-
Nora kommt mit einem Stadtboten, der einen Weihnachtsbaum mitbringt,
von Weihnachtseinkäufen für ihren Mann Helmer, ihre Kinder Ivar, Bob und
Emmy und das Kindermädchen Anne-Marie zurück.
-
Helmer spricht sie mit zahlreichen Kosenamen, die dem Tierreich
entnommen sind (Lerche, Eichhörnchen, Zeisig, Vögelchen …) an.
-
Nora bekommt von Helmer Verschwendungssucht und Leichtsinnigkeit im
Umgang mit Geld vorgehalten, Charaktereigenschaften, die sie von ihrem
Vater geerbt habe.
-
Nora rechtfertigt ihre Einkäufe mit Helmers neuer beruflicher
Stellung, die die finanziellen Spielräume der Familie erweitert hätten.
-
Mit ihrer Bemerkung, Helmer sollte nur wissen, wie viele Ausgaben
„Lerchen und Eichhörnchen“ haben, macht sie eine Andeutung auf die
wahren Gründe ihrer angeblichen Verschwendungssucht.
-
Als Nora von Helmer auf das Naschen (Verzehr von Makronen =
Zuckergebäck) angesprochen wird, leugnet sie dies.
-
Helmer erinnert unter dem Eindruck an seine neue berufliche Stellung
an die Verhältnisse an Weihnachten ein Jahr zuvor. Drei Wochen lang habe
sich Nora bis spät in die Nacht eingeschlossen, um ein paar dürftige
Weihnachtsgeschenke zu basteln.
-
Nora erklärt, dass die Katze das meiste davon kaputt gemacht habe
(lügt erneut).
-
Christine Linde, eine ehemalige Schulfreundin Noras, kommt nach ca.
zehn Jahren zu Besuch.
-
Die beiden tauschen ein Stück weit ihre sehr gegensätzliche
Lebensgeschichte aus.
-
Nora berichtet voller Stolz über ihre glückliche Ehe mit Helmer und
die anstehenden finanziellen Verbesserungen wegen Helmers Direktorposten
bei der Aktienbank, die es ihnen ermögliche künftig sorgenfrei zu leben.
-
Als Frau Linde in ihrer Antwort auf die Anspruch auf
überschwänglichen Lebensgenuss ausdrückenden Worte Noras einwirft, Nora
sei wohl immer noch nicht vernünftig geworden und noch immer die gleiche
Verschwenderin wie in der Schule, hält ihr Nora entgegen, dass auch ihr
Mann und sie schwere Zeiten durchgemacht hätten.
-
So habe Helmer bei ihrer Heirat seine unterbezahlte Stelle im
Ministerium aufgegeben und sich danach als Advokat mit zahlreichen
Nebentätigkeiten über Wasser gehalten. Dabei habe er sich jedoch so
überanstrengt, dass er todkrank geworden sei.
-
Mit Geld, das sie aus der Erbschaft ihres Vaters, der zu dieser Zeit
gestorben sei, hätten sie eine sehr teure, einjährige Reise nach Italien
unternehmen können, die Torvald das Leben gerettet habe.
-
Frau Linde berichtet im Kontrast zu Noras Ausführungen über ihre
Zweckheirat und Vernunftehe mit ihrem vor drei Jahren mittellos
verstorbenen Ehemann.
-
Frau Linde bittet Nora indirekt, sich bei Helmer für sie wegen einer
Anstellung als Bürokraft zu verwenden, was Nora bereitwillig tun will.
-
Als sich Frau Linde bedankt und mit ihrer Antwort Nora in ihrem
Stolz verletzt, will Nora ihr beweisen, dass auch sie zu etwas „wirklich
Ernsthaftem“ fähig sei.
-
Aus diesem Grunde erzählt Nora von den wahren Umständen ihrer Reise
mit Helmer in den Süden. Sie nimmt dabei die ursprüngliche Version, sie
habe das Geld von ihrem Vater geerbt zurück, betont aber zugleich, dass
Helmer diese Version bis heute glaube. Jedenfalls sei sie es gewesen,
die das Geld für die Reise beschafft habe.
