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Text Lessing: Nathan der Weise - 3. Akt: Szene 4

III,4 - Saladin und Sittah sprechen über die bevorstehende Zusammenkunft mit Nathan

III,3 « III,4 » III,5

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Literarische Gattungen Dramatische Texte Autorinnen und Autoren Gotthold Ephraim Lessing Nathan der Weise
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Gesamttext (Recherche-/Leseversion

DRITTER AUFZUG

VIERTER AUFTRITT

Szene: ein Audienzsaal in dem Palaste des Saladin.
Saladin und Sittah.

SALADIN (im Hereintreten, gegen die Türe.)
   Hier bringt den Juden her, so bald er kömmt.
   Er scheint sich eben nicht zu übereilen.
SITTAH. Er war auch wohl nicht bei der Hand; nicht gleich
   Zu finden.
SALADIN.   Schwester! Schwester!
SITTAH.                                        Tust du doch
   Als stünde dir ein Treffen vor1.
SALADIN.                                 Und das
   Mit Waffen, die ich nicht gelernt zu führen.
   Ich soll mich stellen2; soll besorgen lassen3;
   Soll Fallen legen; soll auf Glatteis führen4.
   Wenn hätt' ich das gekonnt? Wo hätt' ich das                               1740
   Gelernt? – Und soll das alles, ah, wozu?
   Wozu? – Um Geld zu fischen; Geld! – Um Geld,
   Geld einem Juden abzubangen5; Geld!
   Zu solchen kleinen Listen wär' ich endlich
   Gebracht, der Kleinigkeiten kleinste mir
   Zu schaffen?6
SITTAH.           Jede Kleinigkeit, zu sehr
   Verschmäht, die rächt sich, Bruder.
SALADIN.                                        Leider wahr. –
   Und wenn nun dieser Jude gar der gute,
   Vernünftge Mann ist, wie der Derwisch dir
   Ihn ehedem beschrieben?                                                           1750
SITTAH.                              O nun dann!
   Was hat es dann für Not! Die Schlinge liegt
   Ja nur dem geizigen, besorglichen,
   Furchtsamen Juden: nicht dem guten, nicht
   Dem weisen Manne.
Dieser ist ja so
   Schon unser, ohne Schlinge. Das Vergnügen
   Zu hören, wie ein solcher Mann sich ausredt;
   Mit welcher dreisten Stärk' entweder, er
   Die Stricke kurz zerreißet; oder auch
   Mit welcher schlauen Vorsicht er die Netze
   Vorbei sich windet
7: dies Vergnügen hast                                      1760
   Du obendrein.
SALADIN.          Nun, das ist wahr. Gewiß;
   Ich freue mich darauf.
SITTAH.                        So kann dich ja
   Auch weiter nichts verlegen machen. Denn
   Ists einer aus der Menge bloß; ists bloß
   Ein Jude, wie ein Jude:
gegen den
   Wirst du dich doch nicht schämen, so zu scheinen
   Wie er die Menschen all sich denkt
? Vielmehr;
   Wer sich ihm besser zeigt, der zeigt sich ihm
   Als Geck8, als Narr.
SALADIN.                 So muß ich ja wohl gar
   Schlecht handeln, daß von mir der Schlechte nicht                         1770
   Schlecht denke?
SITTAH.               Traun! wenn du schlecht handeln nennst,
   Ein jedes Ding nach seiner Art zu brauchen.

SALADIN. Was hätt' ein Weiberkopf erdacht, das er
   Nicht zu beschönen9 wüßte!
SITTAH.                                Zu beschönen!
SALADIN. Das feine, spitze Ding, besorg ich nur,
   In meiner plumpen Hand zerbricht! – So was
   Will ausgeführt sein, wies erfunden ist:
   Mit aller Pfiffigkeit, Gewandtheit. – Doch,
   Mags doch nur, mags! Ich tanze, wie ich kann;
   Und könnt' es freilich, lieber – schlechter noch                              1780
   Als besser.
SITTAH.        Trau dir auch nur nicht zu wenig!
   Ich stehe dir für dich! Wenn du nur willst. –
   Daß uns die Männer deines gleichen doch
   So gern bereden möchten, nur ihr Schwert,
   Ihr Schwert nur habe sie so weit gebracht.
10
   Der Löwe schämt sich freilich, wenn er mit
   Dem Fuchse jagt; – des Fuchses, nicht der List.

SALADIN. Und daß die Weiber doch so gern den Mann
   Zu sich herunter hätten! –
Geh nur, geh! –
   Ich glaube meine Lektion zu können.                                            1790
SITTAH. Was? ich soll gehn?
SALADIN.                              Du wolltest doch nicht bleiben?
SITTAH. Wenn auch nicht bleiben ... im Gesicht euch bleiben –
   Doch hier im Nebenzimmer –
SALADIN.                              Da zu horchen?
   Auch das nicht, Schwester;
wenn ich soll bestehn. –
   Fort, fort! der Vorhang rauscht; er kömmt!11 – doch daß
   Du ja nicht da verweilst! Ich sehe nach.

(Indem sie sich durch die eine Türe entfernt, tritt Nathan zu der andern
 herein; und Saladin hat sich gesetzt.)

 

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Dieses Werk (Nathan der Weise, von Gotthold Ephraim Lessing), das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.

 

Worterläuterungen/Hinweise/Kommentar

1   stände, stünde bevor
2   mich verstellen
3   fürchten lassen, Angst machen,
4   Redensart; h: überlisten, zu Fehlern verleiten
5   ab-/erpressen, etwas ablisten; Juden häufig als Geldverleiher tätig
6   →Motiv des Geldes/des Reichtums; Saladin der Rolle des "feudale(n) Geldverächter(s)" (Barner u. a. 1987, S.327)
7   sich an den Netzen vorbeiwindet, sich den Netzen entzieht
8   h: naiver Mensch, Narr,
9   schönreden; schöner darstellen, als etwas ist
10  Anspielung auf den Ausspruch Saladins in II,2 V 990: " Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, – und Einen Gott!/ Was brauch' ich mehr?"
11  Implizite Bühnenanweisung (→ Haupt- und Nebentext);

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Gesamttext (Recherche-/Leseversion

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 05.05.2021

 
 

 
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