teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

 

Textauswahl zur Literatur der frühen Neuzeit, Humanismus und Renaissance

« Der 11. Kuss »

»Johannes Secundus (1511-1536)


FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren Literarische Gattungen Literaturgeschichte Didaktische und methodische Aspekte Überblick Literatur auf dem Weg in die Moderne Literaturepochen Überblick Epochenüberblick Literatur des Mittelalters (ca. 750-1500) [ ● Frühe Neuzeit, Renaissance und Humanismus (1300-1600) Didaktische und methodische Aspekte Überblick Historischer HintergrundHumanismus und literarische EntwicklungMeistergesang  Embleme Textauswahl Bausteine ▪ Häufig gestellte Fragen (FAQs) Links ins Internet ] Barock (1600-1720) Aufklärung (1720-1785) Empfindsamkeit (1740-1780) Sturm und Dang (1760-1785) Weimarer Klassik (1786-1805) Jakobinismus (1789-1796) ▪ Romantik (1793-1835) Biedermeier (1820-1850) Das junge Deutschland und die politische Dichtung des Vormärz(1830-1850) Realismus (1850-1890) Naturalismus (1880 - 1910) Gegenströmungen zum Naturalismus (1890-1930) Expressionismus (1910-1925) Literatur der Weimarer Republik (1918-1933) Deutsche Exilliteratur (1933-1945) ▪ Literatur nach 1945 Literatur nach 1989 Literatur im 21. Jahrhundert ] Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
 

 »Das Kussgedicht Nr.11 von Johannes Secundus in anderer deutscher Übersetzung (Deutsche Gedichtebibliothek)

Paul Fleming: Wie Er wolle geküsset seyn.

»Johannes Secundus (1511-1536) (auch Janus Secundus, eigentlich Johann Nico Everaerts) war ein niederländischer Dichter, Maler und Bildhauer (was das Renaissance-Ideal eines umfassenden Künstlers war). Er entsprach mit dieser Vielseitigkeit dem Renaissance-Ideal eines universalen Künstlers. Auch seine beiden Brüder, »Hadrianus Marius und »Nicolaus Grudius gehörten zum Kreis berühmter in »neulateinischer Sprache dichtenden gelehrten Autoren der Zeit. Sein Vater war Nicolaes Everaerts, der selbst ein berühmter Jurist war, war mit  »Erasmus von Rotterdam (1466/1467/1469- 1536), einem der bedeutendsten humanistischen Gelehrten der Zeit, befreundet. 1528 zog die Familie von »Den Haag nach »Mechelen, wo Secundus sein erstes Werk mit lateinischen Elegienverfasste. 1532 ging er zusammen mit seinem Bruder nach »Bourges, wo er Rechtswissenschaften studierte. 1533 ging er nach Madrid an den spanischen Hof »Karls V. (1500-1558). wo er zwei Jahre als Sekretär des Erzbischofs von Toledo arbeitete. Als er schwer erkrankte,  ging er nach Mechelen zurück und starb 1536 im Alter von 24 Jahren. Trotz seines kurzen Lebens verfasste er zahlreiche Werke in »neulateinischer Sprache. Sein bekanntestes Werk ist der Gedichtzyklus Basia, eine Zusammenstellung von 19 Gedichten in verschiedenen Versmaßen, in denen er Gedichte Ndes antiken römischen Dichters »Catull (87-55 v- Chr.) nachahmte. Dieser hatte mit solchen Gedichten "eine Philosophie der erotischen Lebenslust und der totalen Hingabe an die Sinnlichkeit"  (Bauer 2011) dargeboten, welche das Schicksal der Liebenden davon abhängig machte, ob die Frau sich eben auch "hingab" oder nicht. Secundus stellte in seiner Sammlung Gedichte zusammen, die das Thema des Kusses behandelten. Neulateinische Kussgedichte dieser Art waren ein Sujet, mit dem sich verschiedene Dichter der Zeit befassten.

Übersetzungen sind auch stets Ausdruck der Zeit, in der sie vorgenommen wurden. Dies ist natürlich auch bei der nachfolgenden Übersetzung des neulateinischen Gedichts durch Franz Passow Anfang des 19. Jahrhunderts der Fall. Die in der Sprache heute altertümlich oder antiquiert erscheinende Übersetzung hat aber vor allem auch didaktischen Reiz, weil sie in gewisser Weise eine weitere "Übersetzung" in unsere zeitgenössische Sprache verlangt. Um einen Eindruck von der Übersetzungsproblematik zu erhalten, lohnt ein Blick ins »Latein-Wörterbuch-Forum im Internet zu diesem Gedicht von Secundus.

