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Raumgestaltung
im dramatischen Text
Die
Handlung in
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt sich an
folgenden Schauplätzen/Orten ab.
I.
Akt |
I,1
- I,4 |
Flur
in Nathans Hause |
I,5
u. I,6 |
Ein
Platz mit Palmen |
II.
Akt |
II,1
- II,3 |
Palast
des Sultans |
II,4
- II,9 |
Vor
dem Haus Nathans, wo es an Palmen stößt |
III.
Akt |
III,1
- III,3 |
In
Nathans Haus |
III,4
- III,7 |
Ein
Audienzsaal im Palast Saladins |
III,8
- III,10 |
Unter
den Palmen, in der Nähe des Klosters |
IV.
Akt |
IV,1
u. IV,2 |
In
den Kreuzgängen des Klosters |
IV,3
- IV,5 |
Ein
Zimmer im Palast Saladins |
IV,6
- IV,8 |
Die
offne Flur in Nathans Haus, gegen die Palmen zu (wie I,1) |
V.
Akt |
V,1
u. V,2 |
Zimmer
im Palast Saladins |
V,3
- V,5 |
Palmen
vor Nathans Haus |
V,6 -
V,8 |
In
Sittahs Harem
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Lessings Entscheidung für Jerusalem
Der Grund, weshalb Lessing den
exotischen Schauplatz
Jerusalem
für sein Drama wählt, hat verschiedene
Gründe. Neben inhaltlich-dramaturgischen, die Tatsache, dass bei
gleichzeitiger Wahl des dafür geeigneten Zeitpunkts -
das Jahr des
Waffenstillstandes am Ende des 3. Kreuzzugs (1192) - das zumindest
zeitweise friedliche Zusammentreffen der drei monotheistischen Religionen
plausibel gemacht werden konnte (→Historischer
Hintergrund), dient die "stilisierte Atmosphäre" natürlich auch dazu,
den Zuschauer anzuregen, "die Handlung symbolisch statt wörtlich zu nehmen."
(Nisbet
2008, S.790) Zugleich entsprach die Zürückverlagerung der Handlung in
das mittelalterliche Jerusalem auch der
Streitkultur in theologischen Fragen zur Zeit Lessings. (vgl.
Barner/Grimm/Kiesel/Kramer
1987, S.318ff.) Die raumzeitlichen Koordinaten des Stücks schaffen
damit von vornherein eine deutliche "Diskrepanz zwischen dem dargestellten
Entwicklungsstand der Menschheit und dem Ziel der Vorsehung." (ebd.)
Damit kann Lessing seine Botschaft angesichts des gegen ihn verhängten
herzoglichen Maulkorberlasses in theologischen Fragen in einem Kontext
vermitteln, in dem sich die "Konfrontation mit dogmatisch verhärteten
Anhängern anderer positiver Religionen und dem Machtanspruch von Staat und
Kirche" demonstrieren lässt. (ebd.)
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Raumgestaltung
im dramatischen Text
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.04.2021
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