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Erzähltexte gestaltend interpretieren

Eine Erzähltext umerzählen

Aspekte der Schreibaufgabe - Formen der gestaltenden Interpretation

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Schreibformen Schreibformen in der Schule
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Surfbrett Kreatives Schreiben

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Didaktische und methodische Aspekte
Einen literarischen Text gestaltend erschließen

Formen des schriftlichen Erzählens in der Schule
Einen Erzähltext umerzählen

Das Umschreiben oder Umerzählen einer literarischen Vorlage ist neben dem ▪ Weitererzählen wohl die häufigste ▪ Schreibaufgabe, die beim ▪ gestaltenden Interpretieren erzählender Texte gestellt wird.

Die Schreibaufgabe gibt dabei im Allgemeinen mit genauen Vorgaben an und benennt damit den Aspekt, unter dem die Umerzählung vorgenommen werden soll.

Besonders gängig sind die nachfolgenden vier Arten von Umerzählungen bzw. Umgestaltungen erzählender Texte. Sie können als ▪ reine Gestaltungsaufgaben gestellt sein, oder auch Teil einer ▪ umfassenden Schreibaufgabe sein, die auf ▪ kognitiv-analytischer Verfahren beruhen und mit metakognitiven Prozessen der Selbstbeurteilung verbunden sein können.

Alle diese Formen lassen sich in ▪ prozess- und ▪ produktorientierten Schreibprozessen modellieren.


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Das ▪ Umerzählen einer fiktionalen, erzählenden Textvorlage stellt eine ▪ produktive Textarbeit dar, die dem ▪ kreativen Schreiben in der Schule zugeordnet werden kann.

Während die Abgrenzung zum ▪ Weitererzählen als das Fortschreiben einer bestimmten Erzählung gut vom Umerzählen abzugrenzen ist, gelingt dies beim ▪ Neuerzählen eines derartigen Textes oder bestimmter Teile davon nicht so ohne Weiteres, sofern man darunter nicht das vollkommen neue Erzählen einer Geschichte versteht.

Und wenn man es genau nimmt, haben auch bestimmte ▪ Formen der Nacherzählung deutliche Schnittmengen mit der Umerzählung. Dies ist z. B. beim ▪ perspektivischen oder perspektivisch-umgestaltendes Nacherzählen der Fall, das wie das (▪ aneignende, ▪ partnergerichtete und das ▪ literarisches Nacherzählen zu den eher kreativen Form dieser Schreibform zählt. Lediglich das Ausmaß der etwas fragwürdigen Texttreue beim gleich genannten traditionellen texttreuen Nacherzählen als solchem könnte hier als allerdings auch wenig überzeugendes distinktives Merkmal herhalten. Das sind aber eher theoretische Abgrenzungsprobleme.

Umerzählungen können an zahlreichen Punkten der literarischen Vorlage ansetzen

Umerzählungen können an ganz unterschiedlichen Punkten der literarischen Vorlage ansetzen. Wo sie dies tun, wird in der gestellten Schreibaufgabe präzisiert.

Sehr oft sind dies sogenannte Leerstellen in der Textvorlage. Dies sind, vereinfacht gesagt, Stellen im Text, die durch das "Fehlen von etwas" auf sich aufmerksam machen. (Titzmann 1977). In gewisser Hinsicht kann man in ihnen auch Textlöcher sehen, die von einem Leser bzw. einer Leserin, sofern er/sie diese beim Lesen wahrnimmt, eigenständig bei seinem fortschreitenden Textverstehen gefüllt werden. Oft handelt es sich dabei um ▪ Aussparungen in der Handlungsdarstellung, d. h. bestimmte Ereignisse oder Handlungen werden in der literarischen Vorlage aus verschiedenen Gründen nicht gestaltet.

Wer solche Aussparungen so füllen will, dass sie zur ▪ Vorlage passen (FAQ 1), muss sich also mit der Handlung und ihren Strukturen in einem Text gut auskennen.

