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Methoden des Literaturunterrichts

Buchvorstellung

Von der traditionellen Buchvorstellung bis zum Feature und Bookstagramm-Formaten

 
FAChbereich Deutsch
Glossar LiteraturAutorinnen und Autoren Literarische Gattungen
Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Überblick ▪ Literarische Kompetenz [ Methoden des Literaturunterrichts Überblick Literaturbezogene LeseanimationLesetagebuchVorlesen durch die LehrpersonGestaltendes LesenSzenisches Lesen Buchvorstellung Literarisches GesprächFragend-entwickelndes InterpretierenAufgaben zur TextanalyseHinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung)TextvergleichText-Bild-VergleichOperative VerfahrenTextproduktive VerfahrenBildnerisches und musikalisches Gestalten zu literarischen Texten Darstellendes Spiel und szenische InterpretationProjektorientiertes ArbeitenPortfolio-Arbeit im Umgang mit literarischen Texten und Themen Phasenmodelle für Einzelstunden und Kurzsequenzen (Mikromodelle) ] Handlungs- und produktionsorientierter UnterrichtVerschiedene literaturdidaktische Aspekte und Aufgaben Literaturkanon Schreibaufgaben im Literaturunterricht Textauswahl   Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
 

Feedback
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  Praxis der Lernberatung (Scaffolding)
Lernfeature

Die Buchvorstellung zählt zu den ▪ Methoden des Literaturunterrichts (Spinner 2010, S.201). Sie ist ein ▪ leseanimierendes Verfahren, geht aber, wie Spinner betont, auch darüber hinaus, weil es mit dem Vorlesen von Textstellen (als individuell gestaltendes oder als kooperativ angelegtes szenisches Lesen)  auch zur Ausbildung rhetorischer Fähigkeiten beiträgt.

Darüber hinaus werden bei einer Buchvorstellung, die literarische Texten und Sachtexte umfassen kann, auch, je nachdem, ob sie in analoger Form oder unterstützt um digitale Elemente in einer ▪ Präsentation erfolgt, andere Kompetenzen erworben bzw. gefestigt, die im Zusammenhang mit dieser Makromethode stehen. Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien (vgl. auch ▪ iMethods) sind dabei insbesondere dann unerlässlich, wenn Buchvorstellungen Teil des Fernunterrichts beim Distance-Learning werden.

Wie bei allen Methoden des Literaturunterrichts, die auf eine publikumswirksame Inszenierung des Textes hinauslaufen, sind auch bei Buchvorstellungen ▪ Feedbackprozesse, die überwiegend als Peer-Feedback gestaltet werden sollten, von besonderer Bedeutung. Dabei gelingt das Heranführen an ein ▪ förderliches Feedback natürlich nicht allein durch die Bereitstellung und Nutzung vorbereiter Feedback-Vorlagen, die aber auch dabei unterstützen können. Feedback-Kompetenzen müssen in einem längeren Zeitraum über alle Unterrichtsfächer hinweg erworben und immer trainiert werden.

Buchvorstellung in sozialen Netzwerken: Die ästhetische Lifestylesinszenierung des Buchs durch Bookstragrammer*innen

Das Thema Buchvorstellung ist im Literaturunterricht aber nicht nur ein handlungsorientiertes Verfahren im Umgang mit Literatur. Genauso wichtig ist es, es als eine Marketing-Methode kennenzulernen, die im Medienmix auf allen medialen und sozialen Kanälen von mehr oder weniger kompetenten Influencerinnen und Influencern zur Selbstdarstellung und für eigene kommerzielle Zwecke genutzt wird. Solche Modellle kritisch zu beleuchten, ist eine wichtige Aufgabe, die sich um Umfeld von Buchvorstellungen im Unterricht stellt, zumal viele Schülerinnen und Schüler ihre Vorstellungen über die Präsentation von Büchern auch daraus beziehen dürften.

