docx-Download -
pdf-Download
-
Kurz vor Mitternacht des nächstfolgenden Tages, also etwa 30 Stunden
später, kommt Krogstad zu Christine Linde, den diese mit ihrem Zettel
vor seiner Wohnung tags zuvor zu Helmers Wohnung bestellt hat. Helmer
und Nora sind währenddessen noch auf dem Kostümball bei Kommerzienrat
Stenborg, der im gleichen Haus wohnt.
-
Christine Linde und Krogstad sprechen zunächst über die Gründe für
den Abbruch ihrer früheren Beziehung durch Christine Linde. Während
Krogstad ihr vorhält, sie habe ihm um einer besseren Partie willen
seinerzeit herzlos den Laufpass gegeben und ihn vor den Kopf gestoßen,
verweist Christine Linde auf ihre Pflichten gegenüber einer kranken
Mutter und ihren Brüdern, die sie zur Heirat mit einem vermögenderen
Mann gedrängt hätten.
-
Krogstad kommt es vor, dass Christine Linde ihm mit ihrer Anstellung
bei der Aktienbank Helmers ein zweites Mal den Boden unter den Füßen
wegziehen wolle, was Christine Linde aber entschieden verneint. Als
Krogstad sich selbst als einen schiffbrüchigen Mann auf einem Wrack zu
bezeichnen, nimmt Christine Linde dieses Stichwort auf und schildert,
wie sie selbst ebenfalls Schiffbruch erlitten habe.
-
Christine Linde macht dem zunächst sehr skeptischen Krogstad das
Angebot, ein neues, gemeinsames Leben mit ihm zu beginnen. Krogstad
vergewissert sich, ob sie sich der Tragweite ihres Vorschlags angesichts
seiner Verfehlungen in der Vergangenheit bewusst sei, und als sie dies
bestätigt, ergreift er voller Freude und Dankbarkeit ihre Hand. Auf
diese neue Zukunft vertrauend glaubt er fest daran, seinen guten Ruf
wiederherstellen zu können. Aus diesem Grund will er auch die geplante Erpressung Helmers wieder
rückgängig machen. Als er gegenüber Christine Linde anspricht, er wolle
den Brief, der noch immer im Briefkasten liegt, von Helmer
zurückverlangen, wird er von Christine Linde, die das ja ursprünglich
für Nora erreichen wollte, davon abgehalten.
-
Christine Linde vertritt die Meinung, dass Helmer endlich die ganze
Wahrheit erfahren müsse, und schickt ihn fort. Kurz vor der Rückkehr
Helmers und Noras sieht sie sich mit ihrer persönlichen Lebensplanung am
Ziel ihrer Wünsche: Mit Krogstad und seinen Kindern habe sie endlich
eine echte Lebensaufgabe gefunden.
-
Nora und Helmer kommen nach dem Tanz der Tarantella vom Kostümball
zurück. Sichtlich angetrunken zieht er die sich sträubende Nora hinter
sich her ins Wohnzimmer, wo sie zur Überraschung der Beiden auf
Christine Linde treffen.
-
Helmer berichtet von der Tarantella Noras auf dem Kostümball und dem
großen Beifall, den sie dafür erhalten habe. Als ob die Vorstellung
seine eigene Leistung gewesen wäre, sonnt er sich in geradezu arroganter
Weise im Erfolg Noras.
-
Als Helmer einen Moment aus dem Zimmer ist, um Kerzen zu
holen, teilt Christine Linde Nora mit, dass von Krogstad persönlich
keine Gefahr mehr drohe, der Brief aber noch immer im Briefkasten liege.
Sie fordert Nora auf, Helmer die ganze Wahrheit zu sagen. Nora antwortet
darauf, sie wisse nun, was zu tun sei.
-
Als Helmer zurückkommt, verwickelt er Christine Linde, deren
Anwesenheit ihm offenkundig lästig ist, besserwisserisch und nörgelnd in
ein Gespräch über Stricken und Sticken, so dass sich diese daraufhin,
sehr zu Erleichterung Helmers, verabschiedet.
