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Venus-gärtlein (1656)
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Das Lied mit dem
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SChoene
Dam, hoert mir ein Wort aus der Liedersammlung des ▪
Venus-Gärtleins (1656)
besteht aus einem Dialog eines Freiers mit einer jungen Frau, um
die er wirbt.
Das 15 strophige Lied ist ein Dialoglied, in dem die jeweilige Rede
der beiden Partner des Dialogs ohne weitere Beschreibungen oder Kommentare
auf die verschiedenen Strophen verteilt ist.
Für die Interpretation des Liedes und des Verhaltens der beiden
Protagonisten des Dialogs ist entscheidend, ob die Strophe 8 dem werbenden
Mann oder der Frau zugeordnet wird. Ganz eindeutig ist dies, m. E. nicht zu
klären, es gibt aber gute Gründe für die eine oder die andere Lesart.
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Wird sie der Frau
zugeordnet, geschieht dies zunächst einmal aus rein kompositorischen
Gründen. Das gesamte Lied besteht ja "eigentlich" aus einer auf jeweils
eine Strophe verteilte Wechselrede der beiden sprechenden Figuren. Der
Inhalt der Strophe sperrt sich allerdings auf den ersten Blick dagegen,
dass die Äußerung aus dem Munde der jungen Frau kommt. Jedenfalls
spräche sich ja nicht von sich, sondern von der die Liebespein des
Mannes. Sieht man darin allerdings eine ironisch gemeinte Botschaft, die
das "Buhlen" des Mannes quasi auf die Schippe nimmt, dann lässt sie sich
als "Spielangebot" verstehen, das letzten Endes die wenig motivierte
Kehrtwendung der jungen Frau in der vorletzten Strophe, als sie bekennt,
dass der Mann ihr Herz gewonnen hat, in gewisser Weise vorbereitet.
-
Wird die Strophe dem
Mann zugeordnet, lassen sich dafür auch kompositorisch Gründe nennen. Da
die Strophen quasi die Mitte des Gedichts darstellt, könnte sie im
Verbund mit den Strophen 7 und 9 eben den Höhepunkt des Werbens mit den
wichtigsten Argumenten darstellen, der Versicherung ewiger Liebe bis in
den Tod. In der nachfolgenden strophenweisen inhaltlichen
Zusammenfassung wird dieser Überlegung gefolgt, ohne damit die
Legitimation der anderen Lesart grundsätzlich zu bestreiten.
Der Mann spricht die junge Frau bei einer günstigen Gelegenheit an und
gesteht ihr seine Bewunderung für ihre Tugend und ihr jugendliches Aussehen,
Zugleich bringt er zum Ausdruck, dass ihn die Gedanken an sie seit einiger
Zeit nicht mehr loslassen (1).
Die junge Frau geht aber darauf nicht ein und gibt dem Mann zu verstehen,
dass seine Komplimente sie keineswegs beeindrucken, zumal sie das Gefühl
hat, er mache sich damit sogar über sie lustig. (2)
Doch der Mann lässt sich nicht beirren und fühlt sich völlig missverstanden.
Was er sage. komme ganz von Herzen, das könne sie ihm ruhig glauben (3).
Doch die junge Frau lässt ihn weiter auflaufen und unterstreicht, dass sie
seinen Worten keinen glauben schenke und auch die Ansprache als eine schöne
Frau sei schon gelogen, denn sie selbst empfinde sich keineswegs als schön.
Daher solle er sich nach einer anderen Frau umsehen, die seinen Erwartungen
in dieser Hinsicht wirklich entspricht, und sie einfach in Ruhe lassen. (4)
Dieser verstärkt allerdings sein Werben, auch wenn er den Eindruck hat,
dass das das Herz der jungen Frau aus Stein sei. Er kann nicht anders: Er
spricht offen aus, wie gerne er sie küssen würde und wie ein solcher Kuss
seine Liebesqualen binnen kürzester Frist beenden würde. (5)
Die junge Frau weist ihn mit dem Hinweis ab, dass Männer stets darauf aus
seien, Frauen zu verführen, danach aber meistens das Weite suchen und die
Frau in ihrer Schande sitzen ließen. (6)
Der Mann ruft die Natur und alle wilden Tiere als Zeugen für seine Liebe auf
und will nicht verstehen, weshalb ihn die Angebetete nicht erhören will. (7)
Zudem führt er an, dass eine unglückliche Liebe auch den ansonsten größten
Helden in Verzweiflung bis zu seinem Tode gestürzt habe. (8) Noch einmal
fleht er die junge Frau mit einem noch übersteigerten Kompliment ("Schönste
von Sitte") an, seinem Drängen nachzugeben. Andernfalls sterbe er noch in
der gleichen Stunde an seiner (Liebes-)Krankheit. (9)
Die junge Frau wehrt in ironischem Ton ab und erklärt, sie sei doch keine
Medizin und wenn es um die Linderung seiner Krankheit gehe, solle der Mann
doch lieber einen Arzt aufsuchen. (10)
Trotz allem will der Mann nicht aufgeben und sich einfach in Geduld üben,
aber von seinen Gedanken an die junge Frau auch künftig nicht lassen. (11)
Noch einmal wendet die junge Frau ein, dass sie oft genug davon gehört habe,
wie junge Frauen mit den lieblichsten Worten und Liedern (Accorten) einem
Verführer erlegen seien und am Ende daraus erst recht großes Leid entstanden
sei. (12)
Das kann der Mann nicht verneinen, betont aber eindringlich, dass er aber
dafür nicht verantwortlich zu machen sei. Seine Liebe sei aufrichtig bis zum
Tod, erklärt er mit einem weiteren Kompliment, das zugleich sein
"Schmachten" unterstreicht. ("O
allerschönstes Mündlein roht") (13)
Die junge Frau gibt ihren "Widerstand" auf und erklärt, dass sie er sie
küssen dürfe, um seinen Schmerz zu lindern. Er habe eben doch erreicht, dass
er ihr "junges Hertz" berührt bzw. erobert habe. (14)
Der Mann ist hocherfreut darüber und sagt, dass ihm diese lieblichen Worte
den Herzschmerz nehmen. (15)
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