▪ Mündliches und schriftliches Argumentieren
Die
▪
freie Problem- und die Sacherörterung sind Formen des
▪ erörternden Schreibens, die
sich aus unterschiedlichen Gründen als ▪ schulische
Schreibformen auf dem Rückzug befinden (▪ Didaktische
und methodische Aspekte).
Die schriftliche Auseinandersetzung mit einem
Thema, die damit geleistet werden soll, besitzt dabei andere
▪
Merkmale als das mündliche
Argumentieren und Diskutieren.
1. Problemerörterung, Texterörterung und materialgestützte
Erörterung
Die Problem- und die Texterörterung sowie die materialgestützte
Erörterung gehören zu einer ▪ Gruppe von
Schreibaufgaben, die
eine jeweils unterschiedlich akzentuierte und strukturierte schriftliche
Auseinandersetzung mit
Strittigem einfordern.
Wie bei allen anderen Formen
argumentativen
Schreibens soll auch bei der traditionellen freien
Problem- und
Sacherörterung die
▪ (kritische)
Auseinandersetzung mit einem Problem oder einem
Sachverhalt geleistet
werden. Von ihrem Gegenstand her unterscheiden sich die freie Problem- und
Sacherörterung von der literarischen Erörterung
ohne konkrete Textgrundlage, auch wenn das, was in der Schule in höheren
Altersstufen erörtert wird, aus unterschiedlichen Gründen oft den Bereichen
von Literatur und Kultur entstammt.
In der Gegenüberstellung von freier Erörterung,
▪ Texterörterung
und ▪ materialgestützter
Erörterung können unter dem Blickwinkel ihres jeweils unterschiedlichen
Textbezugs wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich werden:
Während die freie Erörterung deshalb so genannt wird, weil sie sich nicht
mit Problemen oder Sachverhalten auseinandersetzen muss, die in einem
bestimmten Text dargelegt sind, insofern also textungebunden ist, weisen
Texterörterung und materialgestützte Erörterung einen klaren, aber
unterschiedlichen Textbezug auf.
-
Die
Texterörterung ist im engeren Sinne
textgebunden, weil sie sich mit Aussagen in einem bestimmten Text
auseinandersetzen soll.
-
Bei der
materialgestützten Erörterung ist dies
hingegen nicht der Fall. Bei ihr kann man von einem materialorientierten
Textbezug sprechen, der die Produktion von Texten bei vor allem freieren
Formen des Erörterns wie z. B. Glosse,
Essay,
Kommentar oder
Rede erleichtern und den
Schreibprozess entlasten soll.
Aber Vorsicht: Letzten Endes sind die
Übergänge zwischen Texterörterung und materialgestützter Erörterung durchaus
fließend, denn auch ein einzelner Text kann schließlich kontinuierliche und
diskontinuierliche Teiltexte enthalten, wenn z. B. in einen bestimmten Text
Grafiken, Bilder oder Statistiken integriert sind. Hier ist also letzten
Endes die Formulierung der
Schreibaufgabe
entscheidend und die davon abhängigen
Schreibziele.
Kurz
zusammengefasst:
2. Freie Erörterung: Problemerörterung und Sacherörterung
Die Verwendung der Begriffe zur Bezeichnung der
▪ schulischen
Schreibform der Problemerörterung ist nicht einheitlich. Sie
unterscheidet sich in den deutschsprachigen Ländern wie auch in den
einzelnen Bundesländern in Deutschland. Feststeht nur, dass man
heutzutage aus begreiflichen Gründen nicht mehr vom ▪
Besinnungsaufsatz spricht. Der Begriff Problemerörterung wird auch von der so genannten
Sacherörterung
abgegrenzt. So legt
Fritzsche (1994,
S. 116) seiner Typologie den jeweils unterschiedlichen
▪
Sach- und Weltbezug der beiden Formen zugrunde. Die
Sacherörterung
ist mit der Klärung von Ergänzungsfragen (auch
Sachfragen genannt) befasst, während die
Problemerörterung eine
Auseinandersetzung mit
Entscheidungsfragen,
häufig
allgemeinen Wertfragen,
verlangt. (vgl. auch: ▪
Geltungsansprüche
beim Argumentieren). Dem unterschiedlichen Sach- und Weltbezug
entsprechend lassen sich Sacherörterungen als ▪
lineare
Erörterungen, Problemerörterungen als ▪ dialektische
Erörterungen auffassen.(▪
Erörterungstypen)
Problemerörterungen, die sich im Stile des herkömmlichen
Besinnungsaufsatzes
mit
allgemeinen Wertfragen beschäftigen, werden von Fritzsche als Sonderfall der (Problem-)Erörterung
angesehen.
Die in diesem Sinne eng verstandene Problemerörterung zielt also auf die
Erörterung von Problemen, die ein klares Sach- und
Werturteil verlangen.
Die Sacherörterung befasst sich dann mit der schriftlichen Diskussion
von Sachverhalten, an deren Ende ein begründetes
Sachurteil steht.
Was jedoch beim ▪
erörternden
Schreiben allgemein gilt, trifft auch für die freie Erörterung zu. Beim
Erörtern werden (▪ Abiturstandard: Erörterndes
Erschließen (EPA 2002))
-
Sachverhalte dargestellt,
-
Begriffe voneinander
unterschieden,
-
strittige, oft direkt entgegengesetzte Meinungen
einander gegenübergestellt,
-
Stellungnahmen abgegeben und
Urteile gefällt
3. Textmuster Erörterungsaufsatz
Der traditionelle Erörterungsaufsatz ist an Textmuster gebunden, die als
Ergebnis eines Erschließungsverfahrens bei der Textproduktion
umgesetzt werden müssen.
Dabei ist der abgefasste Text Ergebnis eines sehr komplexen
▪ Schreibprozesses,
der mit unterschiedlichen
▪ Schreibstrategien
die gesetzten
▪ Schreibziele
zu erreichen sucht. Wer diese Schreibaufgabe bewältigen will, muss über
vielfältige Kompetenzen verfügen, die alle Bereiche der ▪
Schreibkompetenz
(▪ Zielsetzungskompetenz,
▪ inhaltlicher Kompetenz,
▪ Strukturierungskompetenz und
▪ Formulierungskompetenz)
berühren.
So ist es eben keineswegs so, dass sich die Schreibaufgabe über die äußere
Form, z. B. die Einteilung und Gestaltung in Einleitung, Hauptteil oder
Schluss u. ä. definiert. Und auch das schematische Abarbeiten von Pro und
Contra im Falle einer ▪ dialektischen Erörterung
macht nur einen geringen Teil der Schreibaufgabe aus. So erfordern die
verschiedenen
▪
Erörterungstypen
wie die ▪
lineare und
▪
dialektische Erörterung auch unterschiedliche
Erschließungsverfahren (z. B.
▪
Bearbeitungsarten).
Wer die Schreibaufgabe erfolgreich bewältigen will, tut gut daran, bestimmte
▪
Arbeitsschritte
nacheinander abzuarbeiten, welche insbesondere die
Planungsphase des Schreibprozesses betreffen. Das betrifft also alle jene
"Vorarbeiten" auf unterschiedlichen Gebieten, die vor dem Formulieren des
Textes und seiner Überarbeitung liegen.
Hier kommt es also u. a. darauf an:
▪ Mündliches und schriftliches Argumentieren)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
31.12.2023
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