▪
Erzählende
Texte (Gattung) ▪
Erzählende Texte
interpretieren
▪ Überblick
▪
Aspekte der schulischen
Erzähltextanalyse
▪
Schreibaufgabe
(▪
Schreibdidaktik)
▪
Überblick
▪
Allgemeine Merkmale und
Funktionen ▪
Überblick ▪
Zum Schreiben motivieren
▪
Typen von Schreibaufgaben
▪
Überblick ▪
Kompetenzorientierte
Schreibaufgaben ▪
Produktorientierte
Schreibaufgaben ▪
Prozessorientierte
Schreibaufgaben ▪
Umfassende und ausgegliederte
Schreibaufgaben ▪
Lern-, Übungs- und
Leistungsaufgaben
▪
Literaturunterricht
▪
Schreibaufgaben im Literaturunterricht
▪
Überblick
▪
Merkmale
▪
Aufgabenformate
▪
Schwierigkeitsgrad von Aufgaben
Der ▪
Schwierigkeitsgrad von
▪ Schreibaufgaben im Literaturunterricht
hängt unabhängig von dem zugrunde liegenden
Erschließungsverfahren (z. B.
untersuchendes
Erschließen,
gestaltendes Erschließen)
den anzuwendenden ▪
Lese- und
Rezeptionsstrategien, von mehreren Faktoren ab.
Seine Einschätzung muss nach
Kepser/Abraham (2016, S.294) mindestens
drei
Teilfaktoren berücksichtigen und gewichten:
-
die gestellte
Aufgabe (zu unterscheiden dabei auch: ▪
Lern-, Übungs- und
Leistungsaufgaben und ▪
produkt-, ▪
prozessorientierte sowie ▪
kompetenzorientierte
Schreibaufgaben und ▪
umfassende und ausgegliederte Schreibaufgaben)
-
das darauf
bezogene und zur Lösung heranzuziehende mediale Textangebot
schriftsprachlicher oder audiovisueller Art
-
das Vorwissen
der Schülerinnen und Schüler, also die Gesamtheit der von
ihnen gespeicherten Gedächtnisinhalte (Repräsentationen)
wie z. B. ihr
Weltwissen,
deklaratives
und
prozedurales
Wissen, ihr
Fachwissen,
Faktenwissen,
Sprachwissen,
Gattungswissen,
ihr
Textstruktur-,
Textmuster-
und Textsortenwissen
Nur über die
Reflexion aller drei Teilfaktoren kann man zu einer einigermaßen
adäquaten Einschätzung des Schwierigkeitsgrads einer Aufgabe
gelangen.
Wer ihn einschätzen will – es handelt sich nicht um eine
objektive Kategorie – kann ihn nie vollständig vom Text selbst, von
seiner Komplexität oder
Dichte her,
bestimmen. Der Schwierigkeitsgrad gehört zu den ▪
internen Merkmalen solcher Schreibaufgaben.
Zur didaktischen Reflexion über die Frage, wie schwierig eine
Schreibaufgabe zur Textanalyse bzw. -interpretation ist, gehören
Überlegungen zum Aufgabendesign, zu den leserseitigen und den
textseitigen Voraussetzungen, die zur Bewältigung der Schreibaufgabe
nötig sind. Dabei müssen literaturdidaktische und schreibdidaktische
Aspekte berücksichtigt werden.
Das Aufgabendesign guter Schreibaufgaben aus schreibdidaktischer
Sicht
Was
das Aufgabendesign anbelangt, gilt letzten Endes, was die ▪
Schreibdidaktik und die empirische Schreibforschung über
gute ▪
Schreibaufgaben, ihre ▪
allgemeinen Merkmale und Funktionen, zu sagen hat.
▪
Gut konzipierte Schreibaufgaben sollen dabei vor allem eines: ▪
Zum Schreiben motivieren.
Darüber hinaus
-
haben
sie ein ableitbares Schreibziel
-
knüpfen
an vorhandene mentale und emotionale Repräsentationen,
Schemata
oder an schon vorhandenes
deklaratives
und prozedurales
(Vor-)Wissen (z. B.
