Das Lied mit dem
Eingangsvers ▪
WEr stets mag sitzen neben dir aus der Liedersammlung des ▪
Venus-Gärtleins (1656)
ist ein Schlager, der schildert, was einem jungen Mann widerfährt, der,
so würde man heute wohl sagen, sich Hals über Kopf in eine Frau verliebt und
dessen Gemütszustand, wie vom Blitz getroffen, auf einen Schlag körperliche
Reaktionen hervorruft. Das vegetative System ist in höchster Aufregung
versetzt und führt dazu, dass der so sehr "verknallte" Mann, die Kontrolle
über wesentliche Körperfunktionen verliert und alles daransetzen will, die
Herrschaft über seine außer Rand und Band geratenen Gefühle wiederzuerlangen
("muß werden, schleunig zur Erden").
(5)
Das Lied fängt genau
den Moment ein, in dem sich der Mann in eine schöne Frau mit
unwiderstehlichen Lachen und einer ebenso einzigartigen Stimme geradezu
unsterblich verliebt. Es ist das Motiv der »Sirenen
aus der »griechischen
Mythologie, auf den dieser Moment verweist. Diese meist weiblichen
Fabelwesen, die auf einer Insel leben, versuchen vorbeifahrende Seeleute
mit ihrem betörenden Gesang an Land zu locken und dann zu töten. der
Odysseus auf seiner Reise nur dadurch entgeht, dass er sich an den Mast
binden lässt. Der Sage nach haben es Odysseus und Orpheus geschafft, an
der Insel der Sirenen vorbeizusegeln, ohne ihrem verlockenden
Sirenengesang zu folgen. Aber Odysseus gelang dies nur, weil er sich an
den Mast seines Schiffes hatte binden lassen, um nicht doch die
Kontrolle zu verlieren.
Die Liebe als
"Himmelsmacht" und den Verlust der Selbstkontrolle macht auch das in
lockerem Ton gehaltene Lied zum Thema. Es ist gängigen Auffassungen der
Zeit nach Cupido, wenngleich nicht genannt, dessen Liebespfeil die Liebe
entzündet. Seine Auswirkungen, genau in dem Moment, in dem die Liebe
entbrennt, sich der Mann verliebt und damit die Kontrolle über sich
verliert, macht auch das Lied in seinen fünf Strophen deutlich.
In Gegenwart der
Angebeteten kann er nicht mehr sprechen, bekommt Ohrensausen,
Schweißausbrüche, wird blass im Gesicht, fängt sogar an zu zittern und,
um es modern zu sagen, fängt fast an zu hyperventilieren. Kein Wunder
also, dass es für ihn in dieser Lage, und das natürlich vor allem als
Mann, vor allem darum geht, wieder festen Boden ("muß werden, schleunig zur Erden")
unter die Füße zu bekommen. (5)