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Der Jagdjunker, nachdem er sich ein Blatt von der Hand des
Kurfürsten zur Beglaubigung ausgebeten, brach auch sogleich mit
einigen Knechten auf, und hatte, da er den Odem der Pferde nicht
sparte, das Glück, den Kohlhaas auf einem Grenzdorf zu treffen,
wo derselbe mit dem Ritter von Malzahn und seinen fünf Kindern
ein Mittagsmahl, das im Freien vor der Tür eines Hauses
angerichtet war, zu sich nahm. Der Ritter von Malzahn, dem der
Junker sich als einen Fremden, der bei seiner Durchreise den
seltsamen Mann, den er mit sich führe, in Augenschein zu nehmen
wünsche, vorstellte, nötigte ihn sogleich auf zuvorkommende Art,
indem er ihn mit dem Kohlhaas bekannt machte, an der Tafel
nieder; und da der Ritter in Geschäften der Abreise ab- und
zuging, die Reuter aber an einem, auf des Hauses anderer Seite
befindlichen Tisch, ihre Mahlzeit hielten: so traf sich die
Gelegenheit bald, wo der Junker dem Rosshändler eröffnen konnte,
wer er sei, und in welchen besonderen Aufträgen er zu ihm komme.
Der Rosshändler, der bereits Rang und Namen dessen, der beim
Anblick der in Rede stehenden Kapsel, in der Meierei zu Dahme in
Ohnmacht gefallen war, kannte, und der zur Krönung des Taumels,
in welchen ihn diese Entdeckung versetzt hatte, nichts bedurfte,
als Einsicht in die Geheimnisse des Zettels, den er, um
mancherlei Gründe willen, entschlossen war, aus bloßer Neugierde
nicht zu eröffnen: der Rosshändler sagte, eingedenk der
unedelmütigen und unfürstlichen Behandlung, die er in Dresden,
bei seiner gänzlichen Bereitwilligkeit, alle nur möglichen Opfer
zu bringen, hatte erfahren müssen: »dass er den Zettel behalten
wolle.« [...]"