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Zeittafel: Die Niederlande bis zum
Aufstand gegen Spanien
Auf einem Platz in Brüssel veranstalten Bürger ein
Armbrust-Wettschießen:
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Soest (Krämer), •
Jetter
(Schneider), • Buyck
(Holländer, Soldat unter Egmont),
• Ruysum (invalider Friesländer).
Soest liegt im Wettstreit
vorne, als Buyck anstelle von Jetter schießt und damit Schützenkönig
wird. Als Sieger muss er eine Runde ausgeben.
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Buyck lässt den Vergleich mit seinem Herrn, dem Grafen
•
Egmont, wegen seiner Treffsicherheit nicht gelten und
erklärt, dass er diesem zwar nicht das Wasser reichen, doch vieles von
ihm gelernt habe.
Mit einem Trinkspruch lassen die drei anderen im Anschluss daran, den
Schützenkönig Buyck hochleben. Der Trinkspruch "Ihro Majestät Wohl!
Hoch!" dürfe, so •
Jetter zu den anderen, natürlich nicht als das Hochlebenlassen des spanischen Königs,
»Philipp
II., (geb.
1527, 1556-98), missverstanden
werden, denn auf dessen Gesundheit trinke man nicht gerne in den
Niederlanden.
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Ruysum, der fast seit der Schlacht
von »Schlacht
von Saint-Quentin (•
1557) taube Invalide,
verwechselt das Ganze doch und gibt einen Trinkspruch auf den König
zum Besten, der aber von den anderen nicht im Chor bestätigt wird.
So kommt man ins Gespräch über den König, dessen Volksferne im
Gegensatz zu seinem Vater, »Karl V. (geb.
1500, 1516/19-56), betont wird. •
Soest betont die
besondere Mentalität und Eigenart der Niederländer, die von ihren
eigenen freien Fürsten regiert und nicht von fremden Herrschern
unterdrückt sein wollten. Während •
Jetter noch daran glaubt, dass die
gegenwärtige Misere nicht am König selbst, sondern an dessen
schlechten Ratgebern liege, widerspricht ihm •
Soest entschieden und
führt seinen zuvor ausgeführten Gedanken fort, indem er Egmont als
Beispiel für einen wohlwollenden, fröhlichen und das freie Leben
liebenden und volksnahen Fürsten preist.
Gleich zweimal hintereinander lässt die Runde Egmont nach einem Trinkspruch, den
dessen Soldat • Buyck ausgibt, hochleben. Seine militärischen Erfolge,
die erwähnt werden, sind zugleich Anlass für •
Ruysum und •
Buyck als
Teilnehmer der Schlachten von
St. Quintin (• 1557)und
Gravelingen (• 1557) von ihren
Kriegeserlebnissen unter dem Kommando Egmonts zu berichten, was am
Ende zu einem erneuten Hochlebenlassen des Grafen Egmont führt.
Als
•
Jetter bedauert, dass man den Niederländern •
Margarete von Parma
anstelle Egmonts als Regentin vorgesetzt hätte (•
1559), ergreift •
Soest Partei
für die Regentin und lässt sie hochleben, was alle im Chor
wiederholen.
Doch •
Jetter kann und will das Lob •
Soests für die Regentin
nicht gänzlich unwidersprochen stehen lassen und beklagt, dass sie in
ihrer Politik zu viel Rücksicht auf die Kirche und deren Interessen
nehme, wie die •
Schaffung von vierzehn neuen Bistümern im Lande, deren
Bischöfe von ihr selbst eingesetzt worden seien, zeige.
Als •
Soest die
• Regentin weiterhin in Schutz nimmt, berichtet
•
Jetter, was ihm wirklich
Sorge bereitet. Er habe kein Verständnis dafür, dass die neuen
Psalmen, die er selbst auch schon gesungen habe, als Ketzerei
verurteilt würden.
Buyck, der aus »Flandern kommt, das
• Graf Egmont als
•
Statthalter der Regentin regiert, kann dies offenbar nicht verstehen,
da in Flandern jeder beten könne, wie es ihm beliebe. Für •
Jetter wiederum ist der Hinweis auf die Freiheit in Flandern kein Grund zur
Beruhigung, denn er weiß zu berichten, dass •
überall
Inquisitionsrichter auf der Suche nach Ketzern bzw. Ketzereien seien.
Dies weist •
Soest von der Hand und gibt der
»Inquisition angesichts des
niederländischen Selbstbewusstseins und der Entschlossenheit seiner
heimischen Adeligen keine Chance. Doch solche Beschwichtigungen will •
Jetter nicht gelten lassen und stellt dar, wie schnell man als Ketzer
angeklagt werden könne, es reiche schließlich nur einmal bei einem
solchen Prediger der neuen Lehre zuzuhören. Seine direkte Frage an
•
Soest, ob er denn selbst jemals einen dieser neuen Prediger gehört
habe, beantwortet dieser mit einem klaren Ja und lässt sogar
Sympathien für die neue Art zu predigen und das neue Bibelverständnis
erkennen. So werden sich
•
Soest und •
Jetter am Ende doch darin einig, dass man
jeden nach seiner eigenen Weise predigen lassen solle.
Am
versöhnlichen Ende ihrer kleinen Meinungsverschiedenheit bringt •
Buyck •
Wilhelm von Oranien ins Spiel, den die Anwesenden in einem weiteren
Trinkspruch hochleben lassen. Nachdem die wichtigen "Gesundheiten"
ausgebracht sind, darf auch der Invalide •
Ruysum seine Trinksprüche
loswerden. Als er die alten Soldaten, alle Soldaten und schließlich
gar den Krieg selbst unter dem Beifall •
Buycks hochleben lassen
will, geht dem Schneider •
Jetter dies zu weit. Er erinnert an die
Gräuel des Krieges, an Not und Angst.
•
Soest glättet die Wogen, indem
er die Notwendigkeit einer wehrhaften und bewaffneten Bürgerschaft
betont, dem •
Jetter zwar wieder beipflichten kann, aber trotzdem
verleiht er seiner Skepsis gegenüber Soldaten und deren Gebaren, sehr
zum Unwillen • Buycks, Ausdruck.
Nach einer allgemeinen Witzelei über die
Motive •
Jetters für seine Soldatenschelte - •
Soest behauptet, die bei
•
Jetter einquartierten spanischen Soldaten hätten ihm auch die Frau
ausgespannt - vereint sich die Gruppe noch einmal, als die Bürger
von • Buyck, dem Soldaten, aufgefordert werden, auch einen Trinkspruch
auf das Bürgertum auszuloben. In allgemeinem Durcheinander der Stimmen
geben sie daraufhin Trinksprüche kund, die
Sicherheit, Ruhe, Ordnung und
Freiheit als die wichtigsten bürgerlichen Ideale zum Inhalt haben.
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Zeittafel: Die Niederlande bis zum
Aufstand gegen Spanien
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
07.03.2024