Weltwissen,
Erfahrungswissen,
Sprachwissen,
Fachwissen,
Textmusterwissen,
Textsortenwissen,
Textstrukturwissen,
Gattungswissen
etc.) der Schülerinnen und Schüler an
-
regen beim
Schreiben an, das vorhandene Wissen in einem
Umstrukturierungsvorgang (weiter-)zuverarbeiten (knowledge
telling und
knowledge transforming)
-
sind bestimmt durch Operationen und
Textprozeduren wie z. B. beschreiben,
gliedern, unterteilen, ordnen, wiedergeben, etc.
-
sind als
Mittel zur Problemlösung konzipiert, wobei mit dem Problem
thematische, inhaltliche, formalästhetische Sachverhalte auf
der lokalen Textebene, aber auch aus dem Kontext des Textes
gemeint sein können
-
lassen einen
eigenverantwortlich zu nutzenden Spielraum dafür,
wie die Schreibaufgabe bewältigt werden soll.
Dabei
erleben Schülerinnen und Schüler eine Schreibaufgabe um so
motivierender, je besser sie auf ihr schon vorhandenes
deklaratives
und prozedurales
(Vor-)Wissen (z. B.
Weltwissen,
Erfahrungswissen,
Sprachwissen,
Fachwissen,
Textmusterwissen,
Textsortenwissen,
Textstrukturwissen,
Gattungswissen
etc.) zurückgreifen können und je mehr Bezüge der Text bzw. die Schreibaufgabe zu
ihrer eigenen Lebenswelt zulässt.
Unterschiedliche Kompetenzniveaus berücksichtigen
Schreibaufgaben zu müssen dabei im ▪
kompetenzorientierten Literaturunterricht
stets unter dem Blickwinkel unterschiedlicher ▪
Kompetenzniveaus
betrachtet werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich unter dem Aspekt der
erforderlichen ▪
Schreibkompetenz
Schreibaufgaben nach
Becker-Mrotzeck/Böttcher
(2006/2011, S.60) in drei unterschiedliche Niveaus einteilen (▪
einfach,
▪
schwierig,
▪
komplex).
Das dreistufige Modell lässt sich auch für Schreibaufgaben zur
▪
schulischen Textinterpretation modellieren. Um den
Schwierigkeitsgrad von Schreibaufgaben unter dem Blickwinkel
textseitiger und leserseitiger Aspekte
zu analysieren, kann man
auch auf den von Theo
Witte
(2008) im Zusammenhang einer Längsschnittstudie an
niederländischen Schulen entwickelten ▪
Referenzrahmen für Literatur
zurückgreifen, der als ein Instrument fungieren kann, um den
Schwierigkeitsgrad von Aufgaben im Zusammenhang mit dem
literarischen Lesen im Kontext der »schulischen
Textinterpretation einzuschätzen.
Was macht einen erzählenden Text schwierig?
Wenn trotz der
eingangs gemachten Einschränkungen der Blick bei der
Einschätzung der Schwierigkeit eines Textes auf textliche und
textstrukturelle Merkmale gerichtet wird, geschieht
dies also mit Vorbehalten. Trotzdem können auch
textseitige Aspekte wichtig sein, die bei der Gewichtung der oben
genannten Teilfaktoren herangezogen werden können.
Grundlegend
sind dabei die Ergebnisse der ▪
psychologischen Verständlichkeitsforschung, wie z. B. dem
Hamburger Verständlichkeitsansatz. Dieser koppelt sein Konzept von Textverständnis
und Textverständlichkeit stets an eine Interaktion zwischen Leser und Text. Dabei verfolgt
er einen induktiv-empirischen Ansatz und
bereitet "Eindrucksurteile" faktoranalytisch auf, um die
Ausprägung bestimmter Textmerkmale wie
▪
Einfachheit,
▪
Gliederung/Ordnung,
▪
Kürze/Prägnanz,
▪
zusätzliche Stimulanz
bestimmen zu können. Angelehnt an diese Forschungsergebnisse, aber ohne im Einzelnen
darauf einzugehen, führen
Kepser/Abraham (2016, S.295) folgende textseitigen Momente
auf, die einen literarischen (fiktionalen)
ebenso wie einen
pragmatischen Text (Sachtext,
Gebrauchstext,
expositorischer Text,
nichtfiktionaler Text) als schwierig erscheinen lassen:
-
Alte und
ältere Texte, die in einem deutlichen zeitlichen Abstand zur
der Zeit entstanden sind, zu der der Text rezipiert wird,
sind oft in einer heute unüblichen Sprache formuliert und
beruhen auf einem vergangenen Erfahrungshorizont
-
Texte
weichen stark von dem jeweils verwendeten Alltagswortschatz
und dem alltäglichen Sprachgebrauch ab, z. B. mit Fremd- und
Fachwörtern, Neologismen, ungewohnten Bildern, kühne
Metapher etc.