Hinzukommt noch, dass beim "Auserzählen" dieser Leerstellen oft ein bestimmtes Textmuster verlangt ist. Dies kann eine bestimmte Textsorte sein, wie z. B. einen Tagebucheintrag oder ein Brief. Häufig wird aber auch erwartet, dass diese Leerstelle in einer bestimmten erzählerischen ▪ Darbietungsform erzählt werden soll. Oft ist das ein innerer Monolog, eine erlebte Rede oder eine szenische Darstellung in Form eines Dialoges bestimmter Figuren.

Man muss also auch wissen, wie solche Textmuster aussehen und welche Funktion sie in dem jeweiligen Handlungskontext haben. Das schließt auch ein, dass man u. U. die literatur- und/oder sozialgeschichtliche Rahmenbedingungen der literarischen Vorlage mit berücksichtigen muss.

So kann ein Tagebucheintrag einer Figur, die in einer Geschichte vorkommt, die im 19. Jahrhundert spielt, nicht mit dem Wissen einer Figur von heute ausgestattet sein und auch ihre moralischen und ideologischen Vorstellungen müssen genauso in den Kontext passen, wie die Art und Weise, mit der sie spricht.

Die Schreibaufgabe gibt die Art der Umerzählung an

Grundsätzlich gesehen wird beim Umerzählen der Vorlagentext dadurch ▪ transformiert, dass der Schreiber / die Schreiberin bestimmte Elemente (Ereignisse, Figuren, Perspektiven, Raumgestaltungen, sprachlich stilistische) verändert oder an bestimmten Stellen des Textes einfügt.


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Wie sich dabei der Bezug zwischen dem vorgelegten Erzähltext und der eigenen Umerzählung gestalten soll, muss also aus der Schreibaufgabe hervorgehen.

Man kann einen Text auf viele Weisen umerzählen

Es gibt viele unterschiedliche Ansätze, Möglichkeiten und Formen, mit denen man als ▪ textproduktive Umgangsweise mit literarischen Texten einen Erzähltext umgestalten, umerzählen oder wie man auch sagt transformieren kann.

Hier beschränken wir uns auf die im Allgemeinen gebräuchlichsten Formen dieser produktiv-kreativen Gestaltungen und zeigen ihre Anforderungen beim ▪ gestaltenden Erschließen und ▪ gestaltenden Interpretieren auf.

Einen Erzähltext aus einer anderen Perspektive erzählen

Sehr viele Schreibaufgaben verlangen, dass man einen vorgelegten Erzähltext als Ganzes oder bestimmte Textteile daraus, in einer anderen Perspektive als der gestaltet, mit der das Geschehen in der literarischen Vorlage erzählt wird. Oft wird in entsprechenden Schreibaufgaben auch einfach formuliert, dass man die Geschichte aus der Perspektive einer anderen Figur in Form einer Ich- oder Erzählung erzählen soll.

Auch wenn die Schreibaufgabe dazu nähere Angaben machen muss, ist es doch wichtig zu wissen, was mit Perspektive eigentlich gemeint ist. Der ▪ Begriff Perspektive kann nämlich verschiedene Bedeutungen haben.

Wir sprechen von ▪ Innen- oder Außenperspektive, wenn wir den Standort des Erzählers (point of view) im Verhältnis zum erzählten Geschen meinen. Dabei geht es um die Frage: Steht der Erzähler mittendrin in dem Geschehen, das er erzählt, oder präsentiert er dies von einem Standort außerhalb des Geschehens?

In der Praxis wichtiger als diese Unterscheidung ist aber die Frage, aus welcher, manchmal auch aus welchen Erzählperspektive(n) das fiktionale Geschehen in einem erzählenden Text dargeboten wird.

