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Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse
▪
Überblick
▪
Auswahl
(Zusammenstellungen wichtiger Strukturbegriffe)
•
WIE WIRD ERZÄHLT? (Zeitgestaltung,
Distanz, Perspektiven ...)
●
WAS WIRD
ERZÄHLT? (Handlung,
erzählte Welt, Figur, Raum)
▪
Überblick
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Raumgestaltung in erzählenden Texten
Der • Textauszug
"Lenz im Gebirge" aus • Georg Büchners
Erzählung •»Lenz« kann mit den
nachfolgenden • Markierungen und
Hervorhebungen erfasst werden.
Den
20.
Januar ging
Lenz durch’s
Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen
im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne
Flächen, Felsen und Tannen. Es war
nasskalt, das Wasser rieselte die Felsen
hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen
schwer herab in die
feuchte
Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber Alles so
dicht, und dann
dampfte der Nebel herauf und
strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump. Er
ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald
auf- bald abwärts.
Müdigkeit spürte er
keine, nur
war es
ihm
manchmal unangenehm,
dass er nicht auf dem Kopf
gehn konnte.
Anfangs
drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang,
der graue Wald sich unter ihm schüttelte, und der Nebel die Formen
bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte;
es drängte in ihm,
er suchte nach etwas,
wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles
so
klein, so nahe, so nass, er hätte die Erde hinter den Ofen
setzen mögen, er begriff nicht,
dass er so viel Zeit brauchte, um einen Abhang hinunter zu
klimmen, einen fernen Punkt zu erreichen; er
meinte, er müsse
alles mit ein paar Schritten ausmessen können. Nur
manchmal, wenn der Sturm das Gewölk in die Täler warf, und es
den Wald herauf dampfte, und die
Stimmen an den Felsen wach wurden, bald
wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brausten, in Tönen,
als wollten sie in ihrem
wilden Jubel die Erde besingen, und die Wolken
wie
wilde wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein
dazwischen durchging und kam und
sein
blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so dass ein
helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Täler schnitt;
oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und
einen
lichtblauen See hineinriss, und dann der Wind verhallte und tief
unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen
wie
ein Wiegenlied und Glockengeläute heraufsummte, und am
tiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm, und kleine Wölkchen
auf
silbernen Flügeln durchzogen und alle Berggipfel scharf und
fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten,
riss es ihm in der Brust, er
stand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen.
Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse
den Sturm in sich ziehen,
Alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über
der Erde,
er wühlte sich in das All
hinein, es war eine Lust, die ihm wehe tat; oder
er
stand still
und legte das Haupt in’s Moos und schloss die
Augen halb, und dann
zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie
wurde klein
wie ein wandelnder Stern
und tauchte sich in einen brausenden Strom, der seine klare Flut
unter ihm zog. Aber es waren
nur Augenblicke, und
dann erhob er sich nüchtern, fest, ruhig, als wäre ein
Schattenspiel vor ihm vorübergezogen, er
wusste von nichts mehr.
Gegen Abend
kam er auf die
Höh des Gebirgs, auf das Schneefeld, von wo man hinabstieg in die
Ebene nach Westen, er
setzte sich oben nieder.
Es war gegen Abend ruhiger geworden; das Gewölk lag fest und
unbeweglich am Himmel, so weit der Blick reichte, nichts als Gipfel,
von denen sich breite Flächen hinabzogen,
und alles so still, grau, dämmernd;
es wurde ihm entsetzlich einsam, er war allein, ganz allein,
er wollte mit sich sprechen, aber er konnte nicht, er wagte kaum zu athmen, das
Biegen
seines Flusses tönte wie
Donner unter ihm, er
musste sich niedersetzen; es
fasste ihn eine namenlose Angst
in diesem Nichts, er war
im Leeren,
er riss sich auf und flog den Abhang hinunter.
Es
war finster geworden, Himmel und Erde verschmolzen in Eins. Es
war
als ginge ihm was nach, und als müsse ihn was
Entsetzliches erreichen, etwas das Menschen nicht ertragen können,
als jage der Wahnsinn auf Rossen hinter ihm.
Endlich
hörte er Stimmen, er sah Lichter,
es wurde ihm leichter, man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde
nach
Waldbach. Er ging durch das Dorf, die Lichter schienen durch die
Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen, Kinder am Tische, alte
Weiber, Mädchen, Alles ruhige, stille Gesichter, es war ihm als müsse
das Licht von ihnen ausstrahlen,
es ward ihm leicht, er war bald
in Waldbach im Pfarrhause;
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.12.2023
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