Die Partner
verfolgen beim
Diskutieren im
Allgemeinen ein oder mehrere Ziel(e). Für diese Ziele treten die einzelnen
Diskussionsteilnehmer mit ihren Äußerungen ein: Sie
argumentieren
zu einem bestimmten Thema (to argue, engl. streiten). (→Argumentieren).
Die Ziele, die im Rahmen einer Diskussion von den Teilnehmern
verfolgt werden, werden auch als partnertaktische Ziele
bezeichnet und resultieren aus der jeweiligen Form und Gestaltung der
Partnerorientierung in einem solchen Gespräch.
(→partnerschaftlichen Argumentieren)
Man kann grob vier
partnertaktische Ziele
voneinander unterscheiden, die im Rahmen einer Diskussion verfolgt werden
können. Diese können sich im Laufe einer Diskussion verändern und die
Grenzlinien zwischen diesen Zielen lassen sich mitunter nicht ganz scharf
ziehen.
-
Klärung
-
Meinungsbildung
-
Auseinandersetzung
-
Kampf
(vgl.
Pawlowski 1972, S.532 ff. zit. n.
Schuh/Watzke 1983, S.128ff.)
Während in den beiden ersten Fällen ein
partnerschaftliches (auch: partnerzentriert genannt) Diskutieren
vorherrschend ist, mehren sich zumindest tendenziell von der
Auseinandersetzung angefangen die Gefahren
nicht-partnerschaftliches Argumentieren, was im letzten Fall wiederum dominiert. Dabei vollzieht sich
der Wandel von einer kooperativ angelegten zu einer konfrontativen
Diskussion, häufig ohne dass die Schnittstellen den Beteiligten bewusst
sind. So kennt jeder das metakommunikative Streiten, das Streiten über die
Art und Weise des Streitens also, über die Frage, wer
einen "schiefen Ton" in ein vorher so friedlich abgelaufenes Gespräch
gebracht hat.
Konvergenz oder Polarisierung
Nichtzuletzt von den partnertaktischen Zielen hängt ab,
welches Ende eine Diskussion findet. Ganz grundsätzlich führen
Diskussionen zu einer Streuungsverminderung von Standpunkten. Am Ende einer Diskussion
oder eines Diskussionsprozesses kann man nämlich meistens feststellen,
dass die Anzahl der Meinungsbilder und Standpunkte, die zu Beginn einer
Diskussion unter den Beteiligten über ein bestimmtes Thema vorhanden sind,
weniger geworden sind. Dabei hat man zwei grundsätzliche Varianten
festgestellt:
-
Wenn sich die Teilnehmer am Ende einer Diskussion im
Großen und Ganzen einig geworden sind, auch wenn der eine oder andere
noch ein wenig mehr hierhin oder dorthin neigen, spricht man von einer
Zentralisierung der
Standpunkte.
-
Wenn am Ende herauskommt, dass die Beteiligten nunmehr
deutlich mehr zu den einander kontrovers gegenüber stehenden
Standpunkten tendieren und die Anzahl derjenigen, die eine mittlere
Position einnehmen, gering ist, spricht man von einer
Polarisierung der Standpunkte.
In der Wirklichkeit hängt dies natürlich von vielen Faktoren ab. Ob es
z. B. gelingt, die Beziehungsebene so zu gestalten, dass eine kooperative
Diskussion, zumindest phasenweise, zustande kommt, ist nicht immer von
vornherein zu sagen. Diskussionen entwickeln sich schließlich und lassen
stets zu, dass es am Ende statt zu Kompromissen zu klaren Zerwürfnissen
zwischen den Diskussionsteilnehmern kommt. Ob es also im Rahmen einer
Diskussion beim
partnerschaftlichen Argumentieren bleibt oder ob mit allen möglichen
Rezepturen aus dem
rhetorischen
Giftschrank
nichtpartnerschaftliches Argumentieren dominiert, bedeutet aber auch
mehr als nur Gestaltung des Diskussionsklimas, denn hier geht es
auch um grundsätzliche partnertaktische
Ziele, die von den Diskussionsteilnehmern verfolgt werden.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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