Die
Handlung der
Szene IV,7 (7. Auftritt) im
4. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
in der
offenen Flur in Nathans Haus (Handlungsort).
Vom
Klosterbruder erfährt
Nathan,
dass er wegen seines Verhaltens gegenüber
Recha
von irgendjemandem beim
Patriarchen
denunziert worden ist. Der Klosterbruder gibt Nathan deutlich zu
verstehen, dass er sich vom Patriarchen für dessen
christlichen Fanatismus missbraucht sieht. Als ehemaliger Eremit sei
er sei nur notgedrungen in den Dienst des
Patriarchen gelangt. Nathan, der sich offenbar von der christlichen
Obrigkeit entdeckt wähnt, wird vom Klosterbruder deswegen
schnell beruhigt. Dieser verrät ihm, dass er es gewesen sei, der
ihm als Reiterknecht vor achtzehn Jahren in Darun ein Kind im
Auftrag ihres Vaters, Wolf von Filnek, übergeben habe. Die Mutter
des Kindes, eine Stauffin und Schwester des Tempelherrn Conrad von
Stauffen sei zu diesem Zeitpunkt schon verstorben gewesen, der Vater
nicht viel später im Kampf um Askalon ums Leben gekommen. Erst als
der Klosterbruder Nathan zu verstehen gibt, dass er
dessen über die langen Jahre wirkende väterliche Liebe zu Recha
höher einschätze als christliche Orthodoxie, hat er Nathans
Vertrauen gewonnen. Dieser erzählt ihm daraufhin sein bisher
niemand anderem anvertrautes Schicksal. Nathans Familie,
seine Frau und seine sieben Kinder, waren wenige Tage vor der
Übergabe Rechas während eines von Christen durchgeführten
Judenpogroms in Darun, im Hause seines Bruders, verbrannt. Die
Übergabe Rechas sei für ihn eine Prüfung Gottes gewesen, die er
dankbar auf sich genommen habe. Als der tief beeindruckte
Klosterbruder ausruft, Nathan habe
sich dadurch als wahrer Christ erwiesen, weist dieser darauf hin,
dass sein Verhalten solcher religiöser Etikettierung und
einseitiger Vereinnahmung nicht bedürfe. Was die Problematik um
Rechas Herkunft anbelangt, ist Nathan aber durchaus bereit, seine
formellen Vaterrechte möglichen Verwandten zu überlassen. Und um
diese Fragen endgültig zu klären, bittet er den Klosterbruder, das
in dessen Besitz befindliche Brevier Wolf von Filneks zu holen, in
dem die Verwandtschaftsverhältnisse aufgezeichnet sind. Mit der
Vermutung Daja könnte ihn beim
Patriarchen angezeigt haben, sieht er Daja wieder auf sich
zukommen.
IV,6
< IV,7 >
IV,8
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
24.04.2021