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Motive
der Literatur ▪
Robinsonade
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Baustein: Katz' und
Maus - ein populäres Motiv
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Bausteine
Wer Mäuse im Kopf hat, dem muss man eine Katze hineinsetzen
(Redensart)
Treffen Katze und Maus aufeinander, entsteht geradezu zwangsläufig eine
Situation, welche die Maus von Anfang zum wahrscheinlichen Opfer der Katze
werden lässt.
In den ▪
einfachen
Formen von ▪
Redensarten und Sprichwörtern ist die Konfrontation von Katzen und
Mäusen gestaltet.
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So spielt
man wie die Katze mit der Maus, wenn man ein Spielt treibt, dessen Ende
feststeht.
-
Es geht
einem wie der Katz mit der Maus, wenn wir mit einem langweiligen
Menschen nichts zu tun haben wollen (d. h. eine Maus, die sich nicht
bewegt, fällt der Katze weniger auf).
-
Da greifen
zehn Katzen nicht eine Maus, kann man sagen, unter Anspielung auf eine
Situation, die der fliehenden Maus viele Schlupflöcher bietet.
-
"Mach
schnell!", meint man, wenn man sagt: "Setz' die Katzen an und ja' die
Mäus' raus!"
-
Jemandem,
der anderen Ratschläge erteilen will, obwohl er selbst bei kleineren
Aufgaben versagt, hält man vor: "Du willst andern Katzen fangen, kannst
dir selbst aber keine Maus fangen."
Auch in den nachfolgenden sprichwörtlichen Redensarten geht es um das
Aufeinandertreffen von Katzen und Mäusen:
-
Der Katzen
Scherz ist der Mäuse Tod.
-
Hunger lehrt
die Katze mausen.
-
Die Katze
spielt mit den Mäusen, wenn sie satt ist.
-
Die Katze
fängt die Mäuse nicht mit Handschuhen.
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Wenn die
Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
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Wer Mäuse im
Kopf hat, dem muss man eine Katze hineinsetzen.
Motiv der Begegnung von Katze und Maus in der Literatur
Das Motiv der Begegnung der
beiden Tiere durchzieht die Literatur auf vielfältige Art und Weise. Hier
nur zwei Beispiele:
»Wilhelm
Busch (1832-1908) hat eine volkstümliche und »humoristische
Bildergeschichte mit dem Titel "»Katze
und Maus" verfasst und gestaltet und dem Thema einen unterhaltsamen und
lehrreichen Ausdruck gegeben, bei dem die Katze schließlich wegen
listig-possierlicher Mäuse die leidtragende wird. Am Ende tanzen die Mäuse.
In der 1961 erschienenen Novelle »Katz
und Maus« von »Günter
Grass (1927-2015) erzählt der Ich-Erzähler Pilenz einmal davon, wie er
es schafft, dass eine Katze mit dem
Adamsapfel (= Maus) seines Schulkameraden Mahlke spielt, der sich am
Rande eines Sportplatzes zum Schlafen hingelegt hat. Im Laufe der Handlung
wird aber Pilenz nach Mahlkes Verschwinden selbst zum Spielball seiner
Schuldgefühle. Die Rollen von Katze und Maus verkehren sich so in ihr
Gegenteil.
Katze und Maus in der Fabel
In der ▪
Fabel zeigen Maus und Katze bestimmte Eigenschaften und agieren
aus einer bestimmten strategischen Position.
Dies lässt sich an verschiedenen Fabeln aufzeigen,
z. B. in Fabeln von Ȁsop
(um ca. 600 v. Chr.)
oder auch anderen Fabeln
wie den folgenden:
In der ▪
Fabel agiert die Maus als eines der kleinen Tiere stets aus
einer Unterlegenheit heraus, die mit ihrer Größe zusammenhängt.
Dementsprechend zeigt sie sich oft als ängstlich in Bezug auf ihr
Gegenüber und die weitere Entwicklung.
Zugleich
ist sie aber auch gewitzt und macht aus ihrer körperlichen
Unterlegenheit oft auch eine Tugend. Ein Beispiel dafür, wie sie
ihre vermeintliche Unterlegenheit kompensiert, ist Äsops
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Fabel "▪
Der
Löwe und das Mäuschen".
Zugleich ist die Maus nicht einfältig, sondern oft
einfach schlauer als ihre größten Feinde: die Katzen. Das zeigt sich
in einer anderen Fabel zugeschriebenen Fabel: "Katze und Maus", auch
"Kater und Maus" (▪
The cat and the mice,
unterschiedliche Version, engl. ), in der sie auch einer sich
vermeintlich listig sich tot stellenden Katze nicht auf den Leim
geht. (s. Abb.)
"In einem Haus gab es viele Mäuse. Ein Kater erfuhr davon und kam
dorthin, fing eine nach der anderen und fraß sie auf. Als die Mäuse
aber zunehmend weniger wurden, zogen sie sich in ihre Löcher zurück,
und weil der Kater nicht mehr an sie herankommen konnte, erkannte
er, dass er sie nur mit einer List herauslocken könne. Deshalb
kletterte er auf eine Holzstange, ließ sich von dort herunterhängen
und tat so, als ob er tot sei. Eine der Mäuse wagte sich hervor, und
als sie den Kater sah, sagte sie: »Mein Lieber, auch wenn du jetzt
ein leerer Sack geworden bist, werde ich nicht zu dir heraus
kommen.«
Die Katze hingegen wird in der Fabel oft als eigenwillig und stur
dargestellt, kann aber auch verschlagen und doppelzüngig wie der
Fuchs sein und sich anderen, vermeintlich Schlaueren oder
Überlegenen selbst als überlegen zeigen.
Jemandem, der traditionelle ▪
Fabeln kennt, ist die Ausgangssituation
der
»
Kleinen Fabel« von
▪
Franz
Kafka vertraut. Katze und Maus treffen aufeinander.
Stoff, Thematik und Motiv -
eine schwierige Abgrenzung
Dabei versteht man unter Motiven in der
traditionellen Erzähltheorie inhaltliche Elemente, die in
verschiedenen
literarischen Gattungen gleich bleiben, räumlich, zeitlich und
figural aber in den Literaturgattungen und den konkreten
literarischen Texten verschieden umgesetzt werden können. Dabei
wird der Begriff des Motivs auch mehr oder weniger trennscharf von
den Begriffen Stoff
und Thema(tik) abgegrenzt, die man aber mit den folgenden Kriterien
einigermaßen unterscheiden (vgl. Mölk 1966, zit. n.
Lahn/Meister 2013, S.204)
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Pointiert zusammengefasst lässt sich hinsichtlich der Abgrenzung von
Stoff, Thema und Motiv sagen, dass das Motiv die kleinste
strukturbildende und bedeutungstragende (semantische) Einheit
bildet, "der Stoff sich aus einer Kombination von Motiven
zusammensetzt und das Thema die abstrahierte Grundidee eines Textes
darstellt." (Christine
Lubkoll, in: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 5. Aufl.
2013, S.542f.)
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Baustein: Katz' und
Maus - ein populäres Motiv
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Bausteine
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
14.11.2023
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