-
Als Frau Linde zu verstehen gibt, dass Nora das Geld als Ehefrau
ohne Einwilligung nicht geliehen haben könne, deutet Nora an, dass sich
dies mit etwas Raffinesse schon bewerkstelligen lasse.
-
Nora erklärt, nur sie habe vom Ernst der gesundheitlichen Lage
Helmers gewusst und nur ihr sei bekannt gewesen, dass nur eine Reise in
den Süden ihren Mann retten konnte. Da Helmer wohl aus Rücksichtnahme
nicht darüber informiert werden durfte, habe sie Helmer solange bekniet,
eine Reise in den Süden zu unternehmen, bis er schließlich eingewilligt
habe.
-
Auf Frau Lindes Frage, ob sie ihrem Mann niemals die Wahrheit gesagt
habe, erklärt Nora, dass dies für sie bis zum jetzigen Zeitpunkt wegen
der damit verbundenen Verletzung von Helmers Männlichkeit undenkbar sei.
Für spätere Zeiten, wenn ihre äußere Attraktivität und damit unter
Umständen Helmers Interesse an ihr nachlasse, könne es aber durchaus von
Vorteil sein, „etwas in der Hinterhand zu haben“.
-
Nora berichtet Frau Linde, dass sie um das Geld aufzutreiben, an
Ausgaben für ihre eigene Kleidung gespart habe und nächtelang
Schreibarbeiten gemacht habe.
-
Das Hausmädchen meldet das Eintreffen von Rechtsanwalt Krogstad.
-
Nora ist besorgt und will wissen, warum Krogstad mit Helmer sprechen
will.
-
Krogstad erklärt, es handle sich lediglich um langweilige
Bankgeschäfte, was Nora sichtlich beruhigt.
-
Krogstad geht ins Büro zu Helmer.
-
Als Krogstad gegangen ist, vergewissert sich Christine Linde, ob es
sich bei dem Mann um Krogstad gehandelt habe, den sie von früher als
Anwaltsgehilfen kenne.
-
Nora berichtet ihrer Schuldfreundin, dass Krogstad nach einer sehr
unglücklichen Ehe als Witwer mit vielen Kindern lebe.
-
Doktor Rank kommt aus dem Büro Helmers und berichtet über Krogstads
Auftauchen bei Helmer. Krogstad sei „moralischer Fall fürs Krankenhaus“
und „angefault bis zu den Wurzeln seines Charakters“ und habe bei der
von Helmer bald geleiteten Aktienbank „“’ne Art Anstellung“.
-
Die Verachtung Krogstads durch Doktor Rank beruht unter anderem auf
seiner sozialdarwinistischen Auffassung der Gesellschaft. Dass sich
„kranke“ Menschen wie Krogstad gegen „gesunde“ durchsetzen können, ist
ihm ein Gräuel und ein Zeichen dafür, dass die „Gesellschaft zu einem
Krankenhaus“ geworden sei.
-
Als Nora damit auch erfährt, dass Krogstad künftig von ihrem Mann
als dem Direktor der Aktienbank abhängig ist, steigt ihre Stimmung und
ausgelassen greift sie zu den von Helmer verbotenen Makronen, die sie in
einer Tasche verborgen hält.
-
Als Doktor Rank sie darauf anspricht, schwindelt sie ihm in
Gegenwart der völlig überraschten Christine Linde vor, dass sie diese
von ihrer Schulfreundin erhalten habe. In ihrer überschwänglichen
Ausgelassenheit lässt sie sich sogar zu einem mehr oder weniger derben
Fluch hinreißen, der verdeckt auf ihre Situation hinweist.
-
Nach seinem Gespräch mit Krogstad kommt Helmer dazu.
-
Nora bittet ihn, ihrer Schulfreundin eine Anstellung bei der
Aktienbank zu geben, was Helmer unter Verweis auf die gerade günstigen
Umstände zusagt.
