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Mündliches und schriftliches Argumentieren

Kompetenzerwerb beim Argumentieren

 
FAChbereich Deutsch
Glossar RhetorikGeschichteBegriff und TheorieRhetorische Mittel Argumentieren ▪ Didaktische und methodische Aspekte
Vernunftorientierte Argumentation Definitionen und Lexikoneinträge [ Mündliches und schriftliches Argumentieren ▪ ÜberblickOralität und Literalität Kompetenzerwerb beim Argumentieren ◄ ▪ Argumentative Grundkompetenzen und besondere Kompetenzen beim schriftlichen Argumentieren Textordnungsmuster zur Strukturierung beim schriftlichen Argumentieren ] Partnerorientierung Geltungsansprüche Argumentationsmodelle Typen von Argumentationen Argumentationsstrategien Analyse von Alltagsargumentationen Probleme beim ArgumentierenTextordnungsmuster Häufig gestellte FragenBausteine DiskutierenRede Kommunikationspsychologie Zuhören Feedback ▪ Kommunikationspsychologische Modelle Operatoren im Fach Deutsch
 

  Didaktische und methodische Aspekte
Überblick
Kompetenzbereiche beim Argumentieren

Mündliches und schriftliches Argumentieren weist als Sprech- bzw. Texthandlung zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. In der Kommunikation können beide medialen Formen unterschiedliche Funktionen übernehmen und beides zielt darauf ab, dass "zwischen zwei Interaktanten strittige, konkurrentielle Wissenselemente durch verbale Interaktion in ihrem Status geklärt werden sollen" (Ehlich 1993, S.53f.), kurz gesagt einfach Strittiges zur Sprache gebracht werden soll.

Heranwachsende Kinder erwerben schon vorschulisch und ohne jede spezielle Förderung in allen diesen Bereichen bemerkenswerte Fähigkeiten, die belegen, dass damit die Annahmen der ▪ Entwicklungspsychologie »Jean Piagets (1896-1980) in seiner »Theorie der kognitiven Entwicklung, wonach Kinder erst im Alter von 11 Jahren aussagenlogische Fähigkeiten entwickeln (vgl. Piaget 2003, S.66), in Frage stehen. So können zwei- bis vierjährige Kinder offensichtlich eigene strittige Handlungen rechtfertigen, können Behauptungen begründen und Vierjährige haben offenbar keine Schwierigkeiten damit, Oma und Opa mit ihren Aussagen als ▪ Autoritäten gegen Meinungen ihrer Eltern heranzuziehen, ohne dass ihnen irgendjemand die formal-logischen Strukturen bei der Bildung von  ▪ Argumente aus der Autorität konkret beigebracht hat. (vgl. Feilke 2010a, S.155f. unter Verweis auf Völzing 1981, S.67ff., vgl.)

Wenn sie ihre Argumentationsfähigkeiten vor allem in Begründungs. und Rechtfertigungszusammenhängen entwickeln (vgl. Feilke 2010a, S.157), bedeutet dies indessen nicht, "dass begründende Aktivitäten nur in Konfliktsituationen auftauchen. Auch bei anderen verbalen Aktivitäten, wie z.B. bei Rollenbeschreibungen im Rollenspiel oder Erzählungen" konnte beobachtet werden, dass 3–6-jährige Kinder häufig Begründungen für bestimmte Entscheidungen geben. Damit demonstrierten sie, so Arendt (2014, S.309, Anm. 8) sehr eindrucksvoll die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme.

Kinder dieses Alters schätzen ihre Äußerungen, vor allem wenn sie strittig sind, als potenziell begründungsbedürftig und rahmen sie entsprechend (vgl. Arendt 2015, S.25) Sie verlangen damit "voneinander die Anpassung der Argumente an die geltenden Normen und erfordern und ermöglichen so zugleich ein kontextspezifisches Zuschneiden der Äußerungen [...] Die vorliegenden Daten zeigen, dass die Kinder in kooperativer Orientierung die Äußerungen der anderen Kinder überwiegend responsiv bearbeiten und ihnen damit eine Wertigkeit zuschreiben, die positive Interaktionserfahrungen ermöglicht. Zugleich werden die produzierten Argumente hinsichtlich ihrer Plausibilität innerhalb der kinderkulturellen Sozialwelt erprobt und evaluiert, was eine entsprechende Strategieveränderung bewirken kann". (vgl. Arendt 2015, S.25)