Verkompliziert wird die Antwort auf diese Frage allerdings dadurch, dass auch darüber, was Erzählperspektiven ausmacht, die Meinungen auseinandergehen. Hier scheint es aber aller durchaus berechtigten Einwände zum Trotz sinnvoll, von den traditionellen ▪ Erzählsituationen (Stanzel (1955, 1979) auszugehen, die sich besonders im schulischen Bereich als brauchbares Hilfsinstrumentarium der Interpretation erzählender Texte erwiesen haben. Zu fragen ist also dann in diesem Zusammenhang: Handelt es sich in der literarischen Vorlage um eine ▪ auktoriale, eine ▪ personale oder eine ▪ neutrale Erzählsituation? (▪ Tabellarische Übersicht, ▪ Leitfragen zur Analyse).

Bei der Analyse der Perspektive kann es aber auch sehr hilfreich sein, wenn man auch die ▪ Parameter der Perspektive (Schmid 2005) für sich allein und ihrem Zusammenwirken betrachtet, weil sich daraus u. U. wichtige Aspekte für die eigene textproduktive Gestaltung beim Umerzählen ergeben können. So können sich aus der Analyse der den Vorlagentext kennzeichnenden Wahrnehmungsperspektive, die ideologische Perspektive und die sprachliche Perspektive wichtige Merkmale ergeben, die man bei Gestaltung berücksichtigen sollte.

Von ganz besonderer Bedeutung ist dabei auch, dass auktoriale und personale Erzähler das Geschehen ganz unterschiedlich darbieten können. Der ▪ auktoriale Erzähler wird nicht umsonst auch allwissender Erzähler genannt, weil er alles weiß, was in und um die Geschichte herum relevant ist, egal ob er davon Gebrauch macht (z. B. in Vor- und Rückgriffen, mit der Introspektion in andere Figuren). Ein ▪ personaler Erzähler ist hingegen auf seine eigene Wahrnehmungsperspektive beschränkt, kann nicht in Kopf und Seele anderer Figuren hineinblicken, verfügt also nur über seine eigene Innensicht und kann nur aus der Beobachtung des Verhaltens anderer Figuren oder aus Vermutungen über ihre Beweggründe, also nur in Außensicht, erzählen, was andere Figuren seiner Ansicht nach bewegen könnte.

Die Schreibaufgabe macht Vorgaben dazu, wenn sie verlangt, dass eine Geschichte unter dem Blickwinkel einer anderen Figur oder unter Veränderung der Erzählperspektive (z. B. statt auktoriale Ich-Erzählsituation eine personale Ich-Erzählsituation, statt Außenperspektive Innenperspektive o. ä.) umerzählt werden soll. Diese Vorgaben kann man aber in der Regel nur dann optimal erfüllen, wenn das Textverständnis, das man sich vor dem Schreiben der Umerzählung durch die Analyse der literarischen Vorlage erarbeitet hat, dafür eine solide Grundlage bietet.

Umerzählungsaufgaben können aber auch durch weitere Vorgaben umgrenzt sein. Diese Angaben können

  • die Kommunikationssituation betreffen, in der die Geschichte erzählt werden soll (z. B. bei einem Treffen mit Freunden, Beteiligten oder auch Unbeteiligten des Geschehens) oder

  • die Textsorte bzw. das Textmuster genauer bestimmen, in dessen Strukturen der neue Text formuliert werden soll (z. B. in einem persönlichen Brief an eine bestimmte Person ein Geschehen erzählen, einen Tagebucheintrag verfassen)

Beispiele:

  • Schildern Sie den Ablauf des Geschehens aus der Sicht des Mannes. Gehen Sie dabei auf seine Beweggründe und Gefühle ein. Finden Sie eine passende Überschrift für die Geschichte.

  • Die Frau geht nach dem, was sie erlebt hat, nach Hause, zieht sich in ihr Zimmer zurück und vertraut ihre Gedanken und Gefühle ihrem Tagebuch an.

Bausteine zur sprachlichen Gestaltung von erzählenden Texten (Um- und Weiterzählungen)

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Didaktische und methodische Aspekte
Einen literarischen Text gestaltend erschließen

Formen des schriftlichen Erzählens in der Schule
Einen Erzähltext umerzählen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 01.07.2024

 
 

 
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