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Aspekte der Erzähltextanalyse

Paraphrase und Interpretation

Franz Kafka, Der Aufbruch

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur
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Den Text bei der Textinterpretation zusammenfassen

Bei einer Textinterpretation wird in der Regel der Text so zusammenfasst, dass er den Inhalt, so wie er sich für den jeweiligen Schreiber darstellt, dem Leser verfügbar und gleichzeitig dem Schreiber als Folie für seine eigenen deutenden Ausführungen dienen kann.

Diese Zusammenfassung kann in einer vorgestellten Inhaltsangabe erfolgen, wobei die Interpretation dann im Aufbau dem Blockprinzip folgt.

Inhaltlich zusammenfassende Passagen können aber auch in den eigenen Text eingebaut werden, um im Anschluss daran oder in unmittelbarer Verknüpfung miteinander, die eigenen Deutungsaussagen zu belegen. In einem solchen Fall folgt der Aufbau des Interpretationsaufsatzes dem Reißverschlussprinzip.
Die inhaltliche Zusammenfassung eines Textes kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen, wobei noch grundsätzlich anzumerken ist, dass auch das Zusammenfassen nicht Ergebnis einer "objektiven" Sicht auf den Text darstellt, sondern stets auch ein Konstrukt des jeweiligen Schreibers darstellt.

Die Form der Zusammenfassung kann dabei von geforderten bestimmten Textmustern abhängen wie z. B. die beiden Schreibformen Inhaltsangabe und Abstract, die in der Schule bestimmten Textmustern folgen müssen. Das Zusammenfassen selbst, also die den Primärtext wiedergebende Rekapitulation, bewegt sich dabei stets zwischen Paraphrase und Textbeschreibung.

  • Der Begriff Paraphrase bezeichnet dabei im allgemeinen Sprachgebrauch die verdeutlichende Umschreibung oder Wiedergabe eines Textes im mehr oder weniger gleichen Sprachstil.

  • In sprechakttheoretischer Perspektive stellt sie einen Mitteilungsakt dar, bei dem der Sprecher die Bedeutung einer Äußerung oder einen Teil einer Äußerung in einer anderen sprachlichen Form wiedergibt. (vgl. Engel, 1996, S.41).

Das Paraphrasieren eines Textes darf indessen nicht nur zum sinngemäßen Zitieren eines Textes führen, wenngleich die Trennlinie da oft nicht sonderlich klar gezogen werden kann.

Um das zu vermeiden sollte die Wiedergabe des Textes in Form einer Paraphrase stets zur Erläuterung und Erweiterung des Ausgangstextes dienen und im Dienst der Herstellung eines besseren Textverständnisses stehen.

Beispiel

Das nachfolgende Beispiel - es stammt von Ulrich Gaier (1969/1977) zeigt wie eine derartige Textwiedergabe am Beispiel von Kafkas Parabel Der Aufbruch aussehen könnte:

"Zunächst handelt dieser Mann nicht normal. Er versteht einen sinnvollen Befehl nicht, so dass sein Herr selbst zum Stall geht und das Pferd sattelt. Der Herr hört den Klang einer Trompete; der Diener hört ihn nicht. Im ersten Teil der Geschichte fragt der Herr normal und der Diener antwortet unnormal. Diese Verbindung hat den Effekt einer Verfremdung der Situation für den Leser, indem sie ihn darüber unsicher macht, ob die handelnden Personen normal sind. In diesem ersten Teil der Geschichte tendiert der Leser sehr dahin, anzunehmen, der Diener handele unnormal; aber er bleibt im Ungewissen über den Herrn, denn es ist - ein normales Verhältnis zwischen Diener und Herr vorausgesetzt - seltsam, dass der Herr solch einen Diener behält und willig dessen Pflichten übernimmt.
Im zweiten Teil jedoch handelt der Diener plötzlich normal. Er hält seinen Herrn an, um ihn über die Reise und die Verpflegung zu befragen. Aber jetzt gibt der Herr seltsame Antworten. Er weiß nicht, wohin er reitet, aber er hat ein Ziel. Er ist für eine lange Reise vorbereitet, aber er nimmt keine Ausrüstung mit. Er kennt die Möglichkeit des Verhungerns, aber er ist glücklich über die Länge und Furchtbarkeit der Reise. Während der Leser zuerst überzeugt war, dass der Diener unnormal handele; und er den Herrn nicht nur verdächtigte, ist es jetzt der Herr, der mehr und mehr sich ungewöhnlich benimmt. Der Diener dagegen erreicht allmählich wieder ein normales Verhalten, indem er vernünftige Fragen stellt. Der Verdacht gegen den Herrn, der indirekt im ersten Teil entstand, wird verstärkt, während der Leser umgekehrt vorbereitet wird, ,den Diener für sein ungewöhnliches Verhalten zu Beginn zu entschuldigen. So wird die Haltung des Lesers den zwei Personen des Stückes gegenüber umgedreht: was unnormal ist, wird normal, was normal ist, wird fremd und paradox. Das Bewusstsein des Lesers wird so gezwungen, genau nachzuvollziehen, was die Geschichte darstellt: einen Bruch, einen Wechsel von der Sicherheit zur Ungewissheit.[…]
Die Entwicklung des Herrn wird so dargestellt, dass er mit allen Verbindungen und Beziehungen bricht: es wird deutlich, dass es nicht nur eine Angelegenheit des Besitzes, der Verpflegung und der Sicherheit ist, sondern dass diese Abreise der Ausdruck eines Bruches mit menschlichen Verhältnissen darstellt. Indem der Herr die Arbeit des Knechtes ausführt, wird schon angedeutet, dass die Herr Knecht Beziehung für ihn nicht mehr existiert; seine Unfähigkeit, seine Absicht mitzuteilen, zeigt, dass er innerlich schon das normale menschliche Verhalten hinter sich gelassen hat. Seine Abreise ist radikal. Sie schreitet von außen nach innen fort, vom Besitz zu den menschlichen Beziehungen. […]"

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 13.03.2024

   

   Arbeitsanregungen:
  1. Markieren Sie die Textstellen in Ulrich Gaiers Text, die Ihrer Ansicht den Primärtext inhaltlich wiedergeben.

  2. Bleibt die Paraphrase ganz im Bereich des Textes oder gehen in sie auch schon Deutungsansätze ein?
    Markieren Sie diese Textstellen mit einem anderen Mittel.

                
 

 
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