Die
Handlung der
Szene V,8 (8. Auftritt) im
5. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
in
Sittahs Harem im Palast Saladins (Handlungsort).
Nach seiner Begrüßung durch
Saladin
sieht Nathan, dass
Recha
offenbar geweint hat. Er will daher von ihr wissen, ob sie ihn noch immer
als Vater und er sie als Tochter ansehen könne. Als Recha dies in einer Form bejaht, dass der Tempelherr
glaubt, ihr eigentlich gar nichts zu bedeuten, bittet er Saladin, weitere Vermittlungsversuche
einzustellen. Dieser fordert Recha auf, dem
Tempelherrn
ihre Liebe zu bekennen, um die Verbindung der beiden herbeiführen
zu können. Doch Nathan schreitet mit dem Hinweis ein, dass dazu
zunächst Rechas Bruder gehört werden müsse. Darauf erfährt der Tempelherr nun
seine wahre Identität. Sein Name sei, so bedeutet ihm Nathan, nicht
Curd von Stauffen, sondern Leu von Filnek. Sein Vater Wolf, der kein
Deutscher gewesen sei, sei mit einer Schwester des Tempelherrn Curd
von Stauffen verheiratet gewesen, habe mit ihr einige Zeit in
Deutschland gelebt, sei aber wegen des rauen Klimas dort wieder nach
Palästina zurückgekehrt. Ihn aber habe Wolf zur Erziehung dem
Bruder seiner Frau, Curd von Stauffen, in Deutschland überlassen.
Als Nathan desweiteren enthüllt, dass der Tempelherr der Bruder
Rechas ist, erregt er damit allgemeines Erstaunen und der
Tempelherr ringt sichtlich um seine Fassung. Während Recha, alias
Blanda von Filnek, die neue Lage offenbar sogleich akzeptiert, muss
Leu sich einmal mehr von Saladin zurechtweisen lassen, ehe er in der
Lage ist, diese Umdeutung seiner Beziehung zu Recha hinzunehmen, in
der Geschwisterbeziehung gar eine Aufwertung der Bande zu erblicken,
die ihn nun mit Recha verbinden. Saladin, der wegen den
Ausführungen Nathans über Wolf von Filnek ins Nachdenken gekommen
ist, kann mit Hilfe des Breviers des Klosterbruders, das Nathan mit
sich führt, die wahre Identität Wolfs von Filnek lüften: Es
handelt sich um seinen verschollenen Bruder Assad und Leu und Blanda
sind nichts anderes als dessen Kinder. In gegenseitigem
Einverständnis, das sich gestisch in Umarmungen aller Beteiligten
ausdrückt, löst sich der lange mögliche Konflikt.
V,7
< IV,8
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.05.2021
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