Eine besondere Bedeutung haben die sogenannten Bookstagrammer*innen auf Instagram, deren Accounts sich um nichts anderes als Bücher, oft spezialisiert auf bestimmte Genres drehen. Der "klassische" Literaturblog hat damit Konkurrenz im eigenen Lager bekommen und deshalb sind auch heute immer mehr ehemalige Literaturblogger*innen Bookstagrammer*innen geworden, die das neue Literaturbloggen 3.0 praktizieren: eine ästhetische Bildinszenierung des Buchs, maximal maximal 2200 Zeichen Platz für Lob und Kritik und Schlagworte mittels »Hashtags, um alles schnell auffindbar zu machen. Manche Bookstagrammer*innen inszenieren dabei überwiegend das Buch als Kultobjekt, andere nutzen die Buchpräsentation auch zur Selbstdarstellung und Selbstinszenierung.

Allgemein werden Bücher als Kunst inszeniert und vor allem mit ästhetischen Fotos und jeder Menge (persönlicher) Literaturtipps präsentiert. Der Hashtag #bookstagram ist der Schlüssel für den Zugang zu der gesamten sich um sie scharende Fangemeinde von Followern, die sich von der Inszenierung von Büchern als Teil eines bestimmten Lifestyles inspirieren lassen.

Über diese allgemeine Lifestyleorientierung hinaus haben sich aber auch neuartige Onine-Buchclubs gebildet, die regelmäßige Videotreffen in »Zoom-Meetings veranstalten. Dabei wird dann unter anderem darüber beraten, was von den Mitgliedern, die am Online-Clubleben teilnehmen wollen, gelesen werden soll, ehe man sich im gleichen oder anderen Formaten darüber miteinander austauscht.

Hier können solche Entwicklungen nur angedeutet werden. Dabei geht es in keiner Weise darum, sie abzuwerten. Im Gegenteil auch sie sind Teil der kulturellen Praxis Literatur und motivieren sicherlich ihre wachsenden Followergemeinden das Lesen von Büchern weiter zu pflegen und zu "kultivieren". Daher spricht auch nichts dagegen, in höheren Jahrgangsstufen unter Beachtung der urheberrechtlichen Rahmenbedingungen auch Buchpräsentationen im Bookstagramm-Format gestalten zu lassen.

Wem dies als zu unkritisch erscheint, der sei daran erinnert, dass das Lesen von Büchern in verschiedenen Zeiten und Epochen immer wieder emotional und ästhetisch inszeniert und "kultiviert" worden ist, sei es über Lesestoffe, die Orte, wo gelesen wurde (z. B. Lesen in freier Landschaft) oder Sujets der Bildenden Kunst z. B. im Zusammenhang mit den sogenannten "»lesenden Akten", bei denen nackte Frauen in erotische Posen beim Lesen gemalt oder sonst wie porträtiert worden sind. Das Posen beim Lesen und das Posten des Lesers bzw. der Leserin in verfügbaren Formaten der jeweiligen Zeit gehört zur Lesekultur eben dazu.

Muster für die Durchführung von »Online-Buchvorstellungen, die von Plattformen wie bookmundo für Autorinnen und Autoren angeboten werden, deren Distributionsmodell Print on Demand ist, können darüber hinaus zeigen, welche Aspekte bei der Selbstvermarktung von Büchern zu beachten sind. Auch das zumindest für einen Teil von Schülerinnen und Schülern, die schon älter sind, ein Modell, das sich auf die kulturelle Praxis Literatur in unserer Gesellschaft beziehen lässt.

Buchvorstellungen im Literarunterricht

Ein »mögliches Modell für die (analoge) Vorstellung eines Jugendbuches in der 5. Klasse legt dabei auch besonderen Wert auf die ▪ Feedbackprozesse in der Klasse, die überwiegend als Peer-Feedback gestaltet, unverzichtbarer Bestandteil von Buchpräsentationen sein sollten. Dabei gelingt das Heranführen an ein ▪ förderliches Feedback natürlich nicht allein durch die Bereitstellung und Nutzung vorbereiter Feedback-Vorlagen, die aber auch dabei unterstützen können. Feedback-Kompetenzen müssen in einem längeren Zeitraum über alle Unterrichtsfächer hinweg erworben und immer trainiert werden.

