Ein
Menschenhauf - ein Schutzmann - und ein Karren
und auf dem Karren ein betrunk'nes Weib.
Notdürft'ge Kleidung deckt den magern Leib -
die Nase spitz, wie eines Giebels Sparren.
Die Menge
gafft, - und tut der Dinge harr'n,
die sich entwickeln ihr zum Zeitvertreib. -
Und mancher Schimpf trifft das betrunk'ne Weib,
des Augen glasig in die Leere starren.
Sie griff
zur Flasche in des Lebens Not,
als ihr das Herz umkrallt der Ohnmacht Gram;
die Kinder weinten:
"Mutter! - Hunger! - Brot!"
Nun deckt
der blassen Wangen brennend Rot
wie in des Unglücks unbewußter Scham -
Der Karren rollt:ein Opfer - lebend tot.
(Quelle:
Rohe
(Hg.) 1973, S.66f.)
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