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teachSam-Projekt
Neujahr
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Gert
Egle, Böller und Bäume gegen Böller. Die Kontroverse um das
Silvesterfeuerwerk (Texterörterung,
strukturierte Textwiedergabe)
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Gert
Egle, Knallkopp oder Spaßbremse.
Ein Silvester-Essay
Brot gegen Böller? von Gert Egle (2016)Die
"Bild"-Zeitung
vom 1.1.2016 kürte den Mann zum größten "Knallkopp" von Berlin, weil
er in der Silvesternacht über mehrere Stunden hinweg nach eigenen
Angaben Feuerwerkskörper im Wert von 6.000 Euro zum Explodieren brachte
und in den Nachthimmel verschoss. Ein Wunder fast, dass dabei nichts
passierte. Denn schnell ist, wie übrigens in Hunderten von Fällen bei
jedem Jahreswechsel, die ganze Neujahrsfreude dahin, wenn wegen
unsachgemäßer Böllerei Hände und Gesichter aufs Schwerste verbrannt
werden oder Menschen ein Knalltrauma erleiden. Fakt ist , dass die Freude am Zünden diverser Feuerwerkskörper in
Deutschland sehr groß ist. Selbst in Krisenzeiten, in denen es vielen
Menschen nicht so gut geht oder die allgemeine Stimmung im Hinblick auf
die Zukunft eher gedämpft ist, heften die Menschen ihre Hoffnungen an
die Zündschnüre von Raketen oder vertreiben ihre Sorgen mit dem Knall
eines Kanonenschlages. Der Silvesterumsatz mit Feuerwerksartikeln jedenfalls soll nach
Schätzungen des
Verbandes der pyrotechnischen Industrie
2015 in Deutschland wie im Vorjahr bei etwa 129 Millionen Euro liegen.
Zehn Jahre zuvor waren das noch 96 Millionen. Feuerwerke anderer Art
nicht mit eingerechnet. Gründe, warum die Menschen in so großer Zahl von Feuerwerken im
Allgemeinen und dem Silvesterfeuerwerk im Besonderen fasziniert sind,
gibt es viele und einige hängen unmittelbar mit der Tradition und
Bräuchen zusammen. In der letzten Zeit ist ein Trend festzustellen, der
vom privaten Kleinfeuerwerk im Kreis der Familie und von Freunden
wegführt. Outdoor-Silvesterpartys mit Hunderttausenden von
Teilnehmerinnen und Teilnehmern trotzen Wind und Wetter und lassen sich
unter dem Schutz von Polizeikräften, auch bei Angst vor
Terroranschlägen, ihr Vergnügen beim gemeinsamen Feiern und Böllern in
der Öffentlichkeit nicht nehmen. Vielleicht schließt sich dieses
Verhalten auch an die Tradition an, mit der man in der Zeit zwischen
Weihnachten und Neujahr schon seit Menschengedenken Dämonen, Hexen und
Geister mit allerlei Lärm und Geräuschen vertreiben wollte. Und für das,
was von dem Spuk zurückbleibt, nämlich abertausend Tonnen von Müll, sind
schließlich der Staat und die Gemeinden zuständig. Der Luft selbst tut die ganze Böllerei im Übrigen auch nicht besonders
gut. So hat man z. B. in Baden-Württemberg am Neujahrstag 2016 gemessen,
dass die Feinstaubbelastung deutlich angestiegen war. (vgl.
Stuttgarter Zeitung, 2.1.2016) Die Schadstoffe, die mit jeder in den
Himmel gejagten Rakete in der Luft verteilt werden und in unsere
Atemluft zurückkehren, machen vielen Menschen gesundheitlich kurz- oder
auch längerfristig zu schaffen. Dass die Böllerei für viele Tiere ein
Albtraum ist, Hunde, Katzen oder Pferde in Angst und Panik versetzen
können, kann aber auch eingefleischte Liebhaber der Vierbeiner kaum
davon abhalten, den Jahreswechsel mit Kanonenschlägen "einzuläuten". Aber nicht bei allen, und beileibe nicht nur bei den notorischen
"Spaßbremsen", kommt die Silvesterknallerei nicht gut an. Schon seit
1981 ruft die Hilfsorganisation
Brot für die
Welt dazu auf, wenigstens einen Teil der ansonsten für
Silvesterfeuerwerk ausgegebenen Geldsumme für die Entwicklungshilfe zu
spenden. Für die Präsidentin der Organisation, Cornelia Füllkrug-Weitzel,
steht fest: "Der Spaß, den ein Feuerwerk macht, ist nur kurz. Die
Freude, die durch Teilen entsteht, ist von Dauer." (Brot
statt Böller, 18.02.2015) Allerdings sind solche "Statt-Böller-Kampagnen" keineswegs unumstritten.
So erklärt z. B. die Berliner
TAZ den "Zusammenhang zwischen
dem Hunger in Afrika und dem Geböller" für schlichtweg "konstruiert" und
beruft sich auf die Aktion Dritte Welt Saar, die darin eine Beliebigkeit
sieht, die genauso gut in einer Kampagne wie "Brot statt Jogginganzüge"
fortgeführt werden könne. Auf die eigentlichen Ursachen für den Hunger
in der Welt werde jedenfalls während der Brot-statt-Böller-Kampagne
nicht hingewiesen. Um an Spenden zu kommen, werde damit dem Normalbürger
ein schlechtes Gewissen gemacht, indem man ihm einrede, sein punktuelles
und persönliches Verhalten "habe irgendwie was mit dem Elend in Afrika
zu tun". Für die Aktion Dritte Welt Saar ist das Ganze aber auch eine
typisch protestantische "Lustfeindlichkeit".2) (602 Wörter)
Gert Egle 2016, zuletzt bearbeitet am:
14.02.2023
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Egle, Böller und Bäume gegen Böller. Die Kontroverse um das
Silvesterfeuerwerk (Texterörterung,
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Egle, Knallkopp oder Spaßbremse.
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