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Sultan Saladin

Überblick

Lessing: Nathan der Weise


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Literarische Gattungen Dramatische Texte Autorinnen und Autoren Gotthold Ephraim Lessing   Nathan der Weise
teachSam-YouTube-PlaylistÜberblick Gesamttext (Recherche-/Leseversion) Entstehungsgeschichte Historischer Hintergrund  Aufbau des Dramas ▪ Handlungsverlauf Wichtige Motive ▪ Figurenkonstellation ▪ Figurenkonzeption●  Einzelne Figuren Nathan Recha Daja Tempelherr [ Saladin Überblick Auftritte Saladins im Szenenschema Korrespondenz- und Kontrastrelationen Aspekte und Textstellen zur Charakteristik Bausteine ] Sittah Al-Hafi Patriarch Klosterbruder Emir Sprachliche Form: Blankvers Rezeptionsgeschichte ▪ Textauswahl ▪ Portfolio ▪ Klassenarbeiten / Klausuren ▪ Links ins Internet ▪ Bausteine Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
Konfiguration
Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung

Techniken der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
Literarische Charakteristik

Saladin-Szenen im Dramentext von Lessing
▪ Saladin im Rahmen der Szenenanalysen

Saladin ist neben Nathan wohl die wichtigste Figur in ▪ Lessings Drama Nathan der Weise, auch wenn seine ▪ Präsenz auf der Bühne in 13 Szenen verglichen mit diesem deutlich geringer ausfällt. Seine zentrale Bedeutung für die Komposition des Stückes wird vor allem im ▪ 2. Akt und ▪ 3. Akt  des Dramas deutlich.

Über die Vorgeschichte und sein Handeln treibt auch er im Verlauf der ▪ analytisch angelegten Dramenhandlung in seinem Bemühen, seine Finanzmisere zu beenden und Klarheit über die Ähnlichkeit des von ihm begnadeten Tempelherrn mit seinem verschollenen Bruder Assad zu erhalten, an bis es am Ende zur ▪ Auflösung im Schlusstableau (V,8) kommt. Für die Komposition des Dramas spielen auch die ▪ Korrespondenz- und Kontrastbeziehungen eine wichtige Rolle, in denen die Figur Saladins mit anderen Figuren des Dramas steht.

Seine ▪ Charaktereigenschaften stehen im Zentrum unterschiedlicher Interpretationsansätze zur Figur. Mit seinem Verhalten gegenüber Nathan nach dessen ▪ Ringerzählung in III,7, seiner Toleranz gegenüber der Ausübung unterschiedlicher Religionen unter seiner Herrschaft und der Annahme einer "christlich-jüdischen Familie", die auch die christlichen Kinder seines verschollenen Bruders, Recha und der Tempelherr, umfasst, hat seine Figur einen herausragenden Anteil an der Botschaft religiöser und weltanschaulicher Toleranz, die von dem Drama Lessings ausgeht.

Analyse wichtiger Szenen, an denen Saladin beteiligt ist (Auswahl)

Die Figur des ▪ Saladin in ▪ Lessings Drama ▪»Nathan der Weise« kann von vielen Seiten aus beleuchtet werden.

Saladin im Überblick

Der Sultan Saladin ist Herrscher über Jerusalem. Er residiert mit seiner Schwester Sittah im Palast. Seine Staats- und Kriegskasse ist leer (I,3; II,2) und so erwartet er ungeduldig auf Tributzahlungen aus Ägypten für die vergangenen sieben Jahre (II,2; V,1).