Johannes Secundus (1511-1536)
Der 11. Kuss

Küsse zu lüsterner Art, beschuldiget – hör ich – das Volk mich,
Wie sie das Vätergeschlecht nie, das gestrenge gekannt..
Also, wenn ich den Hals mit verlangendem Arm dir umstricke,
Und mich der herrliche Tode leis in den Küssen berauscht,
Soll ich mit sorgendem Sinn die Reden des Volkes bedenken?
Weiß ich selber ja kaum, wer ich und wo ich nur sey.
Lächelnd vernahmst du, Neaera, das Wort, und schlangest den Einen
Lilienweißen Arm, schlangest den andern um mich.
Darauf küsstest du mich, – selbst Cypiens1 kosende Lippen
Küssten den rüstigen Freund lüsterner nie – und du sprachst:
Kümmre dich nicht um den richtenden Spruch der nüchternen Menge;
Diese Beschwere gehört einzig vor mein Tribunal.

(Quelle: Küsse. Aus dem Lateinischen übersetzt von Franz Passow, Leipzig 1807, S.45f.) – gemeinfrei

Worterklärung:

1 Cypiens: Die neulateinische Originalstelle lautet:
Audiit et risit formosa Neaera, meumque hinc collum nivea cinxit et inde mani basiolumque dedit (quo non lascivius umquam inseruit Marti** Cypria blanda suo!)

in der Übersetzung der Deutschen Gedichtebibliothek lauten die beiden Verse:

"Küsste mich dann, wie niemals die Venus* in tieferer Wollust
Je den Mund ihres Mars lüsterner küsste, und sprach:"

Venus ist in der »römischen Mythologie Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde;  ihr gr. Pendant ist die »olympische Göttin »Aphrodite, die oft als Beschützerin der geschlechtlichen Liebe dargestellt wird und als verkörpertes Ideal der Schönheit; zudem wird sie als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt. Venus muss ihre Liebe zu Adonis auf Geheiß des olympischen Göttervaters »Zeus mit dessen Tochter »Persephone einer »Toten-, »Unterwelt- und »Fruchtbarkeitsgöttin teilen (in der » römischen Mythologie heißt sie Proserpina);
** »Mars: Kriegsgott der Römer


Für größere Ansicht bitte an*klicken*tippen!

Das Motiv von »Venus, Mars und Amor ist vor allem auch in der Bildenden Kunst bekannt und wurde von dem florentinischen Maler Piero di Cosimo (1462-1521) in einem Gemälde, das etwa 1505 entstanden ist, gestaltet. Dargestellt sind »Venus, die Göttin der Liebe, Amor, der in Göttern und Menschen die Liebe entzündet, und ihnen gegenüber der schlafende Kriegsgott »Mars. Das Bild kann als eine Allegorie des Sieges der Liebe über den Krieg angesehen werden. ein Motiv, das auf den römischen Dichter »Lukrez (94 –55/53 v. Chr.) zurückgeht.

"In der griechischen Mythologie war Venus mit dem hinkenden und hässlichsten der olympischen Götter, »Hephaistos – römisch Vulcanus – verheiratet. »Homer erzählt in seiner »Odyssee, wie »Venus in einer Liebesnacht mit »Mars von ihrem Ehegatten in flagranti überrascht wird. Der kunstfertige Hephaistos wirft über das ehebrecherische Paar ein unsichtbares, aber höchst wirksames Netz, woraufhin die Götter im Olymp in das sprichwörtliche »homerische Gelächter ausbrechen. Auf Pieros Bild ahnt das Paar offensichtlich nichts von Hephaistos’ Racheakt, allein Amor, der mit aufgerissenen Augen zum Himmel schaut und mit dem Zeigefinger auf den schlafenden Mars weist, scheint das nahende Unheil zu bemerken." (Wikipedia.de, 13.08.2021

Ein in der Bildkomposition ähnliches Gemälde (»Venus und Mars) hatte zuvor schon »Sandro Boticelli (1445-1510) gemalt, das Piero di Cosimo als Vorbild für seine Gestaltung gedient hat. Allerdings fehlt darin diese Anspielung auf Homers allgemein bekannte Erzählung in der Odyssee, die sicherlich auch Johannes Secundus bekannt gewesen sein dürfte.

 »Das Kussgedicht Nr.11 von Johannes Secundus in anderer deutscher Übersetzung (Deutsche Gedichtebibliothek)

Paul Fleming: Wie Er wolle geküsset seyn.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 24.12.2023

   
   Arbeitsanregungen:

Analysieren Sie das Gedicht von »Johannes Secundus (1511-1536) .

  1. Geben Sie den Inhalt des Gedichtes wieder.
  2. Welche Aussageabsicht steht hinter dem Gedicht?
  3. Das Gedicht ist in neulateinischer Sprache verfasst. Was sagt das über den Lesekreis des Gedichtes aus.
  4. Vergleichen Sie das Kussgedicht von »Johannes Secundus (1511-1536)  mit dem Gedicht »Wie Er wolle geküsset seyn« von Paul Fleming (1609-1640).

 

 
 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und ZeitmanagementKreative ArbeitstechnikenTeamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche KommunikationVisualisierenPräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 
 

   
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz