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So
sehen Jugendliche ihr Verhältnis zu den Eltern (Clustering
und statistische Daten)
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Familie, Werte und
Religion (18.
Shell Jugendstudie 2019)
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Moderne Nesthocker ▪
Vorsicht Falle! Nesthockerei im Hotel Mama
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Baustein: Die Lebensform und Lebensstile der Eltern mit dem der
Tochter vergleichen
Die Ablösung aus
der Kleinfamilie aus der Sicht der Eltern
In der ▪
Kurzgeschichte ▪ »Die Tochter« von ▪
Peter Bichsel werden aus der Perspektive der
Eltern bzw. meist aus der personalen Perspektive des Vaters deren eigene und die von ihnen vermutete Lebensweise der
Tochter einander gegenübergestellt. Zugleich wird durch die Art und
Weise, wie die beiden Elternteile miteinander kommunizieren,
verdeutlicht, dass sie sich nicht echt und authentisch über die
Probleme miteinander austauschen, die sie mit der Situation haben,
die sie nach dem Auszug der Tochter aus dem Elternhaus erwarten.
Die Lebensweisen der Eltern und
ihrer Tochter unterscheiden sich in der Wahrnehmung der Eltern
grundlegend. Die Perspektive der Tochter, die Art also, wie sie das Ganze
sieht, wird nicht erzählt, kann nur durch die eine oder andere
indirekte Charakterisierung durch die Eltern in Umrissen erschlossen
werden. So zeigt die Tatsache, dass sie den Eltern auch auf deren
wiederholte Bitten, etwas über und von ihrer Arbeit zu erzählen,
offensichtlich keine Auskunft geben will, dass sie sich dadurch
ausgefragt und kontrolliert fühlt, zu einem Zeitpunkt, an dem sie
gerade ihr eigenes Leben entdeckt und erleben will. Zudem will sie
sich trotz der eindringlichen Bitte ihrer Eltern, ein paar Worte in
Französisch zu sprechen, nicht zu etwas hergeben, was sie aus
welchen Gründen auch immer nicht will.
Eltern |
Monika |
Mann "einfacher"
Arbeiter ("Lohntüte"), Mutter Hausfrau |
arbeitet in der Stadt als
Büroangestellte ("Bürofräulein")
|
|
ist größer
und blonder als die Eltern, hat einen feinen Teint ähnelt in ihrem
Aussehen und Verhalten der Schwester des Mannes |
leben als Familie auf dem Lande
außerhalb der Stadt |
Tochter
verbringt den ganzen Tag in der Stadt, arbeitet im Büro, isst
mittags in einem Tearoom und benutzt öffentliche Verkehrsmittel, hat
aber (noch) ein eigenes Zimmer in der Wohnung der Eltern |
folgen wie bei einem Ritual
einem stereotypen Ablauf während der einstündigen Wartezeit auf die
Rückkehr ihrer Tochter von der Arbeit, sitzen jede/r an seinem
gewohnten Platz |
Monika
kommt, seitdem sie in der Stadt arbeitet, eine Stunde später nach
Hause |
wollen, zumindest über
Berichte der Tochter, an deren Leben in der Stadt teilhaben |
berichtet
ihren Eltern nichts über ihr (Berufs-)leben in der Stadt |
haben kaum Kenntnisse über andere als die eigene Lebensweise,
machen sich aus ihren eigenen Erfahrungen ein Bild über die
Lebensweise der Tochter besitzen als Geschenk von ihrer Tochter
eine Vase aus blauem schwedischen Glas |
hat sich
ein paar "moderne" Konsumartikel zugelegt:
- hat einen Plattenspieler, hört Platten und besorgt sich
welche in der Stadt, kennt die Interpreten
- besitzt einen Spiegel, verschiedene Kosmetikartikel und
benutzt Parfum
- besitzt einen marokkanischen Lederhocker
- liest Modejournale und raucht Zigaretten
|
vergleichsweise geringe Schulbildung,
beeindruckt von den Französisch- und Stenografiekenntnissen der
Tochter Vater liest früher nach der Arbeit seine Zeitung |
beherrscht
die Kurzschrift (Stenografie) und hat Französisch gelernt |
bewundern die "Weltoffenheit" und den sozialen Aufstieg der
Tochter zum "Bürofräulein" |
fährt mit der Bahn zur Arbeit, hat ein rotes Etui mit einer
Dauerkarte (Abonnement)
hat gute Kontakte zu ihren Kolleginnen und begegnet Männern
unverkrampft und selbstbewusst
isst in ihrer Mittagspause eine Kleinigkeit in einem Tearoom
wird - womöglich - bald aus dem Elternhaus ausziehen, in die Stadt
ziehen und heiraten |
erwarten, dass die Tochter
in der näheren Zukunft aus dem Elternhaus auszieht und heiratet |
ihre
Freundin hat vor kurzem geheiratet und damit einen eigenen
"Hausstand" begründet |
Das Ritual des gemeinsamen Abendessens eine Psychofalle?
