▪
Claire Zachanassian ist von der
Dramaturgie
her betrachtet, die Schlüsselfigur in ▪
Friedrich
Dürrenmatts ▪
"Der Besuch der alten Dame",
weil sie die eigentliche dramatische Handlung, den plot,
auslöst und durch ihr Handeln in Gang hält.
Als
Figur bleibt sie während der gesamten Bühnenhandlung ▪
statisch. Sie verändert sich und ihre Einstellungen im
gesamten Verlauf der Bühnenhandlung nicht und macht, z. B. im
Gegensatz zu ▪ Alfred Ill
keine Entwicklung durch.
Claire Zachanassian ist im Rahmen der dramatischen Handlung (plot:
▪ Die Komposition des Dramas)
von der ▪
Figurenkonzeption
her
betrachtet, eine
statische
Figur, die sich in ihrer ▪
Weite,
▪ Länge
und ▪ Tiefe
während der Bühnenhandlung nicht verändert.
Wie sie zu der Person geworden ist, die sie von
Beginn der Bühnenhandlung an ist, liegt in der ▪
Vorgeschichte
des Dramas begründet.
Bezieht man also die gesamte
Story in die
Überlegungen zur Figurenkonzeption mit ein, umfasst sie auch die
Entwicklung von Klara Wäscher zur Milliardärin Claire
Zachanassian, die im Rahmen der ▪
analytischen
Komposition des Dramas enthüllt wird. ( ▪
Aufbauschema
des analytischen Dramas).
Im Rahmen des Bühnengeschehens (Plot)
erweist sich die Figur der Claire Zachanassian von der ▪ Figurenkonzeption
her betrachtet indessen als eine
▪
statische,
▪
eindimensionale,
▪
geschlossene und mit der ▪
Tendenz zur Typisierung gestaltete Figur.
-
Sie entwickelt
sich während der Bühnenhandlung nicht, ist auf ein bestimmtes Verhalten
festgelegt. Salopp ausgedrückt: Claire Zachanassian "zieht durch", was
sie sich vorgenommen und was sie mit dem Milliardenangebot an Güllen in
Gang gebracht hat.
-
Sie verändert
sich während der dramatischen Handlung nicht, sondern bleibt ihren in
der Zeit ihrer langjährigen Abwesenheit von Güllen erworbenen
Überzeugungen treu.
Anschließend an
B.
Beckermann (1970) lassen sich drei verschiedene ▪
Dimensionen der
Figurenkonzeption unterscheiden:
-
Weite (W): Bandbreite der Entwicklungsmöglichkeiten einer
Figur, Offenheit, Festgelegtheit und Begrenztheit einer Figur
-
Länge (L): Entwicklung, die eine Figur zurücklegt auf Grund
von Veränderungen, Verstärkungen oder Enthüllungen
-
Tiefe (T): Verhältnis und Beziehung zwischen dem äußeren
Verhalten und dem Innenleben einer Figur
(vgl.
Pfister
(1977, S.241)
Zu literaturdidaktischen und analytischen Zwecken können den
Dimensionen Werte zugeordnet und das Ergebnis
visualisiert werden
(z. B. Word-Cloud,
gruppiertes Säulen- bzw. Balkendiagramm oder
Netzdiagramm). Ein Netzdiagramm, wie das obige Beispiel, kann dabei
mit unterschiedlichen Tabellenkalkulationen vergleichsweise leicht
erstellt werden. Ausgangspunkt kann auch ein Leerschema dazu sein,
dass handschriftlich oder als pdf-Version auch mit
Annotationsprogrammen auf dem Tablet ergänzt werden kann. (▪
Texte
am PC oder Tablet mit Annotationen versehen)
▪
Figurengestaltung
im dramatischen Text
▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
▪
Figurenkonstellation
▪
Konfiguration
▪
Figurencharakterisierung
▪
Figurenkonzeption
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.01.2024