Sittah ist im Rahmen der ▪
Figurenkonstellation
des Dramas die Schwester ▪
Saladins und, wie sich erst später im Verlauf der ▪
analytischen Dramenhandlung ▪
nach und nach herausstellt, auch die ▪
Tante des ▪
Tempelherrn
und ▪ Rechas.

Sie hilft ihrem
Bruder ohne dessen Wissen mit Gewinnen, die dieser ihr für ihre
Siege über ihn beim Schachspielen zukommen lässt, die Kosten für
den aufwändigen Hof des Sultans zu bestreiten, dessen Kassen
angesichts der Tatsache, dass erwartete Tributzahlungen
aus Ägypten noch nicht eingetroffen sind (sie treffen später
aber ein: ▪
V,2)
offenkundig leer sind.
Sie rät ihrem
Bruder, nachdem dieser von seinem Schatzmeister ▪
Al-Hafi
erfahren hat, dass ihn nur die Hilfe seiner Schwester finanziell
noch über Wasser hält (▪
II,2), zu, bei dem wohlhabenden Juden ▪
Nathan
mit einer Falle Geld zu leihen (▪
II,3). Als dieser kurz vor dem Zusammentreffen noch einmal
zögert, Nathan mit der offenkundig von Sittah ausgedachten
Fangfrage nach der wahren Religion unter Druck zu setzen (▪
III,5) räumt
sie seine Bedenken mit dem Vergleich aus, dass auch der Löwe bei
der Jagd gerne auf die Listigkeit des Fuchses zurückgreift.
Unter ihren
verschiedenen Juwelen findet sie zufällig ein Bild, das ihren
gemeinsamen, aber verschollenen Bruder Assad zeigt
(▪ IV,3), das sie mit dem ▪
Tempelherrn
vergleichen wollen. Dieser hatte Nathan am Ende ihres Gesprächs
(▪
III,7) aufgefordert, ihn bei seinem nächsten Besuch im
Palast mitzubringen. Diesen hat er wohl nur deshalb begnadigt,
weil er ihn an seinen verschollenen Bruder Assad erinnert hat.
Als er mit Nathan über ihn spricht, kommt ihm, die Idee, den
Tempelherrn auch seiner Schwester zu zeigen, die Assad selbst
nie gekannt hat. Da Nathan in Kontakt mit dem Tempelherrn steht,
fordert er ihn auf, ihn in den Palast mitzubringen. (▪
III,7)
Doch der
Tempelherr, dessen Heiratsantrag für ▪
Recha von ▪
Nathan
abgeblockt worden ist (III,9),
erscheint allein im Palast, um seine Klage gegen Nathan
vorzubringen, dem er vorwirft, als Jude ein Christenkind (Recha)
zu einem anderen Glauben gezwungen habe. (IV,4).
▪
Sittah
liegt während des Gesprächs zwischen ihrem Bruder und dem ▪
Tempelherrn
auf dem Sofa und greift nicht in die Unterhaltung der beiden
Männer ein. Dass Saladin ihm am Ende verspricht, dafür zu
sorgen, dass er Recha heiraten könne, ist auch im Sinne Sittahs
(IV,5).
Zugleich verlangt er vom Tempelherrn noch einmal gemeinsam mit
Nathan vor ihm zu erscheinen.(IV,4).
Nach dem Abgang
des Tempelherrn (IV,5)
bestätigt Sittah
ihrem Bruder
Saladin,
dass das von ihr gefundene Bild von Assad und der Tempelherr
eine große Ähnlichkeit aufweisen. Zugleich hält sie ihm vor,
dass er die Gelegenheit nicht hinreichend genutzt habe, sich
nach den Eltern des Tempelherrn zu erkundigen. Es sei doch nicht
auszuschließen, so deutet sie an, dass bei den ihrem Bruder
Assad seinerzeit nachgesagten besonderen Vorlieben für "hübsche
Christendamen" noch eine Überraschung ans Tageslicht kommen
könne. Für den Rat Sittahs, Recha unter seine eigene Vormundschaft zu nehmen,
kann sich
Saladin allerdings nicht recht erwärmen. Dennoch erlaubt er
Sittah, ▪ Recha in den Palast zu beordern, allerdings müsse dabei
jeder Eindruck vermieden werden, man wolle Nathan von Recha
gewaltsam trennen. (IV,5)
Nachdem ▪
Recha die Wahrheit erfahren
hat, trifft sie in deren Harem mit Sittah zusammen. In ihrem
Gespräch erfährt Sittah von ihr, dass sie große Angst habe, ihren Vater
Nathan zu
verlieren. Als Sittah Näheres erfahren will,
teilt ihr Recha mit, dass sie von
Daja
auf dem Weg in den Palast damit konfrontiert worden sei, dass Nathan
überhaupt nicht ihr Vater und sie selbst eine Christin sei. In
ihrer Verzweiflung wirft sie sich Sittah zu Füßen, wird aber
sogleich von dieser gebeten, sich wieder zu erheben, da Saladin
Sittahs Harem betritt. (V,6 )
Dieser verspricht ihr unter dem Hinweis, dass die
Blutsverwandtschaft nicht allein maßgebend sein könne , ihr den
Vater nicht zu nehmen. (V,7)
Da er es aber im wesentlichen bei Andeutungen belässt, selbst
die Rolle ihres Vaters zu übernehmen, versucht Sittah ihn
anzuspornen, sich Recha unmittelbar zu erklären und die
Vormundschaft zu übernehmen. Doch Saladin hält sie hin, zumal er
hinsichtlich der künftigen Verbindung Rechas mit dem
Tempelherrn
kein ernsthaftes Problem sieht.
Nachdem auch
Nathan und der Tempelherr dazugekommen sind, enthüllt Nathan die
die Verwandtschaft von Recha und dem Tempelherrn. Beide werden
von Saladin als die Kinder seines verschollenen Bruders
Assad anerkannt. (V,8)
Sittahs Wunsch, die Liebe zwischen Recha und dem Tempelherrn zu
ermöglichen, geht damit nicht in Erfüllung, zugleich zeigt sie
sich im Kreise der anderen glücklich und zufrieden über die
Wiederzusammenführung der Familie. (V,8)
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Figurengestaltung in dramatischen Texten
▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
▪
Figurenkonstellation
▪
Konfiguration
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Figurenkonzeption
▪
Figurencharakterisierung
▪
Literarische Charakteristik
▪
Sittah-Szenen im Dramentext von Lessing
▪
Sittah im Rahmen der
Szenenanalysen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.05.2021