-
Der
hypotaktische, statt
parataktische Satzbau in Texten.
-
Die häufige
Verwendung des
Konjunktivs, z. B. bei der
▪
indirekten Rede-
und Textwiedergabe.
-
Das
gehäufte Auftreten
finiter Verbformen im Passiv.
-
Nominal-
statt Verbalstil.
-
Längere
Partizipialkonstruktionen
-
Geringe
inhaltliche Strukturierung der Texte und fehlende
Kohäsionsmittel, die
Inferenzen und
Kohärenz
beim
Textverstehen erschweren.
-
Geringe
visuelle äußere Gliederung und Strukturierung des Textes
durch Absätze oder (Zwischen-)Überschriften.
-
Keine oder
zu geringe Anknüpfungen an das
Weltwissen
der jeweiligen Rezipientin bzw. des jeweiligen
Rezipienten
Gelten die oben aufgelisteten überwiegend textseitigen Gründe
für die Schwierigkeit von Texten für literarische und
pragmatische Texte gleichermaßen, lassen sich aber auch einige
besondere textseitige Quellen für Schwierigkeiten literarische
Texte benennen.
Für
erzählende Texte haben
Leubner/Saupe (2015, S.288-293, zit. n.
Kepser/Abraham (2016, S.295) folgende Schwierigkeiten auf
der Handlungs- und der Figurenebene literarischer Texte, auf der
Ebene erzählerischer Darstellungsverfahren und der sprachlichen
Gestaltung zusammengestellt:
-
kein
eindeutige Motivierung des Handlungsverlaufs
-
mehrere
Handlungsstränge
-
eine größere
Anzahl von Komplikationshandlungen
-
mehrdeutiger
Schluss
-
Verletzung
von bekannten Erzählkonventionen
-
unzuverlässige oder nur indirekte Informationen über Figuren
-
mehrdimensionale Figuren, deren Charakter sich unter
Umständen im Verlauf der Handlung verändert
-
unzuverlässige Erzähler
-
abstrakte
Erzählerkommentare
-
lange
beschreibende Textpassagen
-
Darbietungsformen wie
erlebte Rede und
innerer Monolog
-
wechselnde
Figurenperspektivierung
-
externe
Fokalisierung
(der Erzähler sagt weniger, als die
Hauptfigur selbst weiß)
-
Beschränkung
auf Außen- oder Innensicht
-
nicht-lineares
Erzählen (häufige
Rückwendungen und
Vorausdeutungen;
Parallelmontage usw.
Parameter zur Einschätzung des Schwierigkeitsgrades erzählender
Texte
Für
Ehlers
(2016, 8.5.1 Definition und Funktionen von Aufgaben) lassen sich
textseitige Schwierigkeiten erzählender Texte und die zur ▪
Sinnkonstruktion nötigen Lese-/Deutungskompetenzen mit Hilfe der
folgenden kategorialen Dichotomien einschätzen.
Dabei betont sie
ausdrücklich, dass es sie keinen absoluten Geltungsanspruch erheben, sondern
als "Hilfestellung für die Konstruktion und Beurteilung von Aufgaben in
Lern-/Leistungssituationen und Lehrwerken" verstanden werden sollen.
-
"Monovalenz vs. Polyvalenz": Literarische
Texte sind grundsätzlich vieldeutig und dies in einem jeweils
unterschiedlichen Maße. Dabei ist es oft von der
Komplexität
eines
Textes abhängig, einer relativen Größe zur Bezeichnung der Qualität von
Texten, die auf auf einer Vielfalt von textinternen, textexternen und
leserseitigen Bezügen beruhen, die bei der ▪
Sinnkonstruktion vom Leser zu erschließen sind und daher "von einem
Leser erhöhte Rekonstruktions- und Syntheseleistungen" (ebd.)
verlangen.
