Das Argument aus der Autorität lässt sich wie folgt darstellen:
X behauptet p.
► Also:
p ist wahr. |
Dieses Argument lässt sich auf zwei Arten
paraphrasieren:
Paraphrase 1 |
Paraphrase 2
(Form des
statistischen Arguments) |
X ist im
Hinblick auf p eine Autorität.
X behauptet p.
► Also:
p ist wahr. |
Die meisten
Aussagen von X im Hinblick auf p sind wahr.
p ist eine Aussage von X.
► Also:
p ist wahr |
Es ist offensichtlich, dass frühere wahre Behauptungen einer Autorität
nicht garantieren können, dass von dieser Autorität neu aufgestellte
Behauptungen ebenfalls zutreffend sind. Es spricht eben nur manches dafür
und macht sie damit u. U. wahrscheinlich.
Vorausgesetzt, man versucht die vorstehenden
Fehlschlüsse zu vermeiden, ist gegen das Argument aus der Autorität
grundsätzlich nichts einzuwenden und daher widerspricht es keineswegs
partnerzentriertem partnerschaftlichen Argumentieren.
Wer jedoch annimmt, dass moderne,
demokratisch verfasste Gesellschaften gegen die oben dargestellten
Fehlschlüsse gefeit sein müssten, sieht sich getäuscht.
"Schule und Medien
vermitteln", so betont Bayer, "ein entweder extrem spezialistisches oder -
häufiger - nur oberflächliches Wissen über fast alles und jedes, so dass man
über viele Themen ungefähr Bescheid weiß und sich informiert und zugleich
desorientiert fühlt. Hier ist der Rückgriff auf Autoritäten ein bequemer
Ausweg: Aus dem unübersichtlichen Wust schulisch und medial vermittelter
Informationen wählt man oft nicht in selbständiger und sachbezogener
Argumentation, sondern nach Autorität und Übereinstimmung aus." (Bayer 1999,
S.136f.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.06.2020