Die ▪
szenische
Improvisation ist als
▪
Technik des
szenischen Interpretierens nach
Scheller (22008, S.71f. dann geeignet, wenn es darum
geht ohne größere Vorgaben einen Text in einer ersten Auseinandersetzung
szenisch umzusetzen. Hier soll wirklich improvisiert werden, d.h. es soll
ausprobiert werden, wie der Text artikuliert werden kann, welche
Sprechhandlungen dabei jeweils vollzogen werden, wie die Handlungsabläufe
grob umzusetzen sind.
Dabei "leben", wie
Scheller (1998/52007, S.70) betont, "von den Aktionen und
Interaktionen der Spieler. Diese müssen bereit und in der Lage sein, spontan
Räume, Gegenstände, Personen, Situationen und sich selbst in der Vorstellung
umzudeuten, die vorgestellten Rollen und Situationen wie reale zu
akzeptieren, sich auf sie einlassen, in der Rolle zu handeln und handelnd zu
reagieren."
Dies kann angesichts der wenigen Vorgaben, die gemacht werden, natürlich
nicht jedem Spieler gleichermaßen gelingen. Denn beim Improvisieren muss er
eben auf das zurückgreifen, was ihm aufgrund von Erfahrungen verfügbar ist.
So dürfen keine Körperhaltungen erwartet werden, die in keiner Weise zum
Verhaltensrepertoire des entsprechenden Spielers gehören. Wie soll es z. B.
Schülerinnen einer 7. Klasse gelingen, den Körpergestus griechischer
Klageweiber einzunehmen?
Liegt der Schwerpunkt beim Improvisieren also auf dem Ausprobieren von
allem, was die Figur, ihr Verhältnis zu sich und anderen, und was die
Situation betrifft, wird am Ende nicht der Eindruck einer in sich
überzeugenden, konsistenten Figur entstehen, die sich selbst gewiss und in
ihren Handlungen überzeugend motiviert erscheint. Dies wird bei der
szenischen Improvisation auch nicht angestrebt. Hier ist also nicht
Einfühlung in die Rollen angesagt, bei der es unabdingbar ist, dass die
Spieler, sich in die Figur hineinversetzen können, um die Wirkung des
sprachlichen und nichtsprachlichen Rollenverhaltens "am eigenen Leib" zu
erfahren. So "können zwar soziale Situationen, körperliche und sprachliche
Handlungen und Handlungsweisen erprobt werden, die Möglichkeit bei der
Auseinandersetzung mit und der Einfühlung in fremde Rollen eigene abgewehrte
Anteile zu begreifen, bleibt aber in der Regel verschlossen." (Scheller
(1998/52007, S.70)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
30.12.2023
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