Die
Handlung der
Szene
III,2 (2. Auftritt) im
3. Akt von
Lessings
Drama »Nathan der Weise« spielt
in
Nathans Haus (Handlungsort).
Recha, die dem eintretenden
Tempelherrn
zu Füßen fallen will, muss ihre Dankesgeste angesichts des
zurückweichenden Tempelherrn abbrechen. Da sie vermutet, dass die
Vorstellungen von Männlichkeit, denen der Tempelherr folgt, dafür
verantwortlich sind, betont sie zunächst, mit ihrer Geste lediglich
Gott erneut für ihre Rettung danken zu wollen. Gleichzeitig nimmt
sie die vom Tempelherrn ausgehende männliche Unnahbarkeit zum
Anlass, sein Verhalten bei ihrer Rettung als eine Verquickung
bloßer Zufälligkeiten mit dem Pflichtbewusstsein eines Tempelherrn
ironisch zu kommentieren. Mit einer gezielten Provokation, dass
Tempelherren in derartigen Situationen "wie etwas zugelernte
Hunde" gar keine andere Wahl hätten, versucht sie den
Tempelherrn aus der Reserve zu locken und gleichzeitig die Zügel in
der Hand zu halten. Ein kleiner Seitenhieb auf
Daja
wegen ihrer Geschwätzigkeit ist alles, was der Tempelherr zunächst
herausbringt. Sein erstaunter und aufgeregter Blick bleibt auf Recha
gerichtet, deren Anblick ihn in Bann zieht. Erst jetzt wird ihm die
Attraktivität Rechas so recht bewusst und dies stürzt ihn wegen
seines Keuschheitsgelübdes in einen inneren
Zwiespalt. In diesem Zwiespalt werden ihm Nathans Worte "Kennt
sie nur erst!" in ihrer Tragweite bewusst. Als er erfährt,
dass Nathan noch immer bei
Saladin
ist, entzieht er sich unter Hinweis auf mögliche Gefahren der
Situation und verschafft sich damit zunächst einmal eine Atempause.
III,1
< III,2 >
III,3
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
21.04.2021