Damit eine Buchvorstellung gelingt und zugleich im Laufe der Zeit über die verschiedenen Jahrgangsklassen der Primarstufe bis zur Mitte der Sekundarstufe I zunehmend höheren Erwartungen gerecht werden kann, sollte sie im Allgemeinen mit präzisen Angaben verbunden sein, welche Informationen dabei obligatorisch gegeben werden sollen. Ferner sollte den Schülerinnen und Schülern der dafür vorgesehene Zeitrahmen verdeutlicht werden, sowie geklärt werden, welche technischen Voraussetzungen ihnen bei der Buchpräsentation zur Verfügung stehen.

Obligatorisch sollten Angaben zum Autor bzw. der Autorin, dem Titel oder dem Verlag (bibliografische Angaben), Hinweise zum Buchformat und seiner Ausstattung (Taschenbuch, Hardcover, Titelgestaltung und ggf. auch Illustrationen), eine Altersempfehlung und auch die Preisangabe sein. (vgl. Kepser/Abraham 42016, S.274)

In höheren Jahrgangsstufen lassen sich Buchpräsentationen zusehends komplexer gestalten. Dabei steigt das Anspruchsniveau entsprechender Aufgaben nicht nur durch bestimmte Formen der mündlichen Textwiedergabe bei der Textzusammenfassung (Inhaltsangabe, Precis etc.) oder das Heranziehen weiterer Kontexte, z. B. durch die eigenständige Recherche im Internet, sondern auch mit dem Ziel, am Ende eine auf den Rezeptionserfahrungen gründende, plausible Wertung abzugeben und in der Anschlusskommunikation mit der Klasse bzw. dem Kurs zu erörtern.

Zudem kann erwartet werden, dass auch andere ▪ literaturdidaktische Methoden, wie z.B. das ▪ szenische Lesen oder ▪ Verfahren des darstellenden Spiels bzw. des szenischen Interpretierens in die Buchpräsentation einfließen, um diesen Umgang mit dem Text stärker als Interaktion zwischen Präsentator*in bzw. Präsentator*innen und seinen Adressaten (Zuhörerinnen und Zuhörern) zu gestalten.

Ob Buchvorstellungen im Literaturunterricht überwiegend der Schaffung eines konkreten Leseanreizes für ein bestimmtes Buch dienen sollen oder ob sie auch über den gesamten Inhalt eines Buches informieren dürfen, ist keine Frage, die sich normativ regeln lässt. Dies ist Verhandlungssache zwischen Schüler*innen und Schülern und ihren Lehrkräften.

Geht es z. B. darum, dass Buchvorstellungen Leseanreize für Bücher schaffen sollen, die in einer Lese- bzw. Bücherkiste zusammengestellt werden, wird es stets auch darum gehen, nicht alles und schon gar nicht das Ende eines Buches vorher zu verraten. Dies ist allerdings nur eine Variante der unterrichtlichen Buchvorstellung.

Buchvorstellungen als kooperatives Lernen

Grundsätzlich bieten Buchvorstellungen vielfältige Möglichkeiten für das ▪ kooperative Lernen und für die Lernberatung (Scaffolding) durch die Lehrperson in einem ▪ offenen und ▪ kompetenzorientierten Literaturunterricht.

So können sich einzelne Schülergruppen ▪ eigenverantwortlich nach eigener Wahl oder durch Auswahl eines Titels aus einer am besten auch von den Schülerinnen und Schülern selbst erstellten Bücherliste mit jeweils unterschiedlichen Büchern beschäftigen und ihr Ergebnis dann gemeinsam im Plenum auf unterschiedliche Art und Weise präsentieren.

Wenn Sie dies mit unterschiedlichen ▪"Aktivelementen" tun, wie z. B. mit Elementen des szenischen Lesens oder des darstellenden Spiels, mit Videos und Audioaufnahmen bei einer multimedialen Präsentation verbinden, lässt sich die Buchpräsentation auf vielfältige Art und Weise ▪  "verfietschern" und damit auch auf diese Weise Anschluss an die kulturelle Praxis Literatur herstellen, ohne dabei aus Angst vor "Medienzauber", den offenbar Spinner (2010, S.201) angesichts dieser Möglichkeiten vor Augen hat.

