Ich ging
durch die dumpfige Großstadtgasse,
Da trieben sich Menschen bunt wie das Vieh -
Ich sage nicht, daß ich die Menschen hasse,
Im Gegenteil: ich liebe sie.
Ich
schritt fürbaß. In endlosen Reihn
Starrten Laternen müßig mich an -
Da stieg mir jählings die Frage zu Hirn:
Warum hängen da keine Menschen daran?
- Die Pfähle sind doch solid genug?
Und weiter
ging ich. Da schäumte ein Fluß,
Begossen von brennender Abendglut -
Und jählings stieg mir die Frage zu Hirn:
Warum führt sie nicht blutige Leichen, die Flut?
- Färbt Menschenblut denn minder rot?
Und als
ich kam vor die Stadt hinaus,
Da saßen viel Raben beim Düngerfraß -
Und wieder stieg mir die Frage zu Hirn:
Warum sitzen sie nicht auf Menschenaas?
- Verdaun sie doch Menschenaas ebenso flott!
Und
heimwärts zog ich die Großstadtgasse,
Da lag sie verlassen und menschenleer -
Ich sage nicht, daß ich die Menschen hasse:
Ich liebe sie täglich mehr und mehr.
(Quelle:
Rohe
(Hg.) 1973, S.57f.,
Wende (Hg.) (1999/2010), S.58)
*vermisst ab 1938/39 oder lt. Wikipedia Todestag
21.8.1939 ?