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Textfunktion

Überblick

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Linguistik (Sprachwissenschaft)
Rechtschreibung Grammatik / Syntax Semantik Pragmatik Soziolinguistik Textlinguistik Überblick Textbegriff ▪ Syntaktisch-systemlinguistischer Ansatz Pragmatischer Ansatz [ Textfunktion Überblick ◄ ▪ Indikatoren der Textfunktion Funktionale Texttypen (Große 1976) Funktionstypen (Heinemann/Viehweger 1991) Textuelle Grundfunktionen (Klaus Brinker ] Textmuster Textsorten Text und Stil Textanalyse Bausteine  Gesprächsanalyse Schreibformen Rhetorik Operatoren im Fach Deutsch
 

Kommunikationsbezogener Ansatz von Klaus Brinker (1985/1997)
Überblick

Arbeitsschritte zur Textsortenklassifikation
Modell der integrativen Textanalyse
Überblick
Arbeitsschritte
Analyse des Kontexts
Analyse der Textfunktion
Analyse der grammatischen und thematischen Textstruktur »

Im Alltagssprachgebrauch wird der Begriff Funktion meistens verwendet, um die Rolle oder Aufgabe einer Person, eines Sachverhaltes oder eines Gegenstandes innerhalb eines größeren Ganzen zu beschreiben (Funktion des Lehrers, Funktion des Tempolimits, Funktion der Niere).

Ganz ähnlich kann man unter dem Begriff »Textfunktion« zunächst ganz allgemein den Sinn verstehen, den ein Text in einem Kommunikationsprozess erhält oder den Zweck, den er im Rahmen einer bestimmten Kommunikationssituation erfüllt. (vgl. Brinker 92018, S.87)  Oder anders ausgedrückt und auf den zugrundeliegenden erweiterten ▪ Textbegriff bezogen:

"Ein Text ist eine komplex strukturierte, thematisch wie konzeptuell zusammenhängende sprachliche Einheit, mit der ein Sprecher eine sprachliche Handlung mit erkennbarem kommunikativen Sinn vollzieht." (Linke u. a. 1994, S.245)

Besteht über die kommunikative Ausrichtung des Begriffs der Textfunktion in der Linguistik weitgehend Einigkeit, gibt es doch unterschiedliche Konzepte. So hat man lange und ausgiebig auf »Karl Bühlers (1879-1963) Sprach-(Zeichen)-Modell und die damit verbundene Theorie der »Sprachfunktionen  (Darstellung, Ausdruck, Appell) (1934) zurückgegriffen, wie er sie in seinem »Organon-Modell) entwickelt hat. Vor allem aber rekurrierte man auf die ▪ Sprechakttypen »John R. Searles (geb. 1932), der die ▪ Sprechakttheorie von »John Austin (1911-1960) weiterentwickelt hat, und fünf verschiedene Klassen von Sprechakten, genauer gesagt, fünf verschiedene Klassen ▪ illokutionärer Akte unterscheidet.

Klaus Brinkers (92018, S.104) Haupteinwand "gegen alle auf Bühler basierenden Klassifikationen", zu denen neben der Searles, auch die von Große (1976) u. a. zählen, besteht darin, dass ihre Einteilungen "- sprachtheoretisch gesehen - auf unterschiedlichen Kriterien beruhten" und "insofern nicht ganz homogen sind". Brinkers textfunktionaler Ansatz geht dagegen von einem einheitlichen Kriterium aus, nämlich der "Art des kommunikativen Kontakts, die der Emittent mit dem Text dem Rezipienten gegenüber zum Ausdruck bringt." (Brinkers 92018, S.105)

Bis heute jedenfalls gibt es keine allgemein verbindlichen Kriterien, die bestimmte Textfunktionen ausmachen und zur Analyse herangezogen werden.