Der muslimische Herrscher, der den Titel "Verbesserer der Welt und des Gesetzes" (III,7) führt, ist selbst in gewisser Weise anspruchslos (II,2 - Saladin: "Ein Pferd, ein Kleid, ein Schwert muss ich doch haben") und für seine Freigiebigkeit gegenüber seinen Anhängern (I,3; II,1; V,1) bekannt. Gegenüber den Tempelrittern, die seiner Ansicht nach den Waffenstillstand gebrochen haben, kennt er, bis auf eine Ausnahme, keine Gnade (I,5; III,7; IV,3). Dabei handelt es sich um einen jungen Tempelherrn, der ihn an seinen verschollenen Bruder Assad erinnert (I,5; III,7; IV,3). Im Übrigen hat er aber in er Vorgeschichte des Dramas einen Waffenstillstand mit den Kreuzrittern geschlossen, der ihn zum Schutz der Christen und ihrer Religionsausübung verpflichtet (IV,2 - Patriarch: "Vermöge der Kapitulation / Die er beschworen, muss uns, muss uns schützen; / Bei allen Rechten, allen Lehren schützen") Im Rahmen seines politischen Handelns unterscheidet Saladin klar zwischen Christen an sich und christlichen Pilgern auf der einen und und den Kreuzrittern und ihren Zielen im Heiligen Land auf der anderen Seite. Gegen seine machtpolitischen Gegenspieler und militärischen Feinde, die Kreuzritter, geht er, wenn es seiner Ansicht nach erforderlich ist, unerbittlich vor ("Die Tempelherren, / Die Christen nicht, sind Schuld: sind nicht, als Christen, / Als Tempelherren Schuld« (II,1). Er unterstützt aber mit einem Teil des geliehenen Geldes auch die mittelosen und bedürftigen christlichen Pilger (IV,3).

Um zu einem dauerhaften Frieden zu gelangen, verfolgt Saladin den ▪ Plan einer dynastischen Heiratspolitik durch die Verbindung der Herrscherhäuser Saladins und des englischen Königs Richard Löwenherz (II,1 - Sittah soll einen Bruder Richards, Saladins Bruder Melek eine Schwester König Richards heiraten). Allerdings scheitert dieses Ansinnen an den Forderungen und Ansprüchen seiner Gegner, die verlangen, dass beide zuvor zum Christentum konvertieren müssten (II,1). und dazu noch bestimmte Gebietsansprüche nicht aufgeben wollen.

Die ausbleibenden Tribute aus Ägypten zwingen Saladin, sich auf andere Art und Weise die nötigen finanziellen Mitteln zu beschaffen. Als Geldgeber kommt für ihn auch der reiche Nathan in Frage, der allerdings im Ruf steht, kein Geld zu zu leihen.( II,2) Sittah schlägt daher vor, Nathan mit einer List so unter Druck zu setzen, dass er ihrem Bruder das nötige Geld leiht. So beordert Saladin den reichen Juden Nathan zu sich in den Palast und stellt ihm seine "Fangfrage", nämlich welche der  drei Religionen – Islam, Christentum, Judentum – die wahre Religion sei. Nathan beantwortet seine Frage aber nicht in einer Weise, wie Saladin erwartet hat, sondern mit seiner Erzählung von den drei Ringen. In dieser Parabel, deren Kerngedanke darin besteht, dass alle drei Religionen auf Offenbarungen ein und desselben Gottes zurückgehen, wird die Forderung erhoben, dass alle drei Religionen gleichermaßen zu Humanität und Toleranz verpflichtet sind: "Es eifre jeder seiner unbestochnen / Von Vorurteilen freien Liebe nach! / Es strebe von euch jeder um die Wette, / Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag / Zu legen!" (III, 7). Saladin ist von Nathan und seinem "Märchen" so beeindruckt, dass er sein Ansinnen, Nathan wegen seiner eigenen Geldnot unter Druck zu setzen, aufgibt und Nathan um seine Freundschaft bittet. Nathan, der über die finanzielle Misere des Sultans durch seinen Freund Al-Hafi bestens unterricht ist, bietet Saladin danach sein Geld aus freien Stücken an und dieser räumt ihm gegenüber ein, was er eigentlich vorgehabt hatte. Mit dem Eintreffen der erwarteten Tribute aus Ägypten (V,1) endet die finanzielle Misere des Sultans.

Als Saladin, um der Ähnlichkeit des Tempelherrn mit seinem Bruder Assad auf Drängen seiner Schwester Sittah auf den Grund zu gehen, diesen in den Palast zitiert (IV,3), erfahren seine Schwester und er von diesem, dass Recha nicht die leibliche Tochter Nathans ist (IV,4). Nach dem Fortgang des Tempelherrn verdichten sich die Ahnungen vor allem auf Seiten Sittahs, dass die von beiden festgestellten Ähnlichkeiten des Tempelherrn mit ihrem gemeinsamen Bruder Assad kein Zufall sein können. Der Aufforderung Sittahs, Recha unter seine eigene Vormundschaft zu nehmen, schließt sich Saladin aber nicht an. Allerdings erlaubt er Sittah, Recha in den Palast zu beordern, wobei er Wert darauf legt, damit dürfe nicht der Eindruck entsteht, man wolle Nathan, mit dem er gerade erst Freundschaft geschlossen hat, gewaltsam von Recha trennen. 

