Die
▪ Handlung der
Szene II,2
(2. Auftritt im ▪
2. Akt von
▪ Schillers
▪ Drama ▪»Maria
Stuart« spielt im Palast von Westminster.
1 . Akt >
2. Akt >
3.
Akt >4. Akt
>
5.Akt
< II,1
Elisabeth
betritt in Begleitung einiger hochrangiger Personen aus England und
Frankreich die Szenerie. Geführt von
Leicester,
zeigt sie sich in einer vordergründig harmlos angelegten Plauderei mit
dem französischen Grafen
Aubespine darum bemüht, ihren vom englischen Volk unterstützten
Herrschaftsanspruch zu betonen. Ihre Äußerung, dass nur dies, nicht
aber große höfische Feste und weibliche Attraktivität, ihre eigene
Ausstrahlung ausmache, veranlasst Aubespine, ihr mit Komplimenten über
ihre Schönheit und Ausstrahlung zu schmeicheln.
Bellievre,
der Gesandte des französischen Hofes in Sachen Brautwerbung, drängt
Elisabeth zu einer positiven Entscheidung, denn noch immer steht das
endgültige Jawort der englischen Königin aus. Elisabeth aber weicht
unter dem Hinweis darauf, dass ihr ein trauriges Ereignis unmittelbar
bevorstehe, weiter aus und hält die Franzosen weiter hin. Mehr noch:
Die Äußerungen Bellievres, der sich ihr gegenüber nicht entblödet,
angebliche Gefühle des französischen Thronfolgers ins Spiel zu
bringen, werden von ihr als Geschwätz entlarvt. Mit Nachdruck weist
sie darauf hin, dass sie sich durch die dynastische Heiratslogik in
ihrer individuellen Entscheidungsfreiheit, als "jungfräuliche Königin"
zu leben, beeinträchtigt sieht. Darüber hinaus glaubt sie sich nach
einer Heirat aus der Macht gedrängt und auf ihre Rolle als Frau und
Mutter eines möglichen Thronfolgers beschränkt, was ihrem bis dahin
gelebten Selbstverständnis völlig widerspreche. Aubespine versucht zu
retten, was zu retten ist, als er die von Elisabeth während ihrer
Regierungszeit erworbenen Verdienste rühmt und unterstreicht, dass
daher auch niemand erwarten dürfe, dass sie ihre Freiheit einem Mann
opfere. Und selbstredend gereiche es auch nur dem hochrangigsten,
tugendhaftesten und schönsten Bewerber zur Ehre, wenn sie eine
Verbindung eingehen wolle. Elisabeth zeigt sich daher wieder etwas
versöhnt und stimmt insoweit zu, dass für eine Heirat tatsächlich nur
der französische Thronfolger für sie in Frage komme. Als Bellievre
dennoch darauf insistiert, eine mehr oder minder eindeutige
Entscheidung Elisabeths überbringen zu wollen, übergibt sie ihm, mit
dem Blick zeitweise auf Leicester gerichtet, als äußeres Zeichen der
Verbundenheit zwar einen königlichen Ring, betont aber zugleich, dass
sie damit noch immer kein definitives Jawort gebe. In jedem Falle
lasse der Ring eine weitere Entwicklung zu und begründe aber schon die
Freundschaft zwischen Frankreich und England. Als Aubespine allerdings
zu Gunsten Maria Stuarts interveniert und Elisabeth bittet, Maria
Stuart, die Witwe des verstorbenen französischen Königs, zu
begnadigen, zeigt sich Elisabeth unerbittlich. Sie verwehrt sich
entschieden gegen diese Vermengung zweier in ihren Augen unvereinbarer
"Geschäfte".
> II,3
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.05.2021