▪ Typen von Schreibaufgaben
▪
Überblick
▪
Kompetenzorientierte
Schreibaufgaben
▪
Produktorientierte
Schreibaufgaben
▪
Prozessorientierte
Schreibaufgaben
▪ Umfassende und ausgegliederte
Schreibaufgaben
▪
Lern-, Übungs- und
Leistungsaufgaben
Schreibaufgaben im Literaturunterricht lassen
sich nach mehreren Kriterien unterscheiden. Sie bestimmen damit über die Art
der Aufgabe, die man als Aufgabenformat bezeichnet. Bei den Aufgabenformaten
für den Literaturunterricht gelten, wie in anderen Fächern auch,
verschiedene Kriterien, die man auch Parameter des jeweiligen
Aufgabenformats nennt.
Die Aufgabenformate werden dabei danach unterschieden,
-
ob sie offen, d. h. in
einem selbstgesteuerten Prozess oder eher in einem gelenkten Prozess zu
bewältigen sind (Parameter Offenheit vs. Lenkung)
-
wie groß der Freiheitsgrad bei der
Aufgabenlösung, d. h. z. B. wie viele unterschiedliche
Lösungen zulässig sind
-
wie schwierig die
Aufgaben sind, die gelöst werden sollen.
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Offenes Aufgabenformat
Offene Aufgabenformate machen keine expliziten Angaben zum
Lösungsweg und zu verschiedenen Aspekten, die bei der Analyse und
Interpretation eines literarischen oder sonstigen ästhetischen Textes
(z. B. Film) erwartet werden. Sie werden im Allgemeinen durch bestimmte ▪
Operatoren
(oft sog.▪
übergeordnete
Operatoren) gesteuert, deren
Bedeutung die Schülerinnen und Schüler für das erwartete
Erschließungsverfahren (z. B.
untersuchendes
Erschließen,
gestaltendes Erschließen) kennen müssen.
Aufgaben im offenen Format
werden meistens für das
produktorientierte Schreiben als
Leistungsaufgaben
im
Leistungsraum
(z. B. als Klassenarbeiten, Klausuren)
konzipiert, können aber durchaus auch
Lern- bzw.
Übungsaufgaben
im normalen Unterricht sein.
Eine für
dieses Aufgabenformat typische Aufsatzform stellt der
klassische
Interpretationsaufsatz dar, dessen Aufgabenstellung nur
mit dem ▪
übergeordneten
Operator ▪
Analysieren/Interpretieren versehen ist ( z. B.
Interpretieren Sie den Text.)
In
ihrer ungelenkten Form
verlangen sie, dass man eigenständig auf sein
Vorwissen (deklaratives und
prozedurales Wissen)
zurückgreift. Wer
z. B. die Schreibaufgabe »Verfassen Sie eine ▪
Inhaltsangabe
zum Text.« bewältigen will, muss nicht nur den Text verstehen, sondern
auch auch das entsprechende
Textmusterwissen
haben, wissen also, wie man eine Inhaltsangabe schreibt.
Als gelenkt werden
dagegen solche offenen
Aufgabenformate bezeichnet, die der Bearbeiterin oder
dem Bearbeiter der Aufgabe zusätzliche Anweisungen als "
Hilfestellungen" geben.
Ein typisches Beispiel stellt die nachfolgende
mehrteilige
Arbeitsanweisung dar:
»Die
beiden Figuren folgen unterschiedlichen Weltbildern.
Arbeiten Sie ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede
heraus. - Zeigen Sie, mit welchen erzähltechnischen
und sprachlichen Mitteln der Autor/die Autorin die
Aussage seiner/ihrer Geschichte gestaltet.« (
FAQ)
Die Vorgaben bzw.
"Hilfestellungen" können
-
Hinweise und Vorgaben zum
methodischen Vorgehen machen und präzisieren, was bei der Analyse des
Textes auf jeden Fall untersucht werden soll (sog.