Dass gerade dieser "Medienzauber" auch Teil es ambitionierten allgemein pädagogischen und literaturdidaktischen Projekts sein kann, das vielfältige Zugänge zu Literatur abbilden und schaffen kann, zeigt das Konzept des ▪ Lernfeatures, wie es ursprünglich für den Politikunterricht entwickelt worden ist.

So beschreibt Wehner (1996, S. 310) die wesentlichen Elemente eines Lernfeatures in Anlehnung an das ▪ journalistische Medienfeature als "eine kreative Medien- und Live-Kombination aus Musik, Show, Informationsteilen, Interviews, Reportage und O-Tönen, einem Mix aus Textelementen, Visualisierungen, Sprach- und Sprechanteilen, Konserveneinblendungen über Video, Cassette oder CD-Player, sowie pädagogischen Aufgabenstellungen, Aktivierungsphasen und Evaluationsmethoden".

Ein Lernfeature zur Buchpräsentation verbindet also Edutainment (= Education und Entertainment) und Erlebnislernen miteinander und kann damit eine besonders starke Wirkung bei der ▪ Leseanimation entwickeln und dazu jede Menge weitergehender Lern- bzw. Bildungsprozesse initiieren.

Dabei ist es auch im Zusammenhang mit der Präsentation eines einzelnen Buchs durch die gesamte Klasse bzw. den gesamten Kurs ein sehr komplexes Projekt zur Inszenierung, das sich aus vielen Einzelteilen zusammensetzt, die am Ende in die Aufführung im Klassen- oder Kursverband mündet.

Dabei versteht es sich letzten Ende als eine unterhaltsame Alternative zur sachlich dominierten Informationsvermittlung über ein Buch und kann dabei helfen, mit den dabei vorgenommenen einzelnen Inszenierungselementen auf für vielfältige Assoziationen offene Gesamtbilder entstehen zu lassen.

So können Rolleninterviews zu einzelnen Figuren in das Buchpräsentationsfeature eingebaut, O-Töne von Leserinnen und Lesern eingefangen, einzelne Szenen "dramatisiert" zur Aufführung gebracht und fiktive Autorinterviews gestaltet werden. Die Palette der literaturbezogenen Möglichkeiten ist hier für vieles offen.


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Urheberrechtsfragen bei Buchvorstellungen im Internet beachten

Werden Bücher im Rahmen von umfassenderen Projekten im Internet präsentiert, müssen ▪ urheberrechtliche Fragen beachtet werden und im Unterricht behandelt werden. Dazu gehören auch » rechtliche Fragen, die mit bestimmten Kommunikationsformen im Internet zusammenhängen beim »Liken, »Teilen (Sharen), »Posten, »Verlinken und »Einbetten (Embedden).

Dazu kann man auf zahlreiche Angebote im Internet selbst zurückgreifen, die sich mit solchen Fragen befassen, aber natürlich keine verbindliche Rechtauskunft erteilen können. (z. B. »irights.info)

Ganz besonders zu beachten ist in jedem Fall, dass man für eine Präsentation von Büchern in den sozialen Medien weder Buchcover, ganze Buchseiten, Bilder oder Illustrationen einfach abfotografieren und online stellen darf. Dies sind, wenn keine Genehmigung des jeweiligen Verlages vorliegt, klare Verstöße gegen das Urheberrecht und damit strafbar. (▪ Urheberrecht im Internet kennen und anwenden)

Das gilt im Übrigen auch wenn man ein Hörbuch aus einem urheberrechtlich geschützten Werk macht oder längere Textpassagen in einem Audiopodcast oder Videoclip vorliest und diese Produktionen dann online stellt. Das geistige Eigentum an den Texten ist nicht an das Medienformat gebunden, d. h. jede Verwertung urheberrechtlich geschützten Materials ist ohne entsprechende Genehmigung des Urheberrechtsinhabers unzulässig und strafbar.

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 24.12.2023

   
 

 
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