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Ergebet euch mit freiem Herzen |
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Der jugendlichen Fröhlichkeit: |
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Verschiebet nicht das süße Scherzen, |
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Ihr Freunde, bis ihr älter seid |
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Euch lockt die Regung holder Triebe; |
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Dies soll ein Tag der Wollust sein: |
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Auf! ladet hier den Gott der Liebe, |
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Auf! ladet hier die Freuden ein |
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Umkränzt mit Rosen eure Scheitel |
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(Noch stehen euch die Rosen gut) |
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Und nennet kein Vergnügen eitel, |
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Dem Wein und Liebe Vorschub tut |
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Was kann das Totenreich gestatten? |
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Nein! lebend muss man fröhlich sein |
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Dort herzen wir nur kalte Schatten: |
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Dort trinkt man Wasser, und nicht Wein |
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Seht! Phyllis kommt: O neues Glücke! |
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Auf! Liebe, zeige deine Kunst, |
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Bereichre hier die schönsten Blicke |
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Mit Sehnsucht und mit Gegengunst |
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O Phyllis! glaube meiner Lehre: |
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Kein Herz muss unempfindlich sein |
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Die Sprödigkeit bringt etwas Ehre; |
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Doch kann die Liebe mehr erfreun |
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Die Macht gereizter Zärtlichkeiten, |
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Der Liebe schmeichelnde Gewalt, |
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Die werden doch dein Herz erbeuten; |
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Und du ergibst dich nicht zu bald |
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Wir wollen heute dir vor allen |
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Die Lieder und die Wünsche weihn |
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O könnten Küsse dir gefallen |
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Und deiner Lippen würdig sein! |
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Der Wein, den ich dir überreiche, |
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Ist nicht vom herben Alter schwer |
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Doch, dass ich dich mit ihm vergleiche, |
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Sei jung und feurig, so wie er |
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So kann man dich vollkommen nennen: |
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So darf die Jugend uns erfreun, |
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Und ich der Liebe selbst bekennen: |
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Auf Phyllis Küsse schmeckt der Wein |