-
Helmer, der durch die Tarantella Noras und seine Phantasien dazu
offenkundig sexuell angeregt, wenn nicht erregt ist, bedrängt Nora mit
kitschigen Worten, wird aber von Nora zurückgewiesen. Helmer sieht sich
dadurch in seinem Stolz verletzt und pocht darauf, ihr Mann zu sein. Ehe
der Konflikt weiter eskalieren kann, klopft Doktor Rank von außen an der
Tür und fragt, ob er hereinkommen dürfe.
-
Doktor Rank, Helmer und Nora plaudern zunächst über den Verlauf des
Abends auf dem Kostümball.
-
Nora, die den wahren Grund des Besuchs von Doktor Rank ahnt, will
von ihm, in einer Weise die Helmer nicht verstehen kann, erfahren, was
die letzten Untersuchungen hinsichtlich seiner Krankheit ergeben haben.
Als sie ihn fragt, in welchem Kostüm er auf dem nächsten Ball erscheinen
werde, erhält sie zur Antwort, er werde dort unsichtbar sein. Nora weiß
daher, wie es um ihn steht.
-
Helmer kann mangels der ihm auf Wunsch Ranks vorenthaltenen
Informationen den tieferen Sinn des Gesprächs nicht deuten und führt
dessen seltsame Äußerungen nach dem Abgang Ranks auf dessen erhöhten
Alkoholgenuss zurück.
-
Nachdem Doktor Rank gegangen ist, will Helmer noch den übervollen
Briefkasten leeren. Er stellt dabei fest, dass jemand mit einer
abgebrochenen Haarnadel Noras am Schloss des Briefkastens manipuliert
hat, wird aber zunächst mit Noras Erklärung, dass es die Kinder gewesen
seien, zufrieden gestellt.
-
Mit der Post und zwei Visitenkarten Ranks kommt Helmer vom
Briefkasten zurück. Nora erkennt das mit Rank verabredete schwarze Kreuz
über dessen Namen und hat damit endgültig Gewissheit, dass der
Hausfreund sich zum Sterben für immer verabschiedet hat.
-
Als Nora Helmer von der Bedeutung des Zeichens unterrichtet, zeigt
er sich abgeklärt und ohne tiefere Betroffenheit. Er würdigt mit ein
paar wenigen Worten die Bedeutung seiner Beziehung zu Rank, geht aber
dann doch wieder zur Tagesordnung über: Er will mit seiner Frau die
Nacht verbringen. Aus diesem Grunde lässt er sich wohl in einer
fragwürdigen Anknüpfung an das Schicksal Ranks zu einer ganz im Zeichen
seiner Werbung stehenden Äußerung hinreißen. Er wünsche sich, so erklärt
er selbstgefällig, dass Nora einmal so ernsthaft in Gefahr gerate, dass
er sein Leben für sie einsetzen könne.
-
Nora sieht in dieser Äußerung Helmers offenkundig die Ankündigung
des erträumten „Wunderbaren“, nämlich die Bereitschaft Helmers im Fall
der Fälle zum Schutz Noras alles auf sich zu nehmen. Daher will sie ihn
beim Wort nehmen und fordert ihn auf, noch im nächsten Augenblick die
Briefe zu lesen.
-
Helmer, der alles andere als Briefe zu lesen im Sinn hat und dies
auch kundtut, wird daraufhin von Nora darauf hingewiesen, dass sich dies
mit dem bevorstehenden Tod seines Freunde Rank wohl nicht gut
vereinbaren lasse. So lenkt Helmer ein und Helmer zieht sich mit den
Briefen, die er noch lesen will, in sein Zimmer zurück.
-
Nora weiß, dass ihr nur wenig Zeit bleibt zu verschwinden. Sie packt
hastig ein paar Sachen und ist entschlossen ins Wasser zu gehen, um
Selbstmord zu begehen.
-
In dem Moment, als sie hinausstürzen will, steht Helmer mit dem
Brief Krogstads vor ihr, hält sie fest und fordert eine Erklärung.
-
Nora, die noch immer an das Wunderbare glaubt, will sich mit den
Worten losreißen, Helmer solle sie nicht retten, und auch die erste,
schon sehr harte Reaktion Helmers, der ihr Liebesbekenntnis als alberne
Ausflüchte abwertet, hält sie zunächst nicht davon ab, an das Eintreffen
des erwarteten Wunderbaren zu glauben.