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang hier auch, dass schon Kleinkinder ab mindestens drei Jahren  "Begründungen auf topischer Basis mit hoher konklusiver Kraft produzieren können" (vgl. Arendt 2015, S.25, Arendt 2014), indem sie dabei auch "Muster nutzen, die sie in Erwachsenen-Kind-Interaktionen erworben haben. Diese werden aber nicht nur imitiert, sondern an die situativen Bedürfnisse angepasst [...] , was ein Erfassen der sequentiellen Struktur voraussetzt." (Arendt 2015, S.31) Sie verstehen außerdem, dass es beim Argumentieren "um ein interaktives Aushandeln geht und nicht zwingend um einseitiges Bestätigen von problematisierten Geltungsansprüchen." (ebd. S.28)

 

Feilke (2010a, S.157) hat dazu zusammengetragen, was die Forschung hinsichtlich der Alterszuordnung argumentativer Kompetenzen, die sich grundsätzlich sehr stark unterscheidet, herausgefunden hat. Danach lassen sich die "Tendenzen der Entwicklung" folgendermaßen strukturieren:

Eine Möglichkeit ist es, die komplexe Handlung des Argumentierens in Teilhandlungen zu zerlegen und damit bestimmte Teilkompetenzen zu fördern. Dafür stehen Zuordnungs- und Sortieraufgaben, textbezogene Einsetz- und Ordnungsaufgaben und direkt kontroversenbezogene Setting gestalten. (vgl. Feilke 2010a, S.159f.) Im Anschluss an Forschungsberichte Ende des vorigen Jahrhunderts stellt Feilke (2010a) hierzu die nachfolgenden Elemente zusammen:  

Zuordnungs- und Sortieraufgaben

Textbezogene Einsetz- und Ordnungsaufgaben

Direkt kontroversenbezogene Settings

  • Finden und Auswählen von geeigneten Argumenten zu einer These

  • Ordnen und Hierarchisieren von Argumenten zu einer These

  • Sortieren von Pro- und Contra-Argumenten

  • Einsetzen vorgegebener argumentativer Konjunktionen in einen Texte

  • Ersetzen falsch eingesetzter Konjunktionen in einem Text

  • Rearrangierung der zerlegten Elemente eines kontroversen Textes

  • Alpha-Omega-Verfahren (Vorgabe des ersten und letzten Satzes)

  • Informationen über den kontroversen Status des Themas, Streitfiktion

  • Freies Schreiben zu einer These oder Forderung

Gemeinsam ist allen diesen Verfahren, dass sie den Kontext, in dem das Argumentieren erlernt werden soll, vorgeben und dass sie auch komplexe Teilkompetenzen schul- und lernbar machen. Allerdings geht diese gemeinhin als besonders effizient geltende Instrumentalisierung der Kontexte auf Kosten authentischer Lernsituationen, die nach dem Ergebnis anderer Studien weitaus entscheidender für den Erwerb von Argumentationskompetenz zu sein scheint. Kontexte, in denen die Schülerinnen und Schüler ein eigenes Anliegen argumentativ vertreten können, sind gegenüber vorgegebenen "Trockenübungen" also stets im Vorteil. (vgl. ebd., S.161f.)

 

 

 

Schriftliches Argumentieren stellt eine "zerdehnte Kommunikation" (asynchrone Kommunikation) dar, bei der Schreiber und der Rezipient mit Hilfe des Schreibkommunikats (Text) in einem zeitlichen Abstand und in räumlicher Ferne miteinander kommunizieren. In einer solchen Kommunikation hat der Schreiber bei seiner Textproduktion keine Kontrolle darüber, wie der Empfänger (Rezipient Hörer, Leser) den Text verstehen wird.  Um zumindest bis zu einem gewissen Grade gewährleisten zu können, dass der Rezipient des Textes diesen in der beabsichtigten Weise versteht, muss der Textproduzent sich klar, präzise und verständlich ausdrücken, d. h. sprechakttheoretisch ausgedrückt, insbesondere den propositionalen Gehalt seiner Aussagen mit den entsprechenden sprachlichen Mitteln sichern.(vgl. Ehlich 1983)

Um entsprechend der ▪ in bestimmten sozialen Gruppen (Bayer 1999, S.149) oder der ▪ in einer Gesellschaft als Ganzes vorhandenen Vorstellungen darüber, "was in einer Alltagsargumentation geeignet ist - oder ungeeignet, plausibel - oder unplausibel, zulässig - oder unzulässig" ist (Kolmer / Rob-Santer 2002, S.150) seine Standpunkte argumentativ vertreten zu können, erwerben wir schon unseren Kindheitsjahren erste ▪ Grundkompetenzen.