Vor allem die von Textfunktionen abgeleitete Textsortenarten bzw. Textsortenklassifikation fällt dabei unterschiedlich aus. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Texte viele Funktionen übernehmen können. Dazu zählen z. B. "Sprechakt-Funktionen, emotive (emotionale), soziale, klärende, selbstdarstellende, gruppenindizierende, interaktionsregelnde, bewertende, religiotrope (auf religiöse Einstellungen bezogene), die Informationsfunktion, die Aufforderungsfunktion, die Kontaktfunktion, um nur einige zu nennen."  (Heinemann/Vieweger 1991, S.149)

Dabei werden in der kommunikations- bzw. interaktionsorientierten Linguistik  aus der Vielzahl potentieller Textfunktionen jene als grundlegend angesehen, die einen "Beitrag zur Realisierung gesellschaftlicher Aufgabenstellungen und individueller Ziele sowie zur Konstituierung sozialer Beziehungen" leisten. (ebd., S.148)

Textfunktionen stellen die Grundlage von Textklassifikationen bzw. Texttypologien dar und bestimmen darüber, ob eine bestimmter Text bzw. eine bestimmte Textsorte zu einer bestimmten Textklasse gehört oder nicht. Wenn wie z. B. in einem Bericht die informierende Textfunktion vorherrscht, wird er eben zur Klasse der Informationstexte gezählt.

Wenn man die Textfunktion als ein konstitutives Merkmal von Texten betrachtet, richtet man den Blick quasi über den formulierten Text hinaus. Dabei bezieht sich der Begriff der Textfunktion immer auf das Textganze, d. h. die kommunikative Funktion des Ganzen lässt sich nicht einfach aus der Summe einzelner Sätze und deren Funktion in einem Textganzen ermitteln.

Stattdessen geht man davon aus, dass das "Außenleben" eines Textes (textexterne Faktoren) eigentlich mehr über das aussagt, wie sein Verfasser den Text verstanden haben will, als der Text selbst.

Das "Innenleben" eines Textes (textinterne Faktoren) wird hingegen von anderen Ansätzen als Hauptkriterium des Textbegriffs herangezogen. Dabei sieht man, etwas salopp gesagt, darauf, was den Text zusammenhält und ihn auf diese Weise zu einem Text macht. (Kohärenzorientierter Textbegriff)

Das "Außenleben" eines Textes als Grundlage des Textbegriffs wird von der ▪ linguistischen Pragmatik erforscht.

Sie fragt u. a. danach, welche Kommunikationshandlung auf der Basis welcher spezifischen Kommunikationsstrukturen mit einem bestimmten Text vollzogen werden sollen.

Am Beispiel eines ▪ Geschäftsbriefs könnten dies z.B. Bestellungen, Reklamationen, Mahnungen u. ä. sein. Dabei geht die linguistische Pragmatik davon aus, dass die Funktion eines Textes letztlich nichts anderes darstellt als die Absicht seines Verfassers (genauer: Emittenden), "die der Rezipient erkennen soll" (Brinker 92018, S.97)

Während also der rein ▪ kohärenzorientierte Textbegriff den Blick mehr auf das "Innenleben" von Texten richtet, schließt der um die Textfunktion erweiterte auch das "Außenleben" des Textes mit ein und folgt damit dem Ansatz, wonach sich "die umfassende Bedeutung einer sprachlichen Einheit nicht nur aus Form und Inhalt, sondern eben auch aus dem Erfassen der kommunikativen Struktur ergibt" (Linke u. a. 1994, S.254) 

Die Bestimmung der allgemeinen Textfunktion mit textexternen Faktoren (Kontextuelle Analyse) und die Bedeutung der jeweils dominierenden Textfunktion

Die Bestimmung der allgemeinen Textfunktion, den Zielen also, die in der Kommunikation mit ihm erreicht werden sollen, kann sich, wenn dies nicht im Text explizit zum Ausdruck gebracht wird, im Allgemeinen nicht auf textinterne Faktoren gründen, sondern basiert vor allem auf allem auf textexternen (außertextlichen, kontextuellen) Faktoren, die bei der kontextuellen Analyse des Textes untersucht werden.

Dazu zählt der situative Kontext, vor allem der institutionelle Kontext in dessen Rahmen der Text seine kommunikativen Ziele erfüllen soll. Im Einzelnen gehören dazu zum Beispiel die nachfolgenden Faktoren bzw. Aspekte:

  • Adressat des Textes

  • Situationszusammenhang

  • Beziehung der Kommunikationspartner

  • Weltwissen, das die Kommunikationspartner miteinander teilen

  • gemeinsames Textmusterwissen der Kommunikationspartner

  • gemeinsames Handlungswissen der Kommunikationspartner

  • usw.

