Auch wenn es verschiedene Text-Bild-Kombinationen beim Emblem gibt,
kann man doch einen Grundtypus bestimmten. Dieser ist ein Idealtypus,
der in der Praxis allerdings variiert werden kann.
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Das vorliegende Emblem,
das aus einem bekannten in lateinischer und französischer Sprache
verfassten Emblembuch des Heidelberger Dichters »Julius
Wilhelm Zincgref (1591-1635) (»Emblematum
ethico-politicorum centuria.
apud Iohann. Theodor. de Brij (Jan. 1619)«) stammt, kann als
Prototyp
eines an die Adresse von Gelehrten und Hochgebildeten gerichteten
Emblems gelten.
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Nach der das
Emblembuch gliedernden römischen Zahl (LXXX) findet sich das Motto,
unter dem die ganze Bild-Text-Kombination steht. Es lautet: "Non
omnia possumus omnes", was übersetzt "Wir können nicht alle alles"
bedeutet.. Oft handelt es beim
Lemma (Motto, Titel, Überschrift, Inscriptio) über dem Bild um eine
knappes Diktum in Latein oder Griechisch (oft Klassikerzitat).
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Darunter befindet
sich in der Mitte der Gesamtkomposition das Bild (Pictura), das
einen (schwebenden) Schüsselbund mit zahlreichen Schlüsseln vor dem
Hintergrund einer (städtischen) Szene mit verschiedenen Gebäuden,
einem regulierten Flusslauf und einigen Menschen vor einer
Hügellandschaft zeigt.
Im Idealfall stellt die Pictura einen bedeutungshaltigen Gegenstand
oder Sachverhalt dar, das Motto (Lemma) regt zur Suche nach dem
Zweitsinn an, der in der Subscriptio erläutert wird (vgl.
Küppers 2004, S.140), vor allem in Emblembüchern, die sich an
die gelehrten Leser richten, oft auch mit einem längeren,
zusätzlichen Kommentar versehen, der Angaben zur Motivtradition und
zu Fundstellen in der antiken Literatur macht;
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Unter dem Bild
befindet sich eine in vier Verse mit umschließenden Reim und
französischer Sprache gehaltene Subscriptio, die in der 1633
erschienenen deutschen Ausgabe wie folgt lautet:
"WIr Schlüsseln
allzumahl haben ein Ampt vnd Namen/ Doch keiner vnter vns öffnet
die Schloss allzusammen/ Also die Menschen auch han
unterschiedlich sitten/ Einer ist wol zu Fuß/ der andere baß
beritten"
(nach: Henkel/Schöne 1967, zit. n.
vgl.
Küppers 2004, S.140)
In diesem Beispiel soll
der Hinweis auf die Schlüssel wohl als Hinweis auf die Fähigkeiten des
Menschen verstanden werden, sich die Welt zu erschließen. Die
Subscriptio will den Betrachter und Leser also auf eine bestimmte Lesart
festlegen, um seine didaktische Funktion zu erfüllen.
Emblembücher, die sich
an ein gelehrtes, verschiedene, insbesondere aber Latein beherrschendes
Publikum richten, enthalten über diese drei Grundelemente (Motto, Bild
und Subscriptio), in der Regel auf einer eigenen Seite präsentierten
mehr oder weniger ausführlichen Kommentar, der
auf die Motivgeschichte und entsprechende Fundstellen in der meist
antiken Literatur verweist.
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In der frühen Neuzeit
im ▪
Humanismus (1450-1600) und im ▪
Barock (1600-1720) sind Emblembücher sehr populär, die sich je nach
Adressaten und Funktion in Aufmachung und Inhalt unterscheiden. Oft
wurden Embleme zu Emblembüchern zusammengestellt, die auch als
Haus-, Stamm- und Wappenbücher
verwendet wurden.
Diese waren in ganz
Europa in großer Zahl verbreitet und waren besonders in den
Niederlanden, aber auch in Deutschland sehr populär. Viele Emblembücher
hatten ein ausgesprochen hohes intellektuelles Niveau und verlangten
einen entsprechend gebildeten und kompetenten Leser, andere waren eher
von einer einfachen bildlichen und sprachlichen Form gekennzeichnet, um
ihre didaktische Funktion zu entfalten.
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