▪ Leitfragen zur Analyse der
Zeitgestaltung in einer Erzählung
Der Schluss einer Geschichte kann im Rahmen der Gestaltung eines
Ausschnitts bei der
Zeitgestaltung eines
epischen Textes
auf unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden.
(»
Gestaltung des
Anfangs einer Erzählung)Man hat dabei grundsätzlich vier
verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, wenngleich gerade die
Unterscheidung von "geschlossen" und "offen" terminologisch eher vage ist. (vgl.
Schwarze 1982, S.160f).
Geschlossenes Ende |
-
gestaltet wird eine inhaltlich typische
Situation wie z.B. Heirat als Erfüllung, Tod als tragisches
Geschehen oder Erfüllung, Heirat und Tod bei zwei zentralen Figuren,
Happy End z. B. durch Wiedererkennen oder Wiederfinden eines
Menschen nach Verlust oder Trennung
-
erzählte Geschichte findet darin ihr
Ende
|
Erwarteter Schluss |
-
gestaltet wird die von Spannung befreiende Auflösung eines
Geschehens oder Handlungsgefüges, Handlungsfäden werden entwirrt
oder logisch zu Ende geführt
-
"poetische Gerechtigkeit" (Schwarze
1982) und ein Ende mit Finalität, das Lesererwartungen
befriedigt und den Eindruck von Endgültigkeit und Stabilität
hinterlässt
-
Résumé: Das Ganze wird retrospektiv oder auf die Zukunft
fokussiert zusammengefasst.
-
Nachwort, Epilog: Was erzählt worden ist, wird zu einem
Sachverhalt in Beziehung gesetzt, der außerhalb des Erzählten liegt.
|
Unerwarteter Schluss |
-
gestaltet wird eine nicht
vorhersehbare Wendung in der Geschichte
-
eine bis dahin nicht bekannte
"fremde Macht" greift in das Geschehen ein ("deus ex machina")
-
Abbruch, unvollendete Erzählung: Die Geschichte könnte
eigentlich noch weiter erzählt werden.
-
Unlogisches Ende
|
Offener Schluss |
-
dargestellter Konflikt besteht
weiter
-
Ende, das Potential für etwas Neues erkennen lässt:
Möglichkeiten für einen Neuanfang werden angedeutet (z. B.
Auswanderung, Rückzug aus bestimmten Positionen oder der
Gesellschaft)
-
rätselhaftes, mehrdeutiges Ende
-
allegorischer Schluss
-
mehrere (alternative) Schlüsse
-
konfliktgeladener Schluss ohne Problemlösung
-
Nicht-Schluss: Ein Ende der Geschichte wird verweigert.
-
Rückbezug, Rückbewegung zum Anfang: Die Wiederholung des
Gleichen wird angedeutet.
-
neuer Anfang für etwas, das logisch folgt: Ende mit Ausblick auf
eine Fortsetzung in Form einer Serie
-
Nachwort, das das Erzählte annulliert
-
Übergang von Fiktion in Realität: Geschichte mündet in die
Gegenwart und Wirklichkeit des Lesers.
|
(vgl.
Schwarze 1982, S.160f.,
vgl. .
Hermes, Abiturwissen 1985, S. 35)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.12.2023
|