-
Danach verabschieden sich Helmer, Doktor Rank und Christine Linde
von Nora, die Frau Lind und Doktor Rank für den gleichen Abend einlädt.
-
Das Kindermädchen Anne-Marie erscheint mit den Kindern währen der
allgemeinen Aufbruchstimmung.
-
Helmer, Doktor Rank und Christine Linde. und verlassen das Haus.
-
Nora erkundigt sich bei ihren Kindern danach, was sie draußen beim
Schlittenfahren erlebt haben.
-
Nachdem Anne-Marie, das Kindermädchen, ins Zimmer links abgegangen
ist, tobt Nora mit den Kindern und spielt mit ihnen im Wohnzimmer
Verstecken.
-
Nachdem Helmer, Doktor Rank und Frau Linde das Haus verlassen haben,
kehrt Krogstad zurück, um mit Nora unter vier Augen zu sprechen.
-
Nora schickt ihre Kinder ins Zimmer links, um alleine mit Krogstad
reden zu können.
-
Nora will Krogstad zunächst auf Distanz halten und echauffiert sich
darüber, dass Krogstad als Untergebener ihres Mannes sie um Auskunft
darüber bittet, ob Frau Linde eine Anstellung bei der Aktienbank
erhalten habe.
-
Nora prahlt mit dem Gestus ihres höheren sozialen Ranges prahlt, sie
selbst habe durch ihren Einfluss bei Helmer dafür gesorgt, dass Frau
Linde die Anstellung erhalten habe. Daraufhin bittet Krogstad sie unter
Berufung auf diesen Einfluss darum, sich auch für sie zu verwenden, da
seine Stellung bedroht sei.
-
Nora bestreitet daher wieder jeden Einfluss auf ihren Mann und wähnt
sich vor weiteren Nötigungen Krogstads sicher. Denn nach Neujahr sei sie
endlich aus der ganzen Verlegenheit heraus.
-
Krogstad versucht Nora zu erklären, warum er um jeden Preis um
seinen kleinen Posten bei der Bank kämpfen müsse. Da er vor einigen
Jahren eine Unbesonnenheit begangen habe, sein Ruf dadurch schwer
geschädigt worden sei, sehe er in der Tätigkeit bei der Aktienbank einen
ersten Schritt seinen bürgerlichen Ruf wieder herzustellen. Dies sei er
vor allem seinen Kindern schuldig.
-
Als sich Nora weiter weigert, sich für ihn zu verwenden, geht
Krogstad zur Erpressung über.
-
Nora bekommt es mit der Angst und will wissen, ob er ihren Mann über
ihre Schulden bei ihm informieren wolle. Als Krogstad dies indirekt
bejaht, ringt Nora mit ihrer Fassung, fordert ihn aber schließlich sogar
dazu auf. Mit dem Hinweis, damit schade er sich selbst doch am meisten,
hofft sie offenbar der Drohung zu begegnen.
-
Krogstad macht Nora freilich klar, dass sie auch strafrechtliche
Folgen in Betracht ziehen müsse. Der Schuldschein, den sie ihm
seinerzeit mit einer Bürgschaftserklärung ihres zu dieser Zeit
verstorbenen Vaters übergeben habe, lasse Zweifel daran aufkommen, ob
die Unterschrift des Vaters echt sei.
-
Voller Trotz gegen diese Drohung mit einer gerichtlichen
Untersuchung bekennt Nora frei heraus, dass sie die Unterschrift des
Vaters seinerzeit gefälscht habe.
-
Von Krogstad darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich damit des
Betrugs strafbar gemacht habe, stellt sie ihre Beweggründe dafür heraus
und glaubt sich sicher, dass in den Gesetzen „irgendwo“ stehe, „dass so
etwas erlaubt ist“. Wer den Vater und den Ehemann mit einer solchen Tat
vor dem Tod bewahren wolle, lade keine strafrechtliche Schuld auf sich.