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"Eine Schreibe ist keine Rede!" gilt für nahezu alle schriftlichen Äußerungen, so auch für diese ▪ schulischen Schreibformen, in denen ein argumentativer bzw. kommentierender Text zu verfassen ist. Um einen solchen Text zu verfassen bedarf es nicht nur Grundkompetenzen beim Argumentieren, sondern auch besondere Kompetenzen. In jedem Fall ist das "»natürliche«" Argumentationsverhalten" (Feilke 2010a, S.153) nur "unter größeren Schwierigkeiten" (ebd.) für das schriftliche Argumentieren zu gebrauchen. Soll der Erwerb der besonderen konzeptionell-literalen Kompetenzen in schulischen Lehr- und Lernprozessen gefördert werden, bedarf es einer speziell daran orientierten Didaktik mit spezifischen für den Erwerb dieser Kompetenzen arrangierten Kontexten. (vgl. ebd.)

 

  oder anders ausgd

Mündlichkeit und Schriftlichkeit unterscheiden sich auf vielfältige Weise

Im Alltag ▪ argumentieren wir meistens mündlich, tun dies aber auch unter bestimmten Umständen auch schriftlich. Auch in der Schule kommen beide Formen vor. Im Unterrichtsgespräch werden zu einem Thema, Sachverhalt oder Text Argumente mündlich vorgebracht und ausgetauscht und zahlreiche Schreibformen, die im Deutschunterricht gelernt werden, haben in dieser oder jener Weise mit argumentierendem Schreiben zu tun.

Es ist daher wichtig, sich die grundlegenden Unterschiede zwischen Schreiben und Reden bzw. schriftlichem und mündlichem Argumentieren einmal klarzumachen.

Oralität (Mündlichkeit) und Schriftlichkeit (Literalität) können dabei unter pragmatischem und/oder textuellem Aspekt betrachtet werden.

Oralität und Literalität unter pragmatischem Aspekt

Für das Reden bzw. die Mündlichkeit (Oralität) gilt unter pragmatischem Aspekt, dem Sprachhandeln in einer bestimmten Kommunikationssituation mit einem oder mehreren Kommunikationspartner*innen ganz allgemein:

  • Sprecher und Hörer sind beide an der ▪ Kommunikation beteiligt.

  • Der Sprecher kann auf die besonderen Eigenarten des Hörers eingehen.

  • Der Hörer kann Rückfragen an den Sprecher richten.

  • Aussagen können oftmals ohne weiteres wiederholt werden.

  • Ein Sprecherwechsel ist möglich.

  • Ebenso wichtig wie das, was mit Worten gesagt wird, ist das, was wir mit so genannten paraverbalen Mitteln (z. B. Stimmmodulation und -dynamik. Betonung, Sprechmelodie (Prosodie), Einschüben wie "mmh") oder allgemein über unsere ▪ Körpersprache mitteilen.

  • Beim mündlichen Sprechen ist nicht nur die Standardsprache, sondern sind auch Soziolekte und Dialekte möglich.

  • Mündlichkeit zeichnet sich durch Spontaneität, Assoziationsmöglichkeiten und eine höhere Emotionalität aus.

  • Und: Das gesprochene Wort ist "flüchtig", d.h. es existiert, sofern keine schriftliche oder elektronische Aufzeichnung vorgenommen wird, nur im Hier und Jetzt.

Beim geschriebenen Wort bzw. der Schriftlichkeit (Literalität) ist das ganz anders.

  • Hier sind der Verfasser und der Adressat (Empfänger) eines Textes nicht in vergleichbarer Weise an der Kommunikation beteiligt. Diese ist situationsentbunden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von zerdehnter Kommunikation.

  • Die Produktion und die Rezeption des Testes erfolgen nicht zur gleichen Zeit.

  • Der Verfasser kann - insbesondere wenn sich seine schriftlichen Ausführungen nicht an einen bestimmten Empfänger oder einen genau eingrenzten Adressatenkreis richten - kaum auf besondere Eigenarten eingehen.

  • Der Empfänger kann keine unmittelbaren Rückfragen an den Verfasser richten. Reaktionen sind nur zeitversetzt möglich. Dadurch werden Wiederholungen (Redundanz) eher vermieden.

  • Es stehen keine paraverbalen und körpersprachlichen Kontaktsignale zur Verfügung. Eigentlich nut Interpunktion (z. B. Ausrufezeichen und ä. verwendbar; Ausnahme: so genannte Emoticons in der SMS-Kommunikation).

  • Im Allgemeinen wird beim geschriebenen Wort die Standardsprache verwendet.

  • Schriftliche sprachliche Äußerungen sind planbar, eher überlegt und zeichnen sich im Allgemeinen durch ihre größere Distanzierung von Emotionen aus.

  • Und: Das geschriebene Wort steht "Schwarz auf Weiß" geschrieben, d.h. es ist schriftlich dokumentiert.

Oralität und Literalität unter textuellem Aspekt

Unter textuellem Aspekt unterscheiden sich Oralität und Literalität ebenfalls.

Textordnungsmuster zur Strukturierung argumentativer Texte

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 19.06.2023

   
 

 
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