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Friedrich von Hagedorn (1708-1754)

Mirene

Literatur: Autorinnen und Autoren

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Autorinnen und Autoren [ Friedrich von Hagedorn Textauswahl  ... ] Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

 

 

Mirene stand an einer Quelle,

 

Bei welcher schöne Veilchen blühn,

 

Und sah um rasche Wasserfälle

 

Die ungezählte Herde ziehn

5

Die zählte sie mit wenig Freude,

 

Und sprach: Kaum dass ich's dulden kann;

 

Bei allen Weibchen, die ich weide,

 

Treff' ich nur einen Widder an

   
 

Will meine Mutter mich nur hören,

10

Ihr Schafe, so gelob' ich euch,

 

Ich will bald euer Wohl vermehren,

 

Und meines auch vielleicht zugleich

 

Ich kenne schon aus eignem Triebe,

 

Wie ungerecht das Glück verfährt,

15

Wann es der Jugend und der Liebe

 

Die Freiheit und die Wahl verwehrt

   
 

Nichts auf der Welt ist fast verliebter,

 

Als Damon, der sich mir geweiht:

 

Doch auf der Welt ist nichts betrübter,

20

Als seine trockne Zärtlichkeit

 

Er folgt mir, wo ich geh' und stehe,

 

Und kennet noch nicht meine Brust

 

Ein solches Leben gleicht der Ehe:

 

Allein, ihm fehlt noch ihre Lust

 
   

25

Er schneidet in die nahen Linden

 

Wohl zehnmal meines Namens Zug

 

Die Mühe kann mich zwar verbinden,

 

Und ihm scheint auch mein Dank genug

 

Mein Lob erklingt auf seiner Leier;

30

Mich wecket oft sein Saitenspiel:

 

Hingegen wird er nimmer freier,

 

Und ehret mich vielleicht zu viel

   
 

Ich ehrt' und liebt' ihn selbst vor Zeiten:

 

Das aber that ich als ein Kind

35

Nun wachs' ich auf, und gleiche Leuten,

 

Die klüger und erfahrner sind

 

Wahr ist's: mir hat er sich verschrieben

 

Soll ich daraus die Folge ziehn:

 

Ich müsse Damon ewig lieben,

40

Und keinen lieben, als nur ihn?

   
 

Will hier ein Schäfer sich erfreuen:

 

(Mich deucht, ich merk' es ziemlich oft,)

 

So führet er mich zu den Reihen,

 

Und tanzt und küsst mich unverhofft

45

Ein einz'ger scheint mir zu gefallen

 

Verräth mir Damon seinen Neid,

 

Ihr Schäfer: ja, so gönn ich allen

 

Den Kuss, den Damon mir verbeut

 

(aus: Poetische Werke, Zweyter Theil / Erstes Buch, Fabeln und Erzählungen; Referenzausgabe: Anonymus: Des Herrn Friedrichs von Hagedorn sämmtliche Poetische Werke, Bd. 2. Johann Carl Bohn: 1757, S. 66-69.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 28.01.2024

 
   Arbeitsanregungen:
  1. Interpretieren Sie das Gedicht.
  2. Arbeiten Sie dabei das Weltbild von Friedrich von Hagedorn und seiner Literaturepoche heraus.
  
 

 
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