Im ▪
Alltagssprachgebrauch ist, wenn
in unserer alltäglichen Kommunikation von Thema die Rede ist,
meist nicht nur gemeint, worum es geht, sondern auch was über den
zentralen Gegenstand der Kommunikation ausgesagt wird.
Insofern liegen
Thema und
Inhalt, zumindest in Form von Grund- oder Leitgedanken über den
Gegenstand, in der Alltagssprache nicht weit auseinander.
Das Thema eines
Textes ist keine objektive Textgröße. Ebenso wenig besitzt es eine
bestimmte Gestalt. (vgl.
Brinker 1985/2001, S. 55; vgl.
Lahn/Meister 2013, S.206). Dies gilt für alle Arten von
Texten, egal ob es sich um ▪
kontinuierliche oder diskontinuierliche Texte (häufig auch
synonym: lineare und nicht-lineare Texte) handelt. Die Zuordnung
eines Textes zu einem Thema ist ein interpretativer und
konstruktiver Vorgang, der textinterne und textexterne Faktoren
umfasst. (vgl. van
Dijk 1980a, S.45f.)
Die Rolle, die
das Thema für die Produktion und das Verstehen von Texten
besitzt, ist außerordentlich wichtig. Fast alle Teile eines
Textes stehen in einem direkten oder indirekten Bezug mit ihm.
Dementsprechend "darf der gemeinsame Text-Thema-Bezug der
Teileinheiten des Textes als wesentliches Merkmal der ▪
textsemantischen Kohärenz
gelten." (Heinemann/Heinemann
2002, S.79)
Brinker
(92018, S.44) unterscheidet generell zwischen
thematischen und grammatischen Kohärenzbedingungen, auch wenn er
zwischen ihnen keine unüberwindlichen Grenzen gezogen sieht. So
betont er, dass "eine wichtige Aufgabe der grammatischen
Verknüpfungsstruktur nun darin (besteht), dass sie als
Trägerstruktur für die thematischen Zusammenhänge des Textes
fungiert, d. h. sie verweist auf eine andere ('tiefere')
Schicht, die wir als 'thematische
Textstruktur' bezeichnen." (Brinker
(92018, S.44)
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Dass das Thema
eine zentrale Rolle beim Verstehen von Texten spielt, ist
unstrittig. Was allerdings genau darunter verstanden wird, hängt
von den theoretischen Ansätzen und Konzepten ab, die sich damit
beschäftigen.
Auch wenn wir
hier, nicht zuletzt ▪ aus
didaktischen Gründen, im Wesentlichen der ▪
textthematischen Analyse »Klaus Brinkers
(1938-2006) (1985f.)
im Rahmen seiner
▪
integrativen (linguistischen)
Textanalyse folgen, das als ein ▪
Rahmenmodell zur Textbeschreibung e. S..
angesehen werden kann, bedeutet dies nicht, dass auch andere
Modelle, wie z. B. das ▪
propositionale
Makrostrukturkonzept Teun A. van Dijks, die "Themafrage" auf ihre jeweils besondere Art und
Weise betrachten und untersuchen.
Es geht daher
in diesem Arbeitsbereich, der Brinkers Modell der ▪
Textthematischen Analyse in den Mittelpunkt
stellt darum,
auch nicht darum, dieses
als das einzig "richtiges" Konzept der linguistischen Textanalyse zu
präsentieren. Dazu ist das wissenschaftliche "Angebot" in diesem
Bereich einfach zu groß, das sich dazu noch auf komplexe
theoretische Konzepte unterschiedlichster Art stützt (z. B.
grammatisch oder semantisch orientierte, handlungstheoretisch
fundierte, kognitiv orientierte etc.) (vgl.
Heinemann/Heinemann 2002, S.196)
Wenn man sich bei der
Definition des Begriffes
Thema am Alltagsprachgebrauch des Begriffs orientiert, kann man den Begriff
Thema als den "Kern des Textinhalts" (Brinker
1985/2001, S. 56, Hervorh. d. Verf.) ansehen. Dabei bezeichnet der
Begriff Textinhalt "den auf einen oder mehrere Gegenstände (d. h.
Personen, Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen, Vorstellungen usw.)
bezogenen Gedankengang eines Textes." (ebd., S.56)
Auch für Barbara
Sandig
(2006, S.340) spricht einiges für diese "Inhaltstheorie" des
Themas, die auf der Grundlage des von Brinker vertretenen
Textbegriffs steht, "nach der die ▪
Textfunktion dominant ist." (ebd.)
Dabei können unter textstilistischer Perspektive verschiedene ▪
Thema-Aspekte unterschieden werden.
Was jemand für das Thema eines Textes hält und dann gegebenenfalls mit
anderen im Gespräch zum Thema macht, kann grundverschieden sein. Denn das
Textthema ist weder eine objektive Größe, noch besitzt es eine bestimmte
Gestalt.
Selbst unter textlinguistischer Betrachtung ist der Begriff -
wie auch der Begriff der ▪
thematischen Entfaltung - nur eine
Analysekategorie.
Sie geht von der "Annahme aus, dass Texte einen
thematischen Kern, ein Thema haben, das nach bestimmten (letztlich wohl
kommunikativ gesteuerten) Prinzipien zum Gesamtinhalt des Textes entfaltet
wird." (Brinker
92018, S. 52)