In •
Thomas
Manns Roman • »Buddenbrooks« können
zur Interpretation der Figur von • Johann
(Jean) Buddenbrook, dem Konsul folgende Textstellen
herangezogen werden:
(Ungekürzte Ausgabe, veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag,
Frankfurt/M. 1989, 46. Aufl.: Mai 1999)
I,1 - S.9 |
Äußere Erscheinung im Vergleich mit Vater
Monsieur Johann B. sen. (Komparativik) |
I,1-S.13 |
Ermahnung Tildas zeigt von protestantischer
Ethik geprägte Wertvorstellungen ("bete und arbeite") |
I,3 - S.18 |
Unterschied zwischen öffentlicher
gesellschaftlicher Rolle ("gesellschaftliches Lächeln") und
privater Rolle in der Familie - "Sie"-Anrede der Mutter im
Gespräch über Gotthold ("ich habe die Interessen der Firma zu
vertreten"), bleibt zunächst unschlüssig in seiner Einstellung
gegenüber dem Anliegen Gottholds (Entschädigungssumme für Hauskauf in
der Mengstraße) - Rolle im Geschäft ("Associé") |
I,4 - S.21-23 |
Konsul erzählt die sog. Ratenkamp-Episode
(Vorbesitzer des Hauses in der Mengstraße; "Er war wie
gelähmt" u. "Diese Firma hatte abgewirtschaftet, diese alte
Familie war passée.") |
I,5 - S.27-29 |
Disput über Napoleon Bonaparte und die
Juli-Monarchie Louis Philipps in Frankreich, der von seinem Vater verehrt
wird ("ich begreife nicht die Bewunderung für diesen
Unmenschen"), christliche Moral als Werthorizont, Begeisterung für
französischen Konstitutionalismus |
I,5 - S.30 |
unterschiedliche Meinungen über
Gartengestaltung: Vater für frz. Gartenanlage (Konsul:""alles
wäre mir verdorben, wenn die schöne, freie Natur so kläglich
zusammengeschnitten wäre."), unterschiedliche Auffassungen über die
Natur ("als gehörte ich der Natur") |
I,8 - S.39 |
Während der Billard-Partie im Hinterhaus
Gespräch über den Zollverein ("Konsul Buddenbrook war begeistert
für den Zollverein!") |
I,10 - S.43-49 |
Gespräch mit dem Vater wegen Gotthold, nervöse
Bewegung, "Sie"-Anrede des Vaters; zeigt sich nach dem Vorlesen
von Gottholds Brief durch seinen Vater verwirrt und ratlos
("folgte mit verwirrten und traurigen Augen den Schritten des
Vaters"), Resümee zur Einweihungsfeier ("wir waren stolz und
glücklich in dem Bewusstsein, etwas geleistet zu haben...unsere Firma,
unsere Familie auf eine Höhe gebracht zu haben") - Reflexion über
die Bedeutung der Familie für geschäftlichen Erfolg ("Eine Familie
muss einig sein, muss zusammenhalten, Vater, sonst klopft das Übel an die
Tür..."), rät davon ab, Gotthold nachzugeben |
II,1 - S.51f. |
Eintragungen in die Familienmappe anlässlich der Geburt von
Clara und Studium früherer Eintragungen - masochistische Neigung
("Züchtigung gerade für sein unfrommes Gelüste") - Szenen aus
seinem früheren Leben (Pocken, Unfall mit einem Braukübel, beinahe
ertrunken; Gedanken über Leidenschaft und Gefühle ("Ich könnte gar
Vieles anführen [...] wenn ich gewilligt wäre, meine Leidenschaften zu
entdecken, allein..."); Gedanken über die eigene Ehe und die seines
Vaters (keine Liebesheirat) - Bedeutung der Pflege der
Familiengeschichte ("Er stand mit beiden Beinen in der Gegenwart und
beschäftige sich nicht viel mit der Vergangenheit der Familie") -
hat mit seiner Frau verschiedene Reisen nach Paris, die Schweiz, Marienbad
und mglw. allein nach England und Brabant unternommen - beim Anblick
seiner neugeborenen Tochter seltsame Vorstellung ("dessen gelbe,
runzlige Fingerchen eine verzweifelte Ähnlichkeit mit Hühnerklauen
besaßen") |
II, 4 - S.71 |
Jean wird alleiniger Geschäftsinhaber |
II, 4 - S.71 |
Konsul trifft am Todestag des Vaters mit
Gotthold zusammen und weist dessen Ansprüche zurück ("als Chef der
ehrwürdigen Firma gegenüberstehen", dennoch Versöhnung mit dem
Bruder) |
II,5 - S.74f. |
Gespräch von Johann und Elisabeth über die
Vermögensverhältnisse der Fa., ("ersichtlich gealtert"),
angeblich besitzt Konsul Vorurteile "gegen die eleganten
Neigungen" der Familie Kröger |
II,6 - S.82f. |
Konsul ist empört über das Verhalten
Christians gegenüber Demoiselle Meyer-de la Grange, der Schauspielerin
("beinahe gebrochen") und führt dies auf die Einflüsse von
Monsieur Johann B. sen. zurück ("dessen leichtfertiges Blut und
seine umfrommen Neigungen... Die Neigung zeigt sich!"); beunruhigt
über Verhalten von Tony und den Ruf der Familie |
II,7 - S.89ff. |
Weihnachtsfest ("hielt darauf, dass das
heilige Christfest mit Weihe, Glanz und Stimmung begangen") |
III,1 - S.92 |
Erster Besuch von Bendix Grünlich im
Buddenbrookschen Garten vor dem "Portale" ("ist ein
christlicher, tüchtiger, tätiger und fein gebildeter Mann") |
III,2 - S.102 |
Konsul eröffnet Antonie Brautwerbung
Grünlichs ("dir nicht raten können, die Lebensstellung
auszuschlagen, die man dir anbietet ... "noch keine entscheidenden
Empfindungen für Herrn Grünlich hegst, aber das kommt, ich versichere
dich, das kommt mit der Zeit") |
III,4 - S.111f. |
Konsul berichtet Konsulin über seine
Nachforschungen über Bendix Grünlich ("ich kann nicht anders, als
diese Heirat, die der Familie und der Firma nur zum Vorteil gereichen
würde, dringend wünschen!"); Äußerungen über die wenig
vorteilhafte Geschäftslage der Firma; |
III,10 - S.145-147 |
Brief des Konsuls an Tony, die sich in
Travemünde bei Familie Schwarzkopf aufhält: nimmt Tonys Liebesbekenntnis
für Morten Schwarzkopf nicht ernst und macht Tony indirekt für
Grünlichs Selbstmorddrohung verantwortlich; zieht Familientradition
("denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende
Einzelwesen") heran, um Tony ihren möglichen "Trotz und
Flattersinn" vorzuhalten und sie vor ihren "eigenen,
unordentlichen Pfaden" zu warnen |
III,14 - S.159-164 |
Konsul verhandelt mit Grünlich über Mitgift
für Antonie, nach der Hochzeit, vor der Abreise von Tony und Grünlich
signalisiert er gestisch seine Zufriedenheit mit Tonys Entscheidung
("schüttelte mit innigem Nachdruck ihre beiden Hände"), die
Frage der Konsulin, ob er glaube, dass Tony glücklich sei, beantwortet er
folgendermaßen: "Auch, Bethsy, sie ist zufrieden mit sich selbst;
das ist das solideste Glück, das wir auf Erden erlangen
können."(S.164) |
IV,1 -S.172-174 |
Brief des Konsuls an seinen Sohn Thomas, der
nach Beendigung seiner Affäre mit dem Blumenmädchen Anna in Amsterdam
weilt, gibt Ratschläge für sein geschäftliches und gesellschaftliches
Weiterkommen; mahnt Thomas vor zu risikoreichen Geschäften (Mahnwort des
Firmengründers "Mein Sohn sey mit Lust bey den Geschäften am Tage,
aber mache nur solche, daß wir vey Nacht ruhig schlafen können!")
(S.174); Stagnation im Vergleich mit dem wirtschaftlichen Erfolg
Hagenströms: Ertragslage der Fa. Buddenbrook stagnierend seit dem Tod von
Monsieur Buddenbrook; Engagement in städtischen Angelegenheiten;
("Arbeite, bete und spare!") (S.174) |
IV,2 - S.176 |
Gedanken über die um sich greifenden
Märzforderungen des Jahres 1848 ("neue Geist der Empörung",
"ständisches Prinzip" (Konsul) vs. allgemeines Wahlrecht, neue
Verfassung mit Wahl von Bürgervertretern in Lübeck, ... |
IV,2 - S.179 |
Konsul bricht angesichts der Unruhen in Lübeck
trotz der Warnungen seiner Frau zur Teilnahme an der Bürgerschaftssitzung
auf |
IV,3 - S.182-192 |
unterwegs im Gespräch mit Sigismund Gosch
erste Einschätzung der Unruhen ("eine Kinderei, das alles! [...]
