Als ein Verfahren, mit dem
man eigene Leseerfahrungen reflektieren und konservieren kann, ist es
prinzipiell nicht an Schriftlichkeit gebunden, auch wenn traditionelle
schriftliche Formen in der Schule wohl immer noch dominieren. Sieht man von
der schreibdidaktischen Funktion von Lesetagebüchern aber ab, hat der
technologische und soziale Wandel inzwischen möglich gemacht, dass
Lesetagebücher in ganz verschiedenen medialen Formaten gestaltet und
zur Anschlusskommunikation über das Gelesene verwendet werden.
Instagram oder YouTube
bieten dafür zahlreiche Beispiele (»teachSam
YoutTube-Playlist: Lesetagebuch) , die nicht nur demonstrieren, wie man
ein eigenes Lesetagebuch - analog oder digital - gestalten oder ein solches
im Buchformat käuflich erwerben oder als Download einzelner Vorlagen
angebotener Produkte nutzen kann. Zudem bieten verschiedentlich
Internetportale ihre Online-Dienste an, um Lesetagebücher am PC oder mit
Hilfe eines anderen digitalen Endgerätes (Smartphone, Tablet) zu führen. (z.
B. https://lesetagebu.ch)
Dabei haben solche
digitalen Lesetagebuchproduktionen und die entsprechenden
Videopräsentationen von Influecerinnen und Influencern aller Art, wie man
auch immer die Qualität der Beiträge im Einzelnen beurteilen mag, natürlich
auch eine hohe ▪ leseanimierende Qualität
und tragen zur Ausbildung einer bestimmten Form bzw. eines Teilbereichs der
Lesekultur in und außerhalb der Schule bei.
Wenn es darum geht, die
Verfahren des unterrichtlichen Literaturumgangs vor allem an der kulturellen
Praxis Literatur zu orientieren (vgl.
Kepser/Abraham
42016, S.228), dann gehören digitalen Formen des
Lesetagebuches in jedem Fall zu den Methoden des Literaturunterrichts und
das, wie etliche gelungene Beispiele zeigen, nicht nur in den
Sekundarstufen, sondern auch in der Grundstufe dazu.
Vor allem aber von der
Sekundarstufe I an sollte auch das digitale und damit multimedial angelegte
Lesetagebuch in Angriff genommen werden, das mit Standardsoftware wie z. B. Microsofts
PowerPoint oder Apples
Keynote,
aber auch mit E-Book-Apps wie
Book Creator (▪
Ein E-Book
erstellen mit Book Creator)
auf dem Smartphone oder Tablet oder auch mit Apples Textverarbeitungssoftware »Pages,
das mittlerweile »iBooks
Author ersetzt hat, gestaltet werden kann.
Ein
Lesetagebuch, eine Lesemappe oder eine
Lesebegleitheft soll eine "offene, individualisierende Leseerziehung" (Spinner
2010,
S.193) fördern, indem sie zur Reflexion über den eigenen Leseprozess
anhalten und damit auch eine selbstständige Beschäftigung mit Texten
fördern soll. (vgl.
ebd.)
Zugleich hat es auch de Funktion, "die Leseerfahrung zu intensivieren". (Kepser/Abraham
42016, S.276)
Lehrkräfte können das
Lesetagebuch darüber hinaus auch gut dafür verwenden, aus der individuellen
Arbeit der Kinder Rückschlüsse auf ihre Lesekompetenzen und literarischen
Kompetenzen zu ziehen.
In einem Lesetagebuch
halten Schülerinnen und Schüler fest, was sie gelesen haben und wann sie das
getan haben. Dazu gestalten sie in der Regel ein oder zwei Seiten ihres
Lesetagebuchs mit eigenen Ideen (Skizzen, Collagen, Illustrationen), die
ihre Rezeptionserfahrungen (Erstleseeindrücke, Gedanken und Gefühle)
ausdrücken. Genau so gut können Sie aber auch einfach bestimmte Textstellen,
Lieblingsstellen oder besonders wichtige Textstellen), die ihnen bei der
Lektüre aufgefallen sind, abschreiben.
Auch textproduktive
Arbeiten finden darin nach Wahl und individuellen Bedürfnissen darin Platz,
z. B. innere Monologe von Figuren, Briefe einer Figur oder Briefe, die an
sie gerichtet sind. Wer will kann (illustrierte oder einfache)
Figurenverzeichnisse darin anlegen oder auch einfach passende
Zeitungsartikel o. ä. darin einkleben.
Um einen ähnlich
prozessorientierten Ansatz geht es bei der Arbeit mit einer
Lesemappe. Darin werden von den Schülerinnen
alle ihre Arbeiten zu einem Text, die sich schriftlich dokumentieren lassen
zusammengestellt.
Die Abgrenzung zur ▪
Portfolio-Arbeit im Umgang mit
literarischen Texten und Themen ist dabei nicht immer
klar und eindeutig und muss es wohl auch nicht sein. Oft wird der Begriff
der Begriff Lesemappe auch einfach synonym zu dem des Portfolios verwendet.
Grundsätzlich aber ist die Portfolioarbeit - je nach Portfoliotyp - stärker
auf die Organisation eines eigenverantwortlich und in besonderer Weise
selbstreflexiv angelegten Lernprozesses im Umgang mit literarischen Texten
und ihren Kontexten sowie den für den schulischen Literaturumgang üblichen
schulischen Schreibformen ausgerichtet.
▪
Literarisches Lernen
»teachSam
YoutTube-Playlist: Lesetagebuch
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.07.2024