-
"Mono- vs. Multiperspektivität":
Das Lesen und Verstehen eines erzählenden Textes fällt einem Leser bzw.
einer Leserin leichter, wenn die Perspektive bei einer Erzählinstanz
bleibt. Multiperspektivisches Erzählen ist hingegen schwerer
verständlich, weil der Leser/die Leserin den jeweiligen
Perspektivenwechsel nachvollziehen muss und seine Gesamtverständnis des
Textes über die wechselnden Perspektiven hinweg gewinnen muss.
-
Explizitheit vs. Implizitheit: Explizit
Dargestelltes ist leichter zu verstehen, als etwas, das erst
beim Lesen im fortwährenden Prozess der ▪
Sinnkonstruktion erschlossen werden muss. So kann z. B, das
Erschließen von Motiven, die eine Figur zu einem bestimmten Handeln
veranlasst, "je nach
Text mehr kognitive Leistungen von einem Leser" fordern, "wie
z. B. die Rekonstruktion von inner-/außertextuellen
Zusammenhängen." (ebd.)
-
"Linearität vs. verzweigte Handlungsführung":
Ein linearer Handlungsverlauf ist grundsätzlich leichter zu verstehen,
als eine Handlung, die sich auf verschiedenen, oft dazu noch ineinander
vielfältig verschachtelten Zeitebenen abspielt.
-
Chronologie vs. Achronie: Einem
Erzählen, das die Ereignisse chronologisch darstellt, ist
leichter zu folgen, als wenn die ursprüngliche Reihenfolge der
Ereignisse abgeändert wird und diese erst aus dem Erzählten
rekonstruiert werden muss.
-
"Konkretheit vs. Abstraktheit": Konkretes
und Gegenständliches lässt sich bei Aufgaben leichter
verarbeiten "als abstrakte Konzepte
und Zusammenhänge, die der Leser oft über mehrere Schritte und
unter Berücksichtigung eines größeren Textumfangs aus dem
Mitgeteilten abstrahieren/ableiten muss." (ebd.)
-
"Transparenz vs. Hermetik/Dichte":
Texte, die ihre Inhalte so verschlüsseln und die
fiktive Welt in ihren inneren Gesetzen, Abläufen und Spielregeln
so undurchsichtig gestalten, bereiten mehr Schwierigkeiten als
Texte, die sich einem dem automatisierten, mit bisherigen
Leseerfahrungen kompatiblen Verstehensmechanismen und -schemata nicht
auf eine solche Weise entziehen und "die ihre Inhalte und Welten
sprachlich, narrativ und kompositionell transparent
vermitteln." (ebd.)
-
"Ein- vs. Mehrdimensionalität":
Bei der ▪
Figurenkonzeption sind statische Figuren leichter zu
verstehen als dynamische, eindimensional konzipierte Figuren leichter
als komplexe und geschlossene leichter als offen angelegte.
-
"Hohe vs. niedrige Kontexteinbettung":
Je mehr man zur Aufgabenbewältigung auf außertextuelle und intertextuelle Kontexte
zurückgreifen muss, desto schwieriger werden die Aufgaben, weil
sie mehr Vorwissen verlangen und dazu die Fähigkeit, dieses Vorwissen
auch im Zusammenhang mit der geforderten Schreibaufgabe auf den
jeweiligen Text anzuwenden.
▪
Erzählende
Texte (Gattung) ▪
Erzählende Texte
interpretieren
▪
Überblick
▪
Aspekte der schulischen
Erzähltextanalyse
▪
Schreibaufgabe
(▪
Schreibdidaktik)
▪
Überblick
▪
Allgemeine Merkmale und
Funktionen ▪
Überblick ▪
Zum Schreiben motivieren
▪
Typen von Schreibaufgaben
▪
Überblick ▪
Kompetenzorientierte
Schreibaufgaben ▪
Produktorientierte
Schreibaufgaben ▪
Prozessorientierte
Schreibaufgaben ▪
Umfassende und ausgegliederte
Schreibaufgaben ▪
Lern-, Übungs- und
Leistungsaufgaben
▪
Literaturunterricht
▪
Schreibaufgaben im Literaturunterricht
▪
Überblick
▪
Merkmale
▪
Aufgabenformate
▪
Schwierigkeitsgrad von Aufgaben
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024
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