Die Handlung
der
Szene I,6
(6. Auftritt) im 1. Akt von
Schillers
Drama »Maria
Stuart« spielt in
einem Zimmer im Schloss Fotheringhay.
1 . Akt
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2. Akt
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3.
Akt - 4. Akt
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5. Akt
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I,5
Mortimer überreicht
Maria Stuart einen Brief ihres Onkels, des Kardinals von
Lothringen, der ihn als geheimen Vertrauten Marias ausweist. Er
berichtet ihr von seiner wechselvollen Entwicklung seit seinem Besuch
in Rom. Fasziniert von den prunkvollen Darstellungen katholischer
Glaubenssätze und der prachtvollen katholischen Liturgie allerorten,
sei sein protestantisches Bekenntnis in den Grundfesten erschüttert
worden. Zudem habe er in Frankreich persönlichen Kontakt zu Marias
Onkel, dem Kardinal von Guise, bekommen, der ihn endgültig zum
katholischen Glauben bekehrt habe. Von ihm sei er an Jesuiten gelangt,
die Priester für ihre (in England streng verbotene und von Elisabeth
I. verfolgte) Mission ausbildeten. Bei dem in der Verbannung lebenden
englischen Bischof Lesley habe er ein erstes Bildnis Marias gesehen,
das ihn nebst dem ihr auferlegten Märtyrertum in Bann gezogen habe.
Die Informationen, die er über ihre Person erhalten habe und über die er
auch kraft eigener Studien verfüge, lasse keinen Zweifel daran, dass
Maria die rechtmäßige Anwärterin auf den englischen Thron sei, der zur
Zeit von der "Bastardtochter" Heinrichs VIII. usurpiert sei. Dass
Maria der Obhut seines eigenen Onkels Amias Paulet unterstellt worden
sei, habe ihn zur Überzeugung gebracht, dass er auf Grund dieser
göttlichen Fügung zum Retter Marias auserkoren sei. So habe er sich
mit dem Kardinal beraten und gemeinsam mit diesem kurzerhand einen
Plan zur Befreiung Marias ausgearbeitet. Um diesen in die Tat
umzusetzen sei er zehn Tage zuvor nach England zurückgekehrt.
Zugleich enthüllt er Maria, dass das Gericht einen Schuldspruch über
sie gefällt habe, den allerdings zu bestätigen, Elisabeth noch listig
verzögere. Maria Stuart, die offenbar mit einer solchen Entwicklung
gerechnet hat, glaubt sich damit für immer im Gefängnis. Sie kann sich
trotz der klaren Einwände, die Mortimer vorbringt, nicht vorstellen,
öffentlich hingerichtet zu werden. Vielmehr steigt in ihr die Angst
auf, sie könne Opfer eines Meuchelmords werden, mit dem sich Elisabeth
ihrer entledigen könne. Sie vertraut auch wenig auf die von Mortimer
so leidenschaftlich vorgetragene Befreiungsaktion, von deren
tragischem Scheitern sie nach Lage der Dinge und den Erfahrungen der
Vergangenheit überzeugt zu sein scheint. Befreiung erwartet sie nur
von Elisabeth selbst, die wiederum nur von Graf Leicester dazu bewegt
werden könne. Mortimer ist von dieser Rolle und Wertschätzung
Leicesters durch Maria sichtlich überrascht. Sie übergibt ihm ein
Schreiben mit einem Bild von sich und fordert ihn auf, mit Leicester
Kontakt aufzunehmen. Als
Hannah Kennedy zurückkehrt und das Eintreffen Amias Paulets mit
Lord Burleigh ankündigt, entfernen sich Mortimer und Kennedy schnell
durch eine Seitentüre.
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I,7
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.05.2021