-
Erst die inquisitorisch wirkenden Fragen Helmers danach öffnen Nora
allmählich die Augen, die nun auch äußerlich erstarrt und nahezu wortlos
die Tiraden Helmers über sich ergehen lässt.
-
Helmer, der sich der erpresserischen Tragweite von Krogstads Brief
voll bewusst ist, bezeichnet seine Frau voller Abscheu als Heuchlerin,
Lügnerin und Verbrecherin, die dem Beispiel ihres Vaters folgend weder
Religion, Moral, noch Pflichtgefühl kenne. Zugleich macht er sie dafür
verantwortlich, ihm seine Zukunft verdorben zu haben.
-
Als Nora mit einer kurzen Bemerkung ihre Selbsttötungsabsicht
andeutet, wischt Helmer dies mit dem Hinweis vom Tisch, das ihm sogar
dies mehr schaden als nützen würde. Für ihn gibt es nur den Ausweg, die
Sache um jeden Preis zu vertuschen. Dazu soll die Ehe von Nora und ihm
nach außen aufrechterhalten werden, Nora aber die Erziehung der Kinder
untersagt bleiben.
-
Plötzlich erscheint das Hausmädchen Helene mit einem an Nora
adressierten Brief, den Helmer selbstherrlich sofort an sich nimmt und
öffnet. Der Brief enthält den Schuldschein, den Krogstad an Nora
zurückgesendet hat. Helmer, fast außer sich vor Erleichterung, sieht
zunächst sich, und erst in zweiter Hinsicht, auch Nora gerettet.
-
Er zerreißt den Brief und den Schuldschein Krogstads und will das
Ganze wie einen bösen Traum behandeln. Zugleich erklärt er Nora, die
diese Wendung der Dinge kommentarlos zur Kenntnis genommen hat,
mehrfach, dass er ihr vergeben habe. Zugleich deutet er ihr Verhalten
als weibliche Hilflosigkeit um, die sie um so anziehender für ihn mache.
-
Nora, die Helmer ganz nüchtern und ohne die geringste Regung für
seine Verzeihung dankt, zieht sich für einen Moment zurück, um das
Tarantella-Kostüm abzulegen. Währenddessen redet ihr Nora durch die
geöffnete Tür zu, dass alles schon bald vergessen sei. Zugleich
unterstreicht er aber noch einmal die großherzige Geste der Verzeihung,
die er zu seiner erneuten Inbesitznahme Noras und zugleich ihrer
erneuten Menschwerdung hochstilisiert.
-
Nora kommt in ihren Alltagskleidern aus dem Zimmer zurück und
bedeutet Helmer, mit ihm reden zu müssen. Wenig später macht sie klar,
dass es sich um eine Abrechnung handelt. Sie wirft Helmer vor, er und
ihr Vater hätten ihr Unrecht zugefügt. Sie sei von ihrem Vater wie ein
Puppenkind und von ihm wie eine Puppenfrau behandelt worden. Weil sie
beide damit zu verantworten hätten, dass nichts aus ihr geworden sei,
hätten sie eine große Sünde gegen sie begangen.
-
Helmer, der Nora Vorwürfe zunächst damit quittiert, ihr nun
seinerseits Unvernunft und Undankbarkeit vorzuhalten, ist vordergründig
bereit, das eine oder andere einzuräumen, meint aber, die Probleme durch
Stärkung seiner patriarchalischen Autorität als Erzieher Noras
beseitigen zu können. Doch Nora hält dem ihren Anspruch auf
Selbstbestimmung entgegen, die in ihrer Ankündigung gipfelt, Helmer
jetzt für immer zu verlassen. Sie will zunächst bei Christine Linde
übernachten, später in ihren Heimatort zurückkehren.
