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Johann Buddenbrook, der Jüngere, Konsul (ca. 1800 - 1855)

Wichtige Textstellen


In Thomas Manns Roman »Buddenbrooks« können zur Interpretation der Figur von Johann (Jean) Buddenbrook, dem Konsul folgende Textstellen herangezogen werden:
(Ungekürzte Ausgabe, veröffentlicht im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1989, 46. Aufl.: Mai 1999)
 
I,1 - S.9 Äußere Erscheinung im Vergleich mit Vater Monsieur Johann B. sen.(Komparativik)
I,1-S.13 Ermahnung Tildas zeigt von protestantischer Ethik geprägte Wertvorstellungen ("bete und arbeite")
I,3 - S.18 Unterschied zwischen öffentlicher gesellschaftlicher Rolle ("gesellschaftliches Lächeln") und privater Rolle in der Familie - "Sie"-Anrede der Mutter im Gespräch über Gotthold ("ich habe die Interessen der Firma zu vertreten"), bleibt zunächst unschlüssig in seiner Einstellung gegenüber dem Anliegen Gottholds (Entschädigungssumme für Hauskauf in der Mengstraße) -  Rolle im Geschäft ("Associé")
I,4 - S.21-23 Konsul erzählt die sog. Ratenkamp-Episode (Vorbesitzer des Hauses in der Mengstraße; "Er war wie gelähmt" u. "Diese Firma hatte abgewirtschaftet, diese alte Familie war passée.")
I,5 - S.27-29 Disput über Napoleon Bonaparte und die Juli-Monarchie Louis Philipps in Frankreich, der von seinem Vater verehrt wird ("ich begreife nicht die Bewunderung für diesen Unmenschen"), christliche Moral als Werthorizont, Begeisterung für französischen Konstitutionalismus
I,5 - S.30 unterschiedliche Meinungen über Gartengestaltung: Vater für frz. Gartenanlage (Konsul:""alles wäre mir verdorben, wenn die schöne, freie Natur so kläglich zusammengeschnitten wäre."), unterschiedliche Auffassungen über die Natur ("als gehörte ich der Natur")
I,8 - S.39 Während der Billard-Partie im Hinterhaus Gespräch über den Zollverein ("Konsul Buddenbrook war begeistert für den Zollverein!"
I,10 - S.43-49 Gespräch mit dem Vater wegen Gotthold, nervöse Bewegung, "Sie"-Anrede des Vaters; zeigt sich nach dem Vorlesen von Gottholds Brief durch seinen Vater verwirrt und ratlos  ("folgte mit verwirrten und traurigen Augen den Schritten des Vaters"), Resümee zur Einweihungsfeier ("wir waren stolz und glücklich in dem Bewusstsein, etwas geleistet zu haben...unsere Firma, unsere Familie auf eine Höhe gebracht zu haben") - Reflexion über die Bedeutung der Familie für geschäftlichen Erfolg ("Eine Familie muss einig sein, muss zusammenhalten, Vater, sonst klopft das Übel an die Tür..."), rät davon ab, Gotthold nachzugeben
II,1 - S.51f. Eintragungen in die Familienmappe anlässlich der Geburt von Clara und Studium früherer Eintragungen - masochistische Neigung ("Züchtigung gerade für sein unfrommes Gelüste") - Szenen aus seinem früheren Leben (Pocken, Unfall mit einem Braukübel, beinahe ertrunken; Gedanken über Leidenschaft und Gefühle ("Ich könnte gar Vieles anführen [...] wenn ich gewilligt wäre, meine Leidenschaften zu entdecken, allein..."); Gedanken über die eigene Ehe und die seines Vaters (keine Liebesheirat) - Bedeutung der Pflege der  Familiengeschichte ("Er stand mit beiden Beinen in der Gegenwart und beschäftige sich nicht viel mit der Vergangenheit der Familie") - hat mit seiner Frau verschiedene Reisen nach Paris, die Schweiz, Marienbad und mglw. allein nach England und Brabant unternommen - beim Anblick seiner neugeborenen Tochter seltsame Vorstellung ("dessen gelbe, runzlige Fingerchen eine verzweifelte Ähnlichkeit mit Hühnerklauen besaßen")
II, 4 - S.71 Jean wird alleiniger Geschäftsinhaber
II, 4 - S.71 Konsul trifft am Todestag des Vaters mit Gotthold zusammen und weist dessen Ansprüche zurück ("als Chef der ehrwürdigen Firma gegenüberstehen", dennoch Versöhnung mit dem Bruder)
II,5 - S.74f. Gespräch von Johann und Elisabeth über die Vermögensverhältnisse der Fa., ("ersichtlich gealtert"), angeblich besitzt Konsul Vorurteile "gegen die eleganten Neigungen" der Familie Kröger
II,6 - S.82f. Konsul ist empört über das Verhalten Christians gegenüber Demoiselle Meyer-de la Grange, der Schauspielerin ("beinahe gebrochen") und führt dies auf die Einflüsse von Monsieur Johann B. sen. zurück ("dessen leichtfertiges Blut und seine umfrommen Neigungen... Die Neigung zeigt sich!"); beunruhigt über Verhalten von Tony und den Ruf der Familie
II,7 - S.89ff. Weihnachtsfest ("hielt darauf, dass das heilige Christfest mit Weihe, Glanz und Stimmung begangen")
III,1 - S.92 Erster Besuch von Bendix Grünlich im Buddenbrookschen Garten vor dem "Portale" ("ist ein christlicher, tüchtiger, tätiger und fein gebildeter Mann")
III,2 - S.102 Konsul eröffnet Antonie Brautwerbung Grünlichs ("dir nicht raten können, die Lebensstellung auszuschlagen, die man dir anbietet ... "noch keine entscheidenden Empfindungen für Herrn Grünlich hegst, aber das kommt, ich versichere dich, das kommt mit der Zeit")
III,4 - S.111f. Konsul berichtet Konsulin über seine Nachforschungen über Bendix Grünlich ("ich kann nicht anders, als diese Heirat, die der Familie und der Firma nur zum Vorteil gereichen würde, dringend wünschen!"); Äußerungen über die wenig vorteilhafte Geschäftslage der Firma;
III,10 - S.145-147 Brief des Konsuls an Tony, die sich in Travemünde bei Familie Schwarzkopf aufhält: nimmt Tonys Liebesbekenntnis für Morten Schwarzkopf nicht ernst und macht Tony indirekt für Grünlichs Selbstmorddrohung verantwortlich; zieht Familientradition ("denn wir sind nicht lose, unabhängige und für sich bestehende Einzelwesen") heran, um Tony ihren möglichen "Trotz und Flattersinn" vorzuhalten und sie vor ihren "eigenen, unordentlichen Pfaden" zu warnen
III,14 - S.159-164 Konsul verhandelt mit Grünlich über Mitgift für Antonie, nach der Hochzeit, vor der Abreise von Tony und Grünlich signalisiert er gestisch seine Zufriedenheit mit Tonys Entscheidung ("schüttelte mit innigem Nachdruck ihre beiden Hände"), die Frage der Konsulin, ob er glaube, dass Tony glücklich sei, beantwortet er folgendermaßen: "Auch, Bethsy, sie ist zufrieden mit sich selbst; das ist das solideste Glück, das wir auf Erden erlangen können."(S.164)
IV,1 -S.172-174 Brief des Konsuls an seinen Sohn Thomas, der nach Beendigung seiner Affäre mit dem Blumenmädchen Anna in Amsterdam weilt, gibt Ratschläge für sein geschäftliches und gesellschaftliches Weiterkommen; mahnt Thomas vor zu risikoreichen Geschäften (Mahnwort des Firmengründers "Mein Sohn sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir vey Nacht ruhig schlafen können!") (S.174); Stagnation im Vergleich mit dem wirtschaftlichen Erfolg Hagenströms: Ertragslage der Fa. Buddenbrook stagnierend seit dem Tod von Monsieur Buddenbrook; Engagement in städtischen Angelegenheiten; ("Arbeite, bete und spare!") (S.174)
IV,2 - S.176 Gedanken über die um sich greifenden Märzforderungen des Jahres 1848 ("neue Geist der Empörung", "ständisches Prinzip" (Konsul) vs. allgemeines Wahlrecht, neue Verfassung mit Wahl von Bürgervertretern in Lübeck, ...
IV,2 - S.179 Konsul bricht angesichts der Unruhen in Lübeck trotz der Warnungen seiner Frau zur Teilnahme an der Bürgerschaftssitzung auf
IV,3 - S.182-192 unterwegs im Gespräch mit Sigismund Gosch erste Einschätzung der Unruhen ("eine Kinderei, das alles! [...] Eine Anzahl ungezogener junger Leute [...] Spektakel"); Stellung Johann Buddenbrooks in der Bürgerschaft durch Verwandtschaft mit der Familie des Bürgermeisters Overdieck gestiegen ("waren Buddenbrooks mit dem Bürgermeister verwandt, was sie in der öffentlichen Achtung beträchtlich hatte steigen lassen"); während Lebrecht Kröger, achtzigjährig, als Hardliner ein gewaltsames Vorgehen gegen die vor der Bier- und Gastwirtschaft Suerkringel, wo die Bürgerschaft tagte, plädiert ("man müsste diesen infamen Schmierfinken den Respekt mit Pulver und Blei in den Leib knallen ... Das Pack...! Die Canaille...!"), möchte der Konsul abwarten und schließlich mit den Leuten reden ("sie auffordern, nach Hause zu gehen..."); hält Rede vor dem "Volk", indem er seinen eigenen Hafenarbeiter, der schon demütig die Mütze in der Hand hält in einer öffentlichen Zwiesprache als mehr oder weniger typischen Dummkopf hinstellt; Konsul führt Stimmungsumschwung herbei und bewirkt, dass sich die Menge auflöst (S. 192) ("Die Menge fing an, sich in der allerbesten Laune zu zerstreuen.")
IV,7 - S.209-218 Konsul bei Grünlichs wegen drohenden Bankrotts ("bleich und schien gealtert"); Bankrott der Fa."Gebr.Westfahl" in Bremen (80.000 Mark Verlust); versucht die Ansichten Tonys über ihre Beziehung zu Grünlich zu erforschen, um trotz seines Schuldbewusstseins Handlungsfreiheit zu haben ("Wunsch, seine Tochter mitsamt ihrem Kind zu sich zu nehmen" - "Scheidung"); suggeriert Tony seine Zustimmung zur Scheidung ("deinem Manne auch in die Armut hinein zu folgen" - "Gesetzt den Fall, dass deine Gefühle dich nicht unverbrüchlich an deinen Mann fesselten..."); gesteht Tony seinen Fehler bei der Heirat ein; 
IV,8 - S.219-228 Im Gespräch mit Grünlich und dem Bankier Kesselmeyer lehnt der Konsul jede Zahlung für Grünlich ab, den er für selbst schuld an seiner Misere hält ("Lage eines zwar unglücklichen, aber auch eines in hohem Grade schuldigen Mannes"); wird von Kesselmeyer tief verletzt, der die Heirat und die Mitgift von Antonie seinerzeit zur Deckung von Wechselschulden Grünlichs eingeplant habe ("Konsul [...] totenblass"); trotz seiner angeblich sicheren Erkundigungen über Grünlich (=Versagen als Kaufmann) einem Komplott von Gläubigern Grünlichs zum Opfer gefallen (S.228)
IV, 10 - S.232 Konsul verzichtet auf rechtliche Schritte gegen Grünlich, wegen öffentlichen Skandals, ist aber als Geschäftsmann verletzt (""so plump übers Ohr gehauen worden zu sein"); forciert Scheidungsprozess
IV,10 - S.235 nach dem Tode von Mme. Kröger (Mutter der Konsulin und Ehefrau von Lebrecht Kröger) Erbschaft 100000 Courantmark); Niedergang der Familie Kröger wird vom Konsul berührt und macht sich Sorgen über die Entwicklung der eigenen Kinder ("blickte mit desto ängstlicherer Erwartung auf seine eigenen Kinder"); 
IV, 10 - S.240 Konsul hat angeschlagene Gesundheit ("Kur-Reisen"); zunehmende religiöse Orientierung und religiöses Verhalten ("fromme Neigungen" - morgens und abends Bibellesungen; Zunahme von Predigerbesuchen
IV,11 - S.248 Tod Johann Buddenbrooks