Relevanzinstruktionen)
Beispiele: »Berücksichtigen Sie dabei ...«
- »Klären Sie dabei auch ...« etc.
-
inhaltliche Vorgaben
machen oder Hypothesen aufstellen, mit denen man sich dann unter Bezug
auf den Text auseinandersetzen soll
Beispiel: »Im Monolog von ▪
Franz Moor
in Szene
▪
II,1 von
▪
Friedrich Schillers Drama
▪
Die Räuber werden die Überzeugungen der Figur
deutlich. Arbeiten Sie heraus, was sie ausmachen und nehmen Sie dazu
Stellung.«
-
zu
einem Vergleich von Texten (Gedicht-/Textvergleich)
auffordern
Beispiel: »Vergleichen Sie das Gedicht
▪»Abend«
von
▪
Andreas Gryphius
mit dem Gedicht »Reklame
(»Text)
von »Ingeborg
Bachmann.«
Offene Aufgabenformate bieten eine unterschiedliche Anzahl möglicher
Lösungswege an
Der
Freiheitsgrad offener Aufgabenformate bemisst
sich nach der Anzahl möglicher Lösungswege, der
Zahl von als richtig anerkannten Lösungen und hängt
davon ab, wie mit teilweise richtigen Lösungen
umgegangen wird.
-
Bei
der ▪
Inhaltsangabe von literarischen
Texten ebenso wie beim traditionellen
Interpretationsaufsatz z. B. ist der jeweilige
Freiheitsgrad der Aufgabe durch bestimmte normative
Vorgaben zum
Textmuster eingeschränkt.
-
Zu
solchen Einschränkungen kann auch die Ausarbeitung
eines sehr detaillierten Erwartungshorizontes für
die Lösung einer Aufgabe führen.
-
Die
Verwendung dieses Parameters kann leicht zu
Missverständnissen führen. Daher betonen
Kepser/Abraham (2016, S.294) auch, dass
Offenheit oder
Lenkung einer Aufgabenstellung "nichts damit
zu tun hat, wie viel Freiheit den Schülerinnen und
Schülern bei der Beantwortung zugestanden wird."
Der Schwierigkeitsgrad von Texten hängt von drei Faktoren ab
Der
Schwierigkeitsgrad offener Aufgabenformate
lässt
sich nie vollständig vom Text selbst her, von seiner
Komplexität oder
Dichte her,
bestimmen. Seine Einschätzung muss mindestens drei
Teilfaktoren berücksichtigen und gewichten:
Nur über
die Reflexion aller drei Teilfaktoren kann man zu einer
einigermaßen adäquaten Einschätzung des Schwierigkeitsgrads
einer Aufgabe gelangen.
Halboffenes Aufgabenformat
Aufgaben im halboffenen Aufgabenformat können mit ▪
Stichwortlisten oder durch
Ergänzungen von Lückentexten im Rahmen ▪
textproduktiver Gestaltungen bewältigt
werden.
Auch ihr ▪
Freiheitsgrad bemisst sich nach der Anzahl
möglicher Lösungswege, der Zahl von als richtig anerkannten
Lösungen und hängt davon ab, wie mit teilweise richtigen
Lösungen umgegangen wird.
Geschlossenes Aufgabenformat
Aufgaben, deren
Format man als geschlossen bezeichnen kann, sind z. B. evaluierende Tests
und Single- oder Multiple Choice-Aufgaben sowie Zuordnungs- und Markierungsaufgaben.
Sie lassen sich auch in den verschiedenen ▪
QuizletTM-Formaten, wie wir sie im Kontext von
teachSam immer wieder einmal anbieten, umsetzen.
Solche Aufgaben kommen
auch im Literaturunterricht aus verschiedenen Gründen zum Einsatz.
-
Als
Leistungsaufgaben
sind sie meistens für den
Leistungsraum
konzipiert und dienen damit der Überprüfung des
Leistungsstandes der Schülerinnen und Schüler und der Benotung.
-
Sie können aber
auch im
Lern- bzw.
Übungsaufgaben
als informelle Tests zum Einsatz kommen, mit deren Hilfe ihre
eigenen Kenntnisse und Lernfortschritte einschätzen können, um
damit ihre
metakognitiven Kompetenzen zu schärfen.
-
Sie eignen sich
vor allem dann, wenn
deklaratives
Wissen, also im engeren Sinne
Faktenwissen, mit dem eine Erklärung über (vermeintliche) Tatsachen
abgegeben wird, aus dem (deklarativen)
Gedächtnis abgerufen und überprüft werden soll.
-
Solche Aufgaben
können sich im Literaturunterricht z. B. auf die
Inhaltssicherung einer längeren Ganzschrift beziehen oder auf
Gattungsmerkmale sowie Aspekte von Literaturepochen etc.
-
Für die
Lehrkräfte, die solche Aufgaben allerdings sehr sorgfältig und
aufwändig konzipieren müssen, verringert sich gegenüber
diskursiv in längeren Texten gegebenen Darstellungen der
Korrekturaufwand, d. h. sie können den Schülerinnen und Schülern
auch häufiger und schneller Rückmeldung über ihren Lernstand
geben.
-
Vor allem
Schülerinnen und Schüler, die sich mit komplexeren, diskursiv
angelegten Schreibaufgaben schwertun, haben dadurch Gelegenheit,
ihr Wissen zu überprüfen und Leistungen zu zeigen, die nicht
unter dem "Verschriftlichungszwang" längerer Ausführungen
stehen.
Multiple
Choice-Aufgaben haben, auch wenn Schülerinnen und Schüler oft
der Ansicht sind, dass sie leichter als Leistungsfeststellungen in
diskursiver Form sind, ihre Tücken. Solche Aufgaben
sind meistens als
Leistungsaufgaben
im
Leistungsraum
konzipiert, können aber unter
bestimmten Bedingungen auch als
Lern- bzw.
Übungsaufgaben
zum Einsatz kommen.
Ihr
Freiheitsgrad ist unter diesen Voraussetzungen sehr gering, denn
die Bewertungskriterien lassen eigentlich nur vollständig
richtige und unrichtige Antworten auf Fragen zu. Teilweise
richtig gibt es im Multiple-Choice-Verfahren nicht.
Mag sein, dass es
dem einen oder anderen gelingt, nach dem in populären Quizformaten
im Fernsehen üblichen Ausschlussverfahren ("Alle anderen Antworten
erscheinen mir falsch ..." oder "Die nahe liegende Antwort kommt mir
wie eine Falle vor und klingt einfach zu plausibel im Vergleich mit
den anderen ..." etc.) eine durchaus beachtliche Trefferquote
zu erzielen. Wie leicht dies möglich ist, hängt natürlich von der Konzipierung der so genannten
Distraktoren ab. Als Distraktoren (engl. distractor dt.
etwa Ablenker) bezeichnet man die falschen Antwortalternativen, die
den Anschein erwecken können, dass sie dennoch richtig sind.
Grundsätzlich ist die
Qualität und das Anspruchsniveau von »Multiple
Choice-Aufgaben davon abhängig, ob die vorgegebenen
Alternativantworten (Distraktoren) trennscharf genug sind, dass die
nicht in Frage kommenden Antworten von den Schülerinnen und Schülern
auf der Grundlage ihres
deklarativen
und prozeduralen
(Vor-)Wissens (z. B.
Weltwissen,
Textmusterwissen,
Textsortenwissen,
Gattungswissen
etc.) auch eindeutig ausgeschlossen werden können.
Im
Literaturunterricht jedenfalls dürften "schräge" Juxantworten, die
man von vornherein ausschließen kann, nicht als geeignete Distraktoren durchgehen.
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▪ Umfassende und ausgegliederte
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Lern-, Übungs- und
Leistungsaufgaben
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.07.2024
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