-
Krogstad verlässt Nora mit der erpresserischen Drohung, er werde sie
mitreißen, wenn er zum zweiten Mal aus der Gesellschaft ausgestoßen
werde.
-
Nach dem Abgang Krogstads kommen die Kinder zurück und wollen mit
Nora weiter spielen.
-
Nora weist sie zurück und schickt sie zurück ins Zimmer mit dem
Hinweis, niemandem etwas über den Besuch von Krogstad zu sagen.
-
Danach ruft sie nach dem Hausmädchen, das den Weihnachtsbaum
hereinbringen soll.
-
Das Hausmädchen bringt den Weihnachtsbaum und stellt ihn auf.
-
Während Nora den Baum schmückt, verarbeitet sie in einem kurzen
Monolog das Gespräch mit Krogstad, dessen Drohungen sie herunterspielt.
Stattdessen will sie sich voll und ganz auf den Weihnachtsabend
einstellen.
-
Helmer hat bei seiner Rückkehr gesehen, wie Krogstad das Haus
verlassen hat.
-
Daher ist er überrascht, als Nora seine Frage, ob jemand da gewesen
sei, zunächst verneint. Als sie zugibt, Krogstad sei bei ihr gewesen,
ergeht sich Helmer zunächst in tadelnden Belehrungen über die Lüge
Noras. Er ist sich dabei völlig im Klaren, was Krogstad von Nora gewollt
hat, nämlich sich bei ihm für dessen Weiterbeschäftigung einzusetzen.
-
Nora lenkt das Gespräch zunächst auf die Vorbereitung ihrer
Einladung zu einem Kostümball bei Stenbergs am übernächsten Tag. Sie
bittet Helmer um Mithilfe bei der Kostümauswahl.
-
Erst nach einer Weile kommt sie wie zufällig wieder auf Krogstad zu
sprechen und will von Helmer wissen, welche Unbesonnenheit er sich denn
früher zu Schulden habe kommen lassen.
-
Helmer erklärt ihr, dass Krogstad Unterschriften gefälscht habe.
Natürlich sei jemand, der ein solches Vergehen begangen habe, nicht
unbedingt und für alle Zeiten zu verurteilen. Wer sich zu einer solchen
Tat bekenne und die Strafe abgebüßt habe, könne sich selbst auch wieder
moralisch aufrichten. Genau dies sei aber bei Krogstad nicht der Fall
gewesen, da dieser sich aus den Anschuldigungen nur herausgewunden habe.
Mit drastischen Worten wirft Helmer dazu das Bild eines fortwährenden
Lügners und Heuchlers an die Wand, der sich auch gegenüber seiner
Familie und seinen Kinder ständig verstellen müsse. Zugleich steht für
ihn fest, dass sich diese Lüge auch die anderen Mitglieder der Familie
anstecken werde. Unter Berufung auf seine anwaltliche Erfahrung
konstatiert Helmer schließlich, dass moralisch verdorbene Menschen
zumeist von ihren Müttern angesteckt worden seien. Krogstad wiederum sei
vor allem deshalb ein moralisch verkommener Mensch, mit dem es ihm
unmöglich sei, zusammenzuarbeiten, weil er jahrelang seine eigenen
Kinder auf solche Weise vergiftet habe.
-
Nachdem Helmer Nora das Versprechen abgenommen hat, sich nicht mehr
für Krogstad einzusetzen, zieht er sich in sein Arbeitszimmer zurück.
-
Nora weist das Kindermädchen Anne-Marie an, die zu ihr ins
Wohnzimmer drängenden Kinder nicht hereinzulassen.
-
In einem kurzen Monolog hängt sie in Gedanken dem Gespräch mit
Helmer nach und wehrt sich gegen die Vorstellung, sie habe nun ebenso
wie Krogstad ihre eigenen Kinder moralisch „vergiftet“. Sie will die
Bedeutung der Ansichten Helmers für sich und ihre Familie nicht
wahrhaben.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
04.03.2024
|