Eine Anzahl ungezogener junger Leute [...] Spektakel"); Stellung
Johann Buddenbrooks in der Bürgerschaft durch Verwandtschaft mit der
Familie des Bürgermeisters Overdieck gestiegen ("waren Buddenbrooks
mit dem Bürgermeister verwandt, was sie in der öffentlichen Achtung
beträchtlich hatte steigen lassen"); während Lebrecht Kröger,
achtzigjährig, als Hardliner ein gewaltsames Vorgehen gegen die vor der
Bier- und Gastwirtschaft Suerkringel, wo die Bürgerschaft tagte,
plädiert ("man müsste diesen infamen Schmierfinken den Respekt mit
Pulver und Blei in den Leib knallen ... Das Pack...! Die
Canaille...!"), möchte der Konsul abwarten und schließlich mit den
Leuten reden ("sie auffordern, nach Hause zu gehen..."); hält
Rede vor dem "Volk", indem er seinen eigenen Hafenarbeiter, der
schon demütig die Mütze in der Hand hält in einer öffentlichen
Zwiesprache als mehr oder weniger typischen Dummkopf hinstellt; Konsul
führt Stimmungsumschwung herbei und bewirkt, dass sich die Menge auflöst
(S. 192) ("Die Menge fing an, sich in der allerbesten Laune zu
zerstreuen.") |
IV,7 - S.209-218 |
Konsul bei Grünlichs wegen drohenden Bankrotts
("bleich und schien gealtert"); Bankrott der
Fa."Gebr.Westfahl" in Bremen (80.000 Mark Verlust); versucht die
Ansichten Tonys über ihre Beziehung zu Grünlich zu erforschen, um trotz
seines Schuldbewusstseins Handlungsfreiheit zu haben ("Wunsch, seine
Tochter mitsamt ihrem Kind zu sich zu nehmen" -
"Scheidung"); suggeriert Tony seine Zustimmung zur Scheidung
("deinem Manne auch in die Armut hinein zu folgen" -
"Gesetzt den Fall, dass deine Gefühle dich nicht unverbrüchlich an
deinen Mann fesselten..."); gesteht Tony seinen Fehler bei der Heirat
ein; |
IV,8 - S.219-228 |
Im Gespräch mit Grünlich und dem Bankier
Kesselmeyer lehnt der Konsul jede Zahlung für Grünlich ab, den er für
selbst schuld an seiner Misere hält ("Lage eines zwar
unglücklichen, aber auch eines in hohem Grade schuldigen Mannes");
wird von Kesselmeyer tief verletzt, der die Heirat und die Mitgift von
Antonie seinerzeit zur Deckung von Wechselschulden Grünlichs eingeplant
habe ("Konsul [...] totenblass"); trotz seiner angeblich
sicheren Erkundigungen über Grünlich (=Versagen als Kaufmann) einem
Komplott von Gläubigern Grünlichs zum Opfer gefallen (S.228) |
IV, 10 - S.232 |
Konsul verzichtet auf rechtliche Schritte gegen
Grünlich, wegen öffentlichen Skandals, ist aber als Geschäftsmann
verletzt (""so plump übers Ohr gehauen worden zu sein");
forciert Scheidungsprozess |
IV,10 - S.235 |
nach dem Tode von Mme. Kröger (Mutter der
Konsulin und Ehefrau von Lebrecht Kröger) Erbschaft 100000 Courantmark);
Niedergang der Familie Kröger wird vom Konsul berührt und macht sich
Sorgen über die Entwicklung der eigenen Kinder ("blickte mit desto
ängstlicherer Erwartung auf seine eigenen Kinder"); |
IV, 10 - S.240 |
Konsul hat angeschlagene Gesundheit ("Kur-Reisen"); zunehmende religiöse Orientierung und
religiöses Verhalten ("fromme Neigungen" - morgens und abends
Bibellesungen; Zunahme von Predigerbesuchen |
IV,11 - S.248 |
Tod Johann Buddenbrooks |
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
01.05.2024
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