-
Helmer will sich dies nicht bieten lassen, beschimpft sie als
wahnsinnig und wertet sie mehrfach ab und verbietet ihr in herrischer
Gebärde, ihn und die Familie zu verlassen. Schließlich erkennt aber
jedoch, dass er seine angemaßte patriarchalische Autorität über Nora
verloren hat. Aus diesem Grunde beginnt er Nora mit verschiedenen
Einwänden unter Druck zu setzen, die an Noras soziales und moralisches
Gewissen appellieren. Doch seinen Hinweis auf das mögliche Gerede
anderer wehrt Nora ebenso ab, wie seine Ermahnung über ihre angeblichen
heiligen Pflichten, die Nora aber den Pflichten gegen sich selbst
hintansetzt.
-
Nora erhebt dagegen entschieden den Anspruch, ein vollwertiger
Mensch werden zu können, der sich selbst in einer eigenständigen
Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Welt im Ganzen als
sittlich autonomer Mensch erst einmal entwickeln kann. Gerade diesen
Anspruch aber kann Helmer nicht verstehen und erklärt sich ihn, indem er
Nora ein weiteres Mal herabsetzt, als Ausdruck einer Krankheit, als
wahnsinnige Äußerung im Fieber.
-
Erst als er bereit ist, zur Kenntnis zu nehmen, dass Nora ihre
Entscheidung ihn und die Kinder zu verlassen, reiflich überlegt hat,
findet er Zugang zu einer auch für ihn letzten Erklärung, nämlich dass
Nora ihn nicht mehr liebe. Nora bestätigt dies und begründet es damit,
dass ihr seine Weigerung, sich bedingungslos vor sie zu stellen, die
Augen geöffnet hätten.
-
Nora berichtet daraufhin von ihrem Plan sich selbst zu töten,
um Helmer das „Wunderbare“ zu ersparen. Helmer lässt in seiner Antwort
keinen Zweifel daran, dass Noras Hoffnung auf das Eintreffen des
Wunderbaren ebenso sinnlos, wie der Gestus eines solchen Opfertodes
gewesen wäre, denn der Verlust der eigenen Ehre sei für ihn nicht durch
bedingungslose Liebe aufzuwiegen. Noras Einwand, dass Frauen dagegen
stets an der bedingungslosen Liebe festhielten, nimmt Helmer zum Anlass
Nora als unverständiges Kind abzukanzeln.
-
Nora ist vom Verhalten Helmers und seinen Äußerungen tief
enttäuscht, erkennt aber auch ihren Anteil daran, dass sie selbst acht
Jahre lang mit Helmer zusammengelebt habe. Voller Erbitterung richtet
sie ihre Wut darüber auch gegen sich selbst, als sie ausruft, sie könne
sich selbst in Stücke reißen.
-
Doch Helmer gibt sich noch nicht geschlagen. Er ändert seine Taktik,
räumt ein, dass sich ein Abgrund zwischen ihm und Nora aufgetan habe und
bekundet seine Bereitschaft, sich zu ändern, um diesen wieder zu
überbrücken. Doch Nora lehnt auch dies ab.
-
Nora, die ihre eigene Freiheit einfordert, ist bereit auch Helmer
volle Freiheit zu gewähren. Sie verzichtet für die Zukunft auf jede
Unterstützung durch Helmer, veranlasst die gegenseitige Rückgabe des
Eheringes und gibt dem fassungslosen Helmer zu verstehen, dass sie ihn
vom Augenblick an als einen Fremden betrachte. Als Helmer wissen will,
ob er ihr gegenüber jemals wieder etwas anderes als ein Fremder sein
könne, gibt sie ihm zur Antwort, dass dann das Wunderbarste geschehen
müsse. Auf seine flehentliche Nachfrage, ihm zu erklären, was dies
bedeute, erklärt sie ihm diese Steigerung des Wunderbaren zum
Superlativ. Nur wenn sich beide so veränderten, dass ihr Zusammenleben
eine Ehe sein könne, sei dies denkbar, doch glaube sie nicht daran.
-
Nora verlässt den Raum und Helmer sinkt völlig verzweifelt auf
einem Stuhl in sich zusammen. Für einen Bruchteil eines Augenblicks
keimt Hoffnung in ihm auf, als ihm wie im Nachhall der Worte Noras ihr
Begriff des Wunderbarsten noch einmal wie als eine Frage über die Lippen
kommt. Doch dann fällt unten die Haustüre hinter Nora dröhnend ins
Schloss.
docx-Download -
pdf-Download
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
04.07.2020
|