Inzwischen haben sich auch für Nathan die Familienverhältnisse durch seinen Kontakt mit dem Klosterbruder und der Übergabe des Gebetbüchleins seines bei den Kämpfen umgekommenen Freundes Wolf von Filneck weitgehend geklärt. Er weiß, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind. Mit diesem Wissen und der Tatsache, dass Daja ihr Schweigen gebrochen hat, treffen Nathan, Recha, der Tempelherr, Saladin und Sittah in der Schlussszene (V,8) aufeinander, bei der die ▪ wahren Familienverhältnisse vollständig aufgeklärt werden. Entsprechend den ▪ Kompositionsprinzipien des analytischen Dramas stellt sich nämlich jetzt heraus, dass Wolf von Filneck gar kein Christ gewesen ist, sondern ein Muslim und zwar Saladins und Sittahs verschollenerer Bruder Assad. Saladin erkennt in der Handschrift in dem Brevier sofort die seines Bruders (V,8). In der Zusammenführung der christlich-muslimischen "Familie"  durch Nathan (Assad war ja zum Christentum konvertiert und seine Kinder Recha und der Tempelherr demnach Christen) und ihrer Annahme durch Saladin, der der Onkel von Recha und dem Tempelherrn ist, erfüllt sich, was Nathans Ringparabel (III, 7).eingefordert hatte, nämlich die Kraft der "von Vorurteilen freien Liebe", die an keine blutsverwandtschaftlichen Bindungen geknüpft ist und deshalb auch Nathan, den Ziehvater Rechas, mit einschließt.

Der historische Saladin

Da es sich bei Saladin neben der Figur des ▪ Patriarchen um eine der beiden "Realfiguren" des Dramas handelt, können die Bezüge zum ▪ historischen Saladin (vgl. ▪ Kurzbiographie) und ihr Vergleich mit der Gestaltung der Figur durch Lessing sehr reizvoll sind.

Zumal neben den der heutigen Geschichtswissenschaften zugänglichen Kenntnissen über den Herrscher (vgl. ▪ Historischer Hintergrund - ▪ Saladin, der edle Sarazene, und der Kreuzfahrerstaat in Jerusalem) auch mit den beiden Texten von ▪ Voltaire und ▪ Marin jene, selbst schon historischen Darstellungen verfügbar sind, die Lessing selbst gekannt hat und von deren Sicht des Sultans Lessing z. T. bewusst abgewichen ist.

Kritik an Kirche und Staat

Lessings Nathan ist ein Stück, das in vielen Elementen als ein Werk der Aufklärung angesehen werden kann. Neben dem biographischen Kontext, in dem das Stück mit dem sogenannten Fragmentenstreit steht und der sich vor allem in der Figur des Patriarchen niedergeschlagen hat, lässt sich mehr oder weniger verhalten vorgetragene aufklärerische Kritik an dem absolutistischen Herrschaftsverständnis gerade bei der widersprüchlichen Gestaltung der Figur Saladins erkennen.

Lessings Saladin - eine von Widersprüchen geprägte Figur

Gerade die Gestaltung der Figur Saladins mit den ihr innewohnenden Widersprüchen und Ungereimtheiten kann Anlass zu einer vertieften Betrachtung der Figur sein, die unter dem Aspekt der simulierten Dramaturgie und Inszenierung sehr verschieden gesehen werden kann.

Nichtzuletzt sind die Gestaltungen der Saladin-Figur auf den Theaterbühnen sehr unterschiedlich ausgefallen. ▪ Unterrichtsbausteine zu den Szenen, in denen Saladin auftritt, und ▪ Bausteine zur Charakterisierung der Figur schaffen hier vielfältige Möglichkeiten zur Behandlung der Figur im Unterricht.

Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
Konfiguration
Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung

Techniken der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
Literarische Charakteristik

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 04.05.2021

 
 

 
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