(vgl. Linke u. a. 1994, S.246)

Texte lassen sich angesichts ihres komplexen "Außenlebens", also der Vielfältigkeit der Bedingungen, unter denen sie ihre kommunikativen Ziele erreichen sollen, meistens nicht auf eine einzige Textfunktion festlegen. Es werden also in den meisten Texten mehrere Textfunktionen realisiert.

So erfüllen bestimmte Textsorten auch häufig mehr als eine Funktion (z.B. Kochrezept: informativ und appellativ). Auch ein (privater) ▪ Geschäftsbriefs kann gleichzeitig einen Dank und eine Reklamation beinhalten, wenn z.B. für eine bestimmte Lieferung gedankt wird, zugleich aber reklamiert wird, dass noch etwas zur Lieferung aussteht. Ob es sich aber hauptsächlich um ein Dankesschreiben oder eine Reklamation handelt, ergibt sich u. a. aus dem Situationszusammenhang, der Beziehung der Geschäftspartner zueinander und ihrem allgemeinen Textmuster- und Handlungswissen im Zusammenhang mit solchen Geschäftsvorgängen.

Da aber in der Regel der Kommunikationsmodus eines Textes nur durch eine Funktion bestimmt wird, kann man die jeweils dominierende Kommunikationsfunktion als Textfunktion bezeichnen (vgl. Brinker 92018, S.88) Klaus Brinker (92018, S.100) verdeutlicht diesen Zusammenhang an dem ▪ Beispiel eines Geschäftsbriefes.

Der Begriff der Textfunktion lässt sich mit dem in der ▪ Sprechakttheorie verwendeten illokutiven bzw. illokutionärem Aktes in Bezug setzen, da in beiden Fällen sowohl der intentionale als auch der konventionelle Aspekt einer Äußerung im Mittelpunkt stehen.

  • Der illokutive Akt (▪ Illokutionärer Akt) legt den Handlungscharakter einer Äußerung fest.

  • Die Textfunktion bestimmt den Kommunikationsmodus eines Textes. Dieser drückt die Art des kommunikativen Kontakts aus, die der Emittent mit seinem Text dem Rezipienten anbietet. (vgl. ebd.)

Klaus Brinker knüpft bei seiner textanalytischen Bestimmung der Textfunktion zwar an das sprechakttheoretische Konzept der ▪ Illokutionsindikatoren an, geht aber davon aus, dass die Textfunktion "durch bestimmte innertextliche (vor allem sprachliche) und außertextliche (kontextuelle) Mittel angezeigt wird". (Brinker 92018, S.99) Diese Mittel bezeichnet er als ▪ Indikatoren der Textfunktion.

Illokutionsstrukturen als Basis der Textfunktion

Auf eine genauere Betrachtung sprechakttheoretischer Überlegungen zur Textsortenklassifikation mit Hilfe der ▪ Analyse von Illokutionsstrukturen (▪ Illokutionsindikatoren) wird hier nicht näher eingegangen.

Soviel aber doch: Sprechakttheoretische Überlegungen unterscheiden gewöhnlich vier verschiedene Textklassen: informierende, auffordernde, befehlende und unterhaltende Texte, denen die fünf Klassen ▪ illokutionärer Akte zugrunde liegen, die »John R. Searle (geb. 1932) bei seiner Weiterentwicklung der ▪ Sprechakttheorie von »John Austin (1911-1960) bestimmt hat: ▪ Repräsentiva (Assertiva), ▪ Direktiva, ▪ Kommissiva, ▪ Expressiva und ▪ Deklarativa. Diese Hauptklassen können nach weiteren Kriterien weiter differenziert werden.


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Der textfunktionale Ansatz von Klaus Brinker

Auch das textfunktionale Modell von »Klaus Brinker (1938-2006) (92018, S.97-132), das hier im Fokus steht, ist auch "sprechakttheoretisch fundiert [...], um dem Text als komplexer sprachlicher Handlung gerecht zu werden." (ebd., S.97)

Brinker definiert den Begriff der Textfunktion so, dass er dem sprechakttheoretischen Begriff des ▪ illokutiven bzw. illokutionären Akts weitgehend entspricht. Das bietet sich vor allem deshalb an, weil Brinkers textfunktionaler Ansatz ebenso wie die ▪ Sprechakttheorie sowohl den intentionalen als auch den ▪ konventionellen Aspekt einer Äußerung in den Mittelpunkt stellen.

