Die Aufgabe: Kontroverse Ansichten darstellen und beurteilen
Die
▪ dialektische Erörterung verlangt die Erarbeitung und Darstellung
kontroverser
Ansichten zu einem bestimmten Problem, Ereignis oder
Sachverhalt. Sie und die
▪ lineare Erörterung stellen die
▪ Grundtypen der ▪
Problem- und
Sacherörterung dar.
Die Bezeichnung dialektisch bedeutet in diesem Zusammenhang etwas
vereinfacht ausgedrückt:
Es geht darum, eine Entscheidung zu fällen
Darüber hinaus muss der Verfasser oder die Verfasserin eine
eigenständige
kritische Stellungnahme auf der Grundlage eigener Überzeugungen und / oder
allgemeiner Wertvorstellungen abgeben.
Die Entscheidung, die bei
diesem Erörterungstyp zu fällen ist, beruht daher letzten Endes stets
auf dem subjektiven Wertungshorizont des
Verfassers.
Bei einer dialektischen Erörterung ist der
im Thema formulierte Sachverhalt
- grundsätzlich betrachtet - strittig.
Die einzunehmende
Schreibrolle verlangt demnach
nicht Kooperation mit,
sondern in konstruktivem Sinn Streit um das Thema. Kennzeichen dieser
Rolle ist eine wertbezogene und kritische Einstellung zum Thema.
Themen, die den Schreiber / die Schreiberin vor eine Entscheidung stellen
Erkennungszeichen der dialektischen Erörterung ist gewöhnlich die
Entscheidungsfrage,
die in der Themenstellung wie im folgenden Beispiel formuliert wird. Diese
Frage kann häufig mit einem
einfachen Ja oder Nein beantwortet werden.
Allerdings kann eine
Entscheidung kann auch in anderer Weise verlangt werden, z. B. als
Alternativfrage. Eine dialektische Erörterung in Form einer Alternativfrage wird z. B.
bei folgenden Themen verlangt:
Es gibt aber auch Entscheidungen zwischen zwei Polen, z. B. Vor- und
Nachteilen, die nicht als Alternativfrage entschieden werden, sondern
lediglich eine abschließende Gewichtung verlangen (z.B.
Überwiegen Ihrer Ansicht nach die Vor- oder die Nachteile ...").
Der
▪ dialektische Erörterungstyp
kann sich auch hinter
Formulierungen "verstecken", die häufiger bei dem ▪
linearen
Erörterungstyp auftreten. So kann
ein dialektisches Thema auch im Gewand einer W-Frage
auftreten,
mit der man häufig direkt aufgefordert wird, eine Beurteilung im Sinne
einer Entscheidung abzugeben. Die ist z. B. bei Themenstellungen wie den
folgenden der Fall: Warum sollen
, wie beurteilen Sie
, was denken
Sie über
?
In
▪ mehrteiligen Arbeitsanweisungen, die aus einer oder
mehreren Ergänzungsfragen und einer
Entscheidungsfrage oder der
Aufforderung zur kritischen Stellungnahme bestehen, handelt es sich um
eine dialektische Erörterung, bei der lediglich schon
Sachfragen
vorgegeben sind, die ansonsten ja erst erschlossen werden müssten.
Dies ist zum Beispiel beim nachfolgenden Thema der Fall.
Die Zahl von Jugendlichen, die heute immer länger im
Elternhaus wohnen, steigt weiter an. Warum nimmt das
"Nesthocken" junger Leute zu? Nehmen Sie zu diesem Verhalten der
Jugendlichen Stellung.
Und mache Themen, wie
z.B. bestimmte ▪
Impulsthemen
bzw. ▪ Zitatthemen
implizieren grundsätzlich eine Entscheidungsfrage nach dem Muster: "Stimmt
das?"
Ohne Antworten auf Ergänzungsfragen kann man keine Entscheidung fällen
Um am Ende des Aufsatzes die Frage "Soll das Autofahren bei
Feinstaubalarm grundsätzlich verboten werden" zu erörtern, die als
Entscheidungsfrage eindeutig eine dialektische Erörterung des Themas
verlangt, müssen natürlich auch eine ganze Reihe von Ergänzungsfragen
beantwortet werden. Das sind im Wesentlichen die Fragen, mit denen das Thema
mit seinen verschiedenen Facetten erschlossen werden muss. In diesem Fall
also z. B. Fragen, wie
-
Was ist eigentlich Feinstaub?
-
Unter welchen Bedingungen
wird Feinstaubalarm ausgelöst?
-
Warum wird Feinstaubalarm
ausgelöst?
-
Welche gesundheitlichen
Folgen hat eine übermäßige Feinstaubkonzentration in der Luft?
-
...
Erst auf der Grundlage dieser und ähnlicher Erschließungsfragen
kann also die dialektische Themafrage, auf die die ganze Erörterung
hinauslaufen soll, sachgemäß und kritisch beantwortet werden.
Der Zusammenhang lässt sich an dem nachfolgenden Beispiel verdeutlichen. Die
Ergänzungsfragen, die beantwortet werden sollen, dienen der
Entscheidungsfrage als Grundlage.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2023
|