▪
Mündliches und schriftliches Argumentieren
▪ Überblick
▪
Oralität und
Literalität
▪ Kompetenzerwerb beim
Argumentieren
▪
Argumentative
Grundkompetenzen und besondere Kompetenzen beim schriftlichen
Argumentieren
▪
Textordnungsmuster zur Strukturierung beim schriftlichen
Argumentieren
Die
Zeiten sind dahin, da man sich bei der unterrichtlichen Beschäftigung
mit dem
Argumentieren ganz im Sinne des klassischen
Rhetorikunterrichts darum bemühte, das Repertoire der Beredsamkeit,
neben, gleichberechtigt und oder in das System der Philosophie
integriert, mit dem Anspruch zu lehren, dass Welt ohne sie wohl
kaum zu verstehen und zu kommunizieren sei.
Die wissenschaftliche
Disziplin der Rhetorik, die in allen Nationalkulturen seit den 1930er
Jahren in einem stetigen Niedergang begriffen war, erhielt in
Deutschland im Anschluss an die amerikanische Forschung auf diesem
Gebiet seit Beginn der 1960er Jahre neue Impulse.
So habe, wie
Gert Ueding betont, seit dieser Zeit der wachsende Anspruch einer mündigen Gesellschaft auf
Information und die Durchsichtigkeit aller Entscheidungsprozesse einen zunehmenden Bedarf an Rhetorik in sämtlichen Bereichen der
Wissenschaft erzeugt. Dabei seien vor allem
▪
fünf Tendenzen zu
verzeichnen.
Im Bereich der
Literaturwissenschaft sind dabei vor allem die nachfolgenden Tendenzen
wichtig geworden und haben zum Teil auch ihren Niederschlag in der
Literaturdidaktik gefunden.
-
Dabei spielte die
historische »Topik
von »Ernst
Robert Curtius (1866-1956) eine herausragende Rolle. In seinem
Werk "Europäische
Literatur und lateinisches Mittelalter" (1948) gelang ihm der
Nachweis, dass es eine Kontinuität zwischen antiker,
volkssprachlicher mittelalterlicher und neuzeitlicher Literatur
gibt. Gezeigt wird dies an den sogenannten Topoi, die
bestimmte Gedankenmuster darstellen, welche, auch wenn sie von einzelnen Autoren umgeprägt
wurden, über die Jahrhunderte hinweg tradiert worden sind. Die
sogenannte »Topik
entwickelt sich aus diesem an den Autoren nachgewiesenen
literarhistorischen Phänomen und wird damit auch zu einem wichtigen
philologischen Mittel der Interpretation. (vgl.
Ueding 2000)
-
In der rhetorischen
Textinterpretation von »Heinrich Lausberg
(1912-1992) (u. a.
Handbuch
der literarischen Rhetorik, 1960) findet sich eine weitere
literaturwissenschaftliche Adaption der Rhetorik. Sie geht davon
aus, dass die europäische Literatur in der lateinischen Literatur
eine gemeinsame Basis hat und sie daher mit gleichen Maßstäben
allgemein interpretiert werden kann. Fokussiert vor allem auf die ▪
elocutio, d. h. die sprachliche Gestaltung eines Textes, geht er
von einer unmittelbaren Wirkung rhetorischer Formen aus, die man im
Einzelnen nicht kennen muss, um diese Wirkung zu erfahren. Als
Literaturwissenschaftler dient die Kenntnis und die Fähigkeit zur
Anwendung rhetorischer Gestaltungsmöglichkeiten als Mittel, Texte
auch mit ihrem Epochenbezug zu interpretieren.
-
Einen großen Einfluss
auf die Literaturwissenschaft hat auch die Figurenlehre von »Jean
Dubois (1920-2015) (u. a.
Allgemeine Rhetorik, 1974) und »Heinrich F. Plett (geb. 1939)
(u. a. Textwissenschaft und Textanalyse 1975).
Für den Deutschunterricht
allgemein bzw. die Sprachdidaktik sind Tendenzen wichtig geworden, die
sich im Anschluss an die Entwicklung einer Rhetorik der Massenmedien und der Werbung
mit psychologischem Schwerpunkt ergeben haben. (z. B. "New Rhetoric" in den USA).
Ebenso wichtig geworden
ist aber auch die "Wiederherstellung der traditionell
fächerübergreifenden Konzeption der Rhetorik in ihrem umfassenden
Verständnis als Bildungssystem wie auch gleichzeitig als Theorie
wirkungsbezogener menschlicher Kommunikation, die in der Angewandten
Rhetorik ihre Praxis findet ("Tübinger Rhetorik")" (Ueding)
Sie zielt darauf, kommunikative Probleme mit dem "rhetorischen Besteck"
zu analysieren und zu interpretieren und bei der ▪
Analyse pragmatischer
Texte und der ▪
Textinterpretation zu verwenden. Auf dem Hintergrund der
rhetorischen Analyse sollen sprachliche Äußerungen in ihrer
Abhängigkeit von ihren Entstehungsbedingungen und ihren
Wirkungsabsichten verstanden und bewertet werden.
Zudem spielen auch
Elemente eine Rolle, die dem breiten Feld der Populär-Rhetorik
entstammen, mit denen meist im Kontext von Ratgebern, in
Verkaufstrainings oder Manager-Trainings u. ä., aber auch zur
Optimierung der Alltagskommunikation "meist auf niedrigem
wissenschaftlichem Niveau rhetorische Sozialtechnologie betreiben." (Ueding)
Geht es heute um Rhetorik, beschränkt sie "sich zum größten Teil und in
Einseitigkeit auf die pragmatische Gebrauchsrhetorik des (Sich-)Verkaufens
und gelegentlich auf die Eristik im Jobkampf." (Kolmer/Rob-Santer
2002, S.35) Verkauft wird, was "rednerische Vervollkommnung" und
eine "selbstsichere, freie, produktive Persönlichkeit" verspricht und
das mit ein paar einfachen Regeln und angeblich an einem einzigen
"Rhetorik-Wochenende". (vgl.
ebd.)
▪
Mündliches und schriftliches Argumentieren
▪ Überblick
▪
Oralität und
Literalität
▪ Kompetenzerwerb beim
Argumentieren
▪
Argumentative
Grundkompetenzen und besondere Kompetenzen beim schriftlichen
Argumentieren
▪
Textordnungsmuster zur Strukturierung beim schriftlichen
Argumentieren
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.06.2023