Nach
Hans Lösener (2005, S. 298f.) kann die Dramendidaktik die
althergebrachte Polarität von "Lesen" und "Inszenieren", von "Lesedrama"
und "Bühnenstück", von Textualität und Theatralität überwinden, wenn sie von der Denkschablone lässt, das
Lesen und Inszenieren eines dramatischen Textes als grundverschiedene
Tätigkeiten anzusehen.
Traditionellem Verständnis nach ist die Inszenierung
eines Dramas deutlich von dessen Lektüre abgekoppelt, wenngleich die
"Einrichtung und Einstudierung eines Bühnenstücks", wie es noch das Metzler
Literatur Lexikon definiert, "[...] von einer ebenso intensiven Text-, also
Lesearbeit begleitet [wird] wie die Erarbeitung der Wort-, Bewegungs- und
Szenenregie."
(ebd.)
Mit Nachdruck plädiert Lösener dafür, Lektüre- und
Inszenierungsarbeit voneinander zu trennen. da jedes Inszenieren
"mit einer vielfältigen Vertiefung und Differenzierung jener
Lesetätigkeit einher(geht), die vor der sichtbaren szenischen
Umsetzung begonnen hat."
(ebd.)
Um das Verhältnis der Tätigkeiten des Lesens und Inszenierens
zu analysieren und insbesondere der Frage nachzugehen, ob die
die Inszenierungstätigkeit stets mit der Lesearbeit einhergeht,
unterscheidet er drei verschiedene Formen der Inszenierung, die
er in ein bestimmtes Abhängigkeitsverhältnis voneinander
gestellt sieht. (vgl.
ebd. S.297ff.)
Alle drei Formen realisieren auf unterschiedliche Art und Weise die
Tätigkeit des Inszenierens und eröffnen zugleich auch unterschiedliche Wege
zur Behandlung von Dramen im Literaturunterricht.