Die Beziehung der beiden Kategorien stellt sich dabei für ihn wie folgt dar:

  • Der illokutive Akt (▪ Illokutionärer Akt) legt den Handlungscharakter einer Äußerung fest.

  • Die Textfunktion bestimmt den Kommunikationsmodus eines Textes. Dieser drückt die Art des kommunikativen Kontakts aus, die der Emittent mit seinem Text dem Rezipienten anbietet. (vgl. ebd.)

Dem trägt auch die Definition der Kategorie Textfunktion durch Brinker Rechnung:

"Der Terminus 'Textfunktion' bezeichnet die im Text mit bestimmten, konventionell geltenden, d. h. in der Kommunikationsgemeinschaft verbindlich festgelegten Mitteln ausgedrückte Kommunikationsabsicht des Emittenden. Es handelt sich also um die Absicht des Emittenden, die der Rezipient erkennen soll, sozusagen um die Anweisung (Instruktion) des Emittenden an den Rezipienten, als was dieser den Text insgesamt auffassen soll, z. B. als informativen oder als appellativen Text." (Brinker 92018, S.97)

Auch wenn der textfunktionale Ansatz Klaus Brinkers als Basis der Einteilung auf die ▪ Sprechakttypen bzw. Illokutionstypen »John R. Searles (geb. 1932) zurückgreift, modifiziert er sie durch die Einführung der Informations- und Kontaktfunktion von Texten, mit denen er Searles Sprechakttypen der ▪ Repräsentiva (Assertiva) und ▪ Expressiva, die ihm "nicht nicht deutlich genug auf das interaktive Moment bezogen sind" (ebd., S.105)

Zudem knüpft Klaus Brinker bei seiner textanalytischen Bestimmung der Textfunktion an das sprechakttheoretische Konzept der ▪ Illokutionsindikatoren an, geht aber davon aus, dass die Textfunktion "durch bestimmte innertextliche (vor allem sprachliche) und außertextliche (kontextuelle) Mittel angezeigt wird". (Brinker 92018, S.99) Diese Mittel bezeichnet er als ▪ Indikatoren der Textfunktion.


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Klaus Brinker teilt die Textfunktionen unter dem von ihm ins Zentrum gestellten kommunikativ-funktionalen Aspekt der interpersonalen Beziehung" in fünf verschiedene textuelle Grundfunktionen ein, die in konkreten Texten oder Textsorten in vielfältigen Ausprägungen (Varianten) vorkommen (vgl. ebd., S.101): ▪ Informationsfunktion, ▪ Appellfunktion, ▪ Obligationsfunktion, ▪ Kontaktfunktion und ▪ Deklarationsfunktion.

Zu diesen "textuellen Grundfunktionen" kann man auch noch die "sog. poetische (ästhetische) Funktion" zählen, "die in literarischen Texten dominiert und primär Gegenstand literaturwissenschaftlicher Untersuchung ist" (ebd., S.106, Anm.68) (vgl. dazu Große 1976, S. 40ff.).

Von besonderer Bedeutung für die Funktion eines Textes ist dabei auch, dass sie von bestimmten "bestimmte(n) Regeln (Konventionen) sprachlicher und kommunikativer Art" abhängt, die in der jeweiligen Kommunikationsgemeinschaft die Mittel dafür festlegen, wie eine bestimmte Kommunikationsabsicht des Textproduzenten/Emittenden ausgedrückt werden kann und muss, um die mit einem Text verfolgten Kommunikationsziele auch zu erreichen.(Brinker 92018, S.97) Man spricht daher von der ▪ Konventionsabhängigkeit der Textfunktion.

Kommunikationsbezogener Ansatz von Klaus Brinker (1985/1997)
Überblick

Arbeitsschritte zur Textsortenklassifikation
Modell der integrativen Textanalyse
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Arbeitsschritte
Analyse des Kontexts
Analyse der Textfunktion
Analyse der grammatischen und thematischen Textstruktur »

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 17.12.2023

 
 

 
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