"Alle wichtigen Dinge im Leben,
auf die es letztlich ankommt, spielen sich in der Kleinfamilie
zwischen nur zwei bis vier Personen ab. Die ganze materielle
Abhängigkeit, aber auch alle tiefen Gefühle sind auf diesen engen
Rahmen zusammengepresst. Kein Wunder, wenn sich da Fixierungen und
Verstrickungen anbahnen. " So beschreibt Eva
Mühlbauer-Braun (1987, S.174-186) mögliche Ursachen für die
Schwierigkeiten, die mit dem Ablöseprozess der Kinder von den Eltern
zusammenhängen. Und: Je länger ein junger Mensch im Elternhaus lebt,
wo die Eltern
bestimmen,
wie gelebt wird, desto mehr Psycho-Fallen stehen bereit, die ihn
davon abhalten können, einen weiteren Schritt Richtung
Selbständigkeit zu tun." (ebd. S.26ff.)
Blickt man auf das
gemeinsame Abendessen, das die Eltern jeden Abend in aller
Schlichtheit inszenieren, kann man das Festhalten an diesem Ritual,
über dessen Verlauf und seine Bewertung durch die Tochter sich die
Erzählung ausschweigt, einen Versuch sehen, sich dem in absehbarer
Zeit auf sie zukommende Auszug der Tochter entgegenzustemmen. Es
fungiert, ohne dass sich die Eltern dieser Tatsache wohl bewusst
sind, wie eine Psycho-Falle, die der adoleszenten Tochter, die dabei
ist ihre Entwicklungsaufgaben wie die Übernahme von
Selbstverantwortung im Beruf als Büroangestellte, den Aufbau einer
Geschlechtsidentität (Kosmetik, Parfümgebrauch) oder die Entwicklung
eines eigenen Lebensstils im Wege stehen. Hinter den scheinbar
belanglosen Handlungen steht die weder eingestandene noch irgendwie
kommunizierte Angst der Eltern, die Tochter zu verlieren.
Moderne Nesthockerei - die Möglichkeit zum Perspektivenwechsel
Heute hat sich die Sicht der (erwachsenen) Kinder auf den Auszug
aus dem Elternhaus vielfach vollkommen verändert. Jugendliche und
junge Erwachsene kommen mit den unterschiedlichen Lebensstilen der
alten und der neuen Generation offenbar innerfamiliär bestens
zurecht, was Umfragen bestätigen. "Hotel
Mama" und das Wort von den "modernen
Nesthockern" sind dabei die zwei Seiten einer Medaille.
Jugendliche verlassen immer später das Elternhaus und messen der ▪
Familie eine wachsende Bedeutung zu.
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So
sehen Jugendliche ihr Verhältnis zu den Eltern (Clustering
und statistische Daten)
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Familie, Werte und
Religion (18.
Shell Jugendstudie 2019)
▪
Moderne Nesthocker
▪
Vorsicht Falle! Nesthockerei im Hotel Mama
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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