, das eine Seltenheit geworden ist in unserer Zivilisation, die Besessenheit durch die Massenzahlen der Statistik mit leerer individualistischer Rhetorik vereint.
(Lothar Baier in Freitag 23.6.1995)

4. Wolfram Schütte (1991)
Der 1926 geborene englische Schriftsteller John Berger, der heute auf einem savoyardischen Bauernhof lebt (wenn er sich nicht auf Stippvisiten kreuz & quer in Europa aufhält), ist einer der gebildetsten, vielseitigsten und menschenfreundlichsten Intellektuellen, die derzeit in Europa schreiben. Es sieht ganz so aus, als wären die Deutschen die letzten, die das erkennten.
Vor Jahren schon hat Susan Sontag konstatiert, Berger sei "in der zeitgenössischen englischen Literatur einzigartig", heute ist das eine Untertreibung. Einzigartig ist er in der gesamten Gegenwartsliteratur, wenn man darunter mehr und anderes als bloß Roman-Prosa, Poesie, Drama und Essayistik versteht. Zwar gab und gibt es in der vielsprachigen Literatur der Welt manche Multitalente: man denke an Vargas Llosa, oder Juan Goytisolo, an Milan Kundera oder György Konrad, an Giorgio Manganelli oder Andrej Bitow; aber John Bergers Interessen. & Artikulationsradius reichen weiter als der Blick eines genuinen Erzählers, der über sein & seinesgleichen Metier zu reflektieren versteht. Über die Kunst vergisst er das Leben & die Menschen nicht, denen sie sich verdankt. Er ist ein Erotiker des Auges und ein Phänomenologe der strukturellen Geheimnisse des Nicht-Sichtbaren, das er mit dem Zauberstab seiner intellektuellen Sensualität aus dem Sichtbaren herausprozessiert (wie einst Bloch) und uns vors geistige Auge stellt.
(Wolfram Schütte in Frankfurter Rundschau 9.3.1991)

(aus der Pressemappe des Hanser-Verlages zum Autor, 23.09.02)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.03.2020

   
 

 
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