Das
Umerzählen
einer literarischen Textvorlage stellt eine ▪
produktive
Textarbeit dar, die dem ▪
kreativen Schreiben
in der Schule zugeordnet werden kann. Dabei wird der
Vorlagentext dadurch transformiert, dass der Schreiber / die Schreiberin
bestimmte Elemente (Ereignisse, Figuren, Perspektiven,
Raumgestaltungen, sprachlich stilistische) verändert. fortführt.
Wie bei allen
Schreibaufgaben, die
mit dem ▪ Transformieren von Textvorlagen
zusammenhängen, ist das Schreiben einer Umerzählung zu einem Text davon
abhängig, wie eng der Bezug erwartet wird, der zwischen dem vorgegebenen und
dem umerzählten Text bestehen soll.
Gewöhnlich ist dabei verlangt, dass
man die raumzeitlichen und die inhaltlichen Vorgaben der Textvorlage
berücksichtigt, indem man an diesen anknüpft.
Welche ▪
Textsorte vorgegeben und beim Weiterschreiben erwartet wird, wird durch die
konkrete ▪ Schreibaufgabe und Art und Inhalt der Textvorlage bestimmt.
Das
Verfassen einer Umerzählung ist eine Schreibaufgabe, die im Rahmen
der
(schriftlichen) Abschlussprüfung in der Berufsschule (Kaufmännische Berufe)
im Fach
Deutsch als Aufgabentyp zum
Kreativen Schreiben
gestellt werden kann.
Beim Umerzählen kann als Schreibaufgabe formuliert sein:
Erzählen Sie die
(vorgegebene) Geschichte aus der Perspektive einer anderen Figur.
(Ich-Erzählung).

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Dabei können weitere Angaben gemacht sein, die zu
berücksichtigen sind. Diese Angaben können
-
die Kommunikationssituation betreffen, in der die Geschichte
erzählt werden soll (z. B. bei einem Treffen mit Freunden,
Beteiligten oder auch Unbeteiligten des Geschehens) oder
-
die Textsorte
genauer bestimmen (z. B. in einem persönlichen Brief an eine
bestimmte Person ein Geschehen erzählen, einen Tagebucheintrag
verfassen)
Beispiele:
-
Schildern Sie den
Ablauf des Geschehens aus der Sicht des Mannes. Gehen Sie dabei
auf seine Beweggründe und Gefühle ein. Finden Sie eine passende
Überschrift für die Geschichte.
-
Die Frau geht nach
dem, was sie erlebt hat, nach Hause, zieht sich in ihr Zimmer
zurück und vertraut ihre Gedanken und Gefühle ihrem Tagebuch an.
Ausgangspunkt des Umerzählens unter veränderter
Perspektive ist gewöhnlich ein kürzerer Text. Dieser Text kann selbst ein
Erzähltext sein oder auch eine Zeitungsnachricht oder ein Zeitungsbericht.
Der Ausgangstext ist sozusagen die Grundlage und der Bezugsrahmen für das
Umerzählen. Wer einen Text umerzählen soll, muss sich also an den Inhalten
und Strukturen des Ausgangstexts orientieren und auf ihrer Grundlage das
Geschehen unter dem Blickwinkel einer neuen oder veränderten Perspektive
erzählen. Das bedeutet im Einzelnen:
- Die Besonderheit des Blickwinkels auf das Geschehen erkennen,
das mit der bei der Umarbeitung geforderten
Erzählperspektive verbunden ist (z.B.
Innenperspektive,
Innen-
und
Außensicht)
- Die raumzeitlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen. Zeit-
oder Ortswechsel erkennen und im Rahmen des vorgegebene Raum-Zeit-Gerüst
bleiben.
- Die handelnden Figuren weiter agieren lassen. Wenn im
Ausgangstext bestimmte Figuren (bis zu einem bestimmten Punkt)
miteinander in Beziehung treten, sollte die Weiterführung diese
Beziehung in ihrer Entwicklung fortführen. Ganz neue Figuren
einzuführen, die wie vom Himmel gefallen, dieser Entwicklung oder dem
Geschehen eine bestimmte Wendung geben, sind dazu oft nicht so gut
geeignet.
- Einen vorhandenen Konflikt aufgreifen. Besteht zwischen
bestimmten Figuren ein Konflikt oder sieht sich eine Figur in einem
(inneren) Konflikt, sind diese Konflikte oder Problemlagen aufzugreifen
und in ihrer weiteren Entwicklung darzustellen.
- Die sprachlich-stilistische Gestaltung des Ausgangstextes
fortführen. Die Art und Weise, wie das Geschehen im Ausgangstexts
gestaltet ist, sollte sprachlich auch die Umerzählung kennzeichnen. Das
bedeutet z. B., dass ein Text, der, insgesamt gesehen, in der
Standardsprache verfasst worden ist, bei der Umerzählung nicht einfach
in die Umgangssprache abgleiten darf. Aber es gibt natürlich Ausnahmen:
Wenn die Erzählerfigur selbst mit ihrer Sprache charakterisiert werden
soll.
Die Erzählerfigur steht im Geschehen mittendrin
Wenn beim Umerzählen die Einnahme des Blickwinkels einer bestimmten
Person auf das Geschehen verlangt wird, muss man beim Erzählen den Standort
des Erzählers räumlich und zeitlich innerhalb der erzählten oder berichteten
Welt einnehmen. Gewöhnlich steht er mittendrin im Geschehen, an dem er als
aktiv Beteiligter oder als stummer Beobachter teilhat. Dabei ist es
eigentlich unerheblich, ob die Ereignisse dann von einem personalen Erzähler
in Ich-Form oder in Er-Form dargeboten werden.
Der personale Erzähler kann nur in sich hineinsehen
Wenn eine Geschichte beim Umerzählen durch eine bestimmte Figur
geschildert werden soll, muss man wissen, dass nur die Erzählerfigur selbst
in sich hineinsehen kann. Das nennt man Innensicht.
-
Innensicht bedeutet also, dass der Erzählern unmittelbar nur seine
Gefühle und Gedanken z.B. im
inneren
Monolog schildern kann.
- Bei den anderen Figuren ist er auf die
Außensicht
beschränkt. Das bedeutet, dass der Erzähler die Figuren nur (ggf. als
Beteiligter) von außen sieht. Er kann also nicht sagen, was sie denken
oder fühlen, sofern sie es ihm nicht mitgeteilt haben oder er aus ihrem
Verhalten Vermutungen darüber anstellt oder Schlussfolgerungen zieht.
Bausteine zur
sprachlichen Gestaltung von erzählenden Texten (Um- und Weiterzählungen)
▪
Umerzählen (Abschlussprüfung KBS, Ba-Wü)
▪
Kreatives Schreiben
▪
Produktive
Textarbeit
▪ Transformieren von Textvorlagen
▪
Gestaltend interpretieren
▪ Literarische Texte gestaltend
erschließen
▪
Einen Erzähltext umerzählen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2024