Die Entwicklung der ▪
Handlung eines Dramas hat zu
bestimmten mehr oder weniger konventionalisierten
"Verlaufstypen" des Dramas geführt, die den Handlungsverlauf auf
unterschiedliche Art und Weise organisieren und strukturieren.
Beim
▪ analytischen Drama
(Enthüllungsdrama) liegt das entscheidende Ereignis, das die
dramatische Handlung vorantreibt, im Gegensatz zum ▪
Zieldrama (synthetisches Drama, Entfaltungsdrama) in der Vorgeschichte.
Dies ist verbunden mit einer "Technik", mit "der die im Auftakt
präsentierte Situation im weiteren Verlauf der szenischen
Handlung sukzessive in ihren Bedingungen beleuchtet wird" und
"der Ausgang [...] somit bereits vorgezeichnet [ist]." (Boehnisch
2012, S.137). Dies schlägt sich in dem ▪
allgemeinen Aufbauschema analytischer
Dramen nieder.
Das analytische Drama ist eine Struktur und ein
Kompositionsprinzip der dramatischen Handlung bzw. ein "Konstruktionsschema [...], das sich überhaupt in
besonderem Maße der Struktur des geschlossenen Dramas anbietet." (Klotz
1969, S. 41)
In jedem Fall ist die Struktur "nicht notwendigerweise", wie
Boehnisch (ebd.) betont und am Beispiel des antiken Dramas »König
Ödipus (ca. 429 v. Chr.) von »Sophokles
(497/496 - 406/405 v. Chr.) aufzeigt, "mit dem final ausgerichteten
klassischen Drama [...]inkompatibel."
Das Neue und Besondere an diesem Kompositionsmodell der
dramatischen Handlung ist , dass es die vordem "konstitutive
gegenwärtige Gleichzeitigkeit von Darstellung, Dargestelltem und
Rezeption" aufhebt. Damit öffnet es die Rezeption der Leser und
Zuschauer von dem mehr oder weniger identifikatorischen
Nachvollzug des mimetischen Spiels hin zu einer analytischen
Betrachtung des dramatischen Geschehens, weil sie dem Zuschauer
"Momente analytischer Distanz" (Boehnisch
2012, S.137) erlaubt, mit denen das analytische Drama durch
seine "Fluchtlinien in die Vergangenheit" (ebd.)
die Absolutheit des präsentisch-präsentierten dramatischen
Geschehens durchstößt. (vgl.
ebd.)
Die Strukturen des analytischen und synthetischen Dramas
können sich aber auch zu Mischtypen verbinden. bei denen die
dramatischen Konflikte zwar auf der Vorgeschichte beruhen, aber
im Verlauf der weiteren dramatischen Handlung können auch neue
Konflikte entstehen, die die Handlung vorantreiben.
Dies ist z. B. der Fall in: