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KMK-Abiturstandards (2012): Sich mit pragmatischen Texten
auseinandersetzen ▪
Liste der Bildungsstandards
mit Textmarken zur Verlinkung ▪
Aufgabenart: Analyse pragmatischer Texte »
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SQ3R-Technik
nach Robinson (1946)
▪
PQ4R-Methode (Thomas/Robinson 1972)
▪
MURDER-Schema
von Dansereau u.a. (1979)
Die ▪
inhaltlich-thematische Analyse
im Rahmen der ▪ Analyse kontinuierlicher
Sachtexte
kann auch unter dem Blickwinkel der so genannten
ideologiekritischen
Analyse erfolgen. Dazu muss man sich allerdings zunächst einen gewissen
Überblick darüber verschaffen, welche (logischen) Muster und
Denkoperationen bei Ideologien üblich sind.
Der Begriff der Ideologie
Der Begriff der
Ideologie steht im alltagssprachlichen Gebrauch gemeinhin für
Weltanschauung als ein mehr oder weniger geschlossenes Weltbild,
mit dem man auf das Geschehen um sich herum und auf der Welt
blickt, es wahrnimmt und deutet. In dieser Verwendung
steht der Begriff demnach für mehr oder weniger klar
ausformulierte Leitbilder bestimmter sozialer Gruppen oder
Organisationen, denen sie zur Begründung und Rechtfertigung
ihres Handelns dienen und stellen gewissermaßen ihre Lehre(n),
Ideen, Erkenntnisse, Kategorien und Wertvorstellungen dar.
Ideologien tragen zur Entstehung und Festigung eines
"Wir-Gefühls" derer bei, die ihnen folgen haben damit auch einen
großen Anteil an der Identitätsbildung des einzelnen. Spricht
man allgemein von politischen Ideologien dann ist damit eine
Weltsicht, ein Denk- und/oder Lösungsansatz gemeint, der sich
auf die politische Praxis der ihr folgenden Akteure auswirkt.
Neben dieser
vergleichsweisen neutralen Verwendungsweise des Begriffs gibt es
aber auch eine, die einen eindeutigen Wertungsakzent damit
verbindet. Ideologie steht dann für falsches Bewusstsein oder
Verblendung. Diese Verwendung geht auf die marxistische
Philosophie zurück. Ihrem Konzept von Bewusstsein nach
entspricht das gemeinhin verbreitete Selbstbild, das die
Menschen in der Klassengesellschaft von sich und ihrer Stellung
in der Welt haben, nicht dem, was objektiv angesichts der
jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe "richtig" wäre.
("Das Sein bestimmt das Bewusstsein.")
"Da die
materiellen Verhältnisse und Interessen das Denken bestimmen,
wird nach Marx die Ideologie der Gesellschaft durch die
Interessen dominanter gesellschaftlicher Gruppen, z. B. der
Bourgeoisie, beeinflusst, um diese zu rechtfertigen. Durch eine
Ideologiekritik kann diesen Interessen entgegengewirkt werden,
um im Sinne eines allgemeinen Interesses ein nach dem Stand der
Erkenntlichkeit korrektes und vollständiges Bild der
Gesellschaft zu entwerfen." (Seite „Ideologie“. In: Wikipedia –
Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Oktober 2023,
10:53 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ideologie&oldid=237807338
(Abgerufen: 22. Oktober 2023, 09:14 UTC)
Die Logik der Ideologien
Die Logik der Ideologien besitzt u. a. die folgenden Merkmale:
-
Aus den verfügbaren Daten der Wirklichkeit werden bestimmte Daten
willkürlich ausgewählt.
-
Sachaussagen enthalten in Wirklichkeit Wertaussagen bzw. Urteile mit
hypothetischem Charakter, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar
ist.
-
Der bloß hypothetische Charakter der Aussagen wird verschwiegen,
Aussagen gelten als überzeitlich gültig, haben dogmatische Geltung.
-
Vorurteile, die für das Denken und Handeln bestimmend sind, aber
nicht oder nur schwer korrigiert werden können.
Aus dieser Logik entstehen auch die häufigsten Aussageformen von
Ideologien:
-
nur vorgetäuschter Bezug auf angeblich reine Tatsachen
-
Ausschließlichkeitscharakter der Aussagen
-
Suggestiver Charakter der Aussagen
(vgl.
Hussong
1973, S.104)
Die Bedeutung von Leerformeln
Bei der
ideologiekritischen
Analyse von Texten ist es wichtig, auf so genannte Leerformeln
zu achten.
(vgl. auch: • Gegen
Stammtischparolen argumentieren)
Man kann nach Ernst
Topitsch
(1971) drei verschiedene Arten von Leerformeln unterscheiden:
-
Aussagen mit totalem oder sehr weitem Spielraum
-
Aussagen, die mit fast jedem Sachverhalt vereinbar sind
Beispiele:
- ceteris-paribus-Klausel = Aussage über ein Verhältnis; aus
"methodischen" Gründen werden außer einem einzigen Faktor
alle anderen Faktoren abgelehnt
- Der Mensch ist "letzten Endes" eben doch ein Tier.
Pseudonormative Leerformeln
-
Normative Aussagen mit totalem oder sehr weitem Spielraum
-
Normative Aussagen, die mit fast allen konkreten Verhaltensformen
und Verhaltensregeln vereinbar sind
Beispiele:
- Der Goldene Mittelweg
- Das Gute tun und das Böse lassen
Zirkelschlüsse
Beliebige moralisch-politische Wertungen werden der Welt oder dem
Einzelnen unterstellt und dann als "ewige", schon immer geltende
Aussagen auf die Gesellschaft bezogen
Beispiele:
- Die Frauen waren schon immer mehr für die Familie da.
- Fressen und Gefressenwerden ist das Lebensprinzip auf diesem
Planeten.
(vgl.
Hussong
1973, S.104, dort nach
Topitsch
,
1971)
Fragenkatalog zur ideologiekritischen Analyse
Die
ideologiekritische Analyse
von Texten kann auf der Grundlage des folgenden Fragenkataloges
durchgeführt werden:
-
Finden sich im Text Worte, deren Bedeutung vage
bleiben?
-
Enthält der Text
Leerformeln?
-
Gibt es im Text emotional
"gefärbte" Ausdrücke?
-
Werden bestimmte Begriffe besonders häufig
verwendet? Ist dieser häufige Gebrauch nachvollziehbar und die
Bedeutung der Begriffe klar?
-
Können bestimmte vage, ungeklärte, häufig
verwendete oder emotional eingefärbte Ausdrücke mit aus- oder
unausgesprochenen Motiven und Interessen des Autors in Verbindung
gebracht werden? Welche Funktion haben sie im Text? Soll mit ihnen
etwas verschleiert oder dem Leser suggeriert werden?
-
Kann man den Autor wegen seiner auffälligen
Verwendung bestimmter Ausdrücke einer bestimmten Richtung
(„Schule“, Denkweise, Partei usw.) zuordnen?
-
Ist erkennbar, dass der Autor zur Bezeichnung von
Sachverhalten bestimmte Begriffe vermeidet?
-
Kann man aus der Wortwahl und der Ausdrucksweise
Rückschlüsse auf Überzeugungen des Autors ziehen, die nicht direkt
dem Text entnommen werden können (Wertvorstellungen,
"Weltanschauungen", Ideologie etc.)
(vgl.
Hussong
1973, S.104, dort nach nach Badura, 1971, S.54)
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KMK-Abiturstandards (2012): Sich mit pragmatischen Texten
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SQ3R-Technik
nach Robinson (1946)
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PQ4R-Methode (Thomas/Robinson 1972)
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MURDER-Schema
